Die Rueckkehr
verschwitzte Gesicht des Wachmanns, das zu einer Schmerzensgrimasse mit eingezogenen Wangen verzogen war.
»Jermichael Foley, du Dumpfbacke«, sagte Deitz und ging neben dem Wachmann auf ein Knie. »Haben wir nicht immer gesagt das Einbuchten überlassen wir den scheiß Cops ? Haben wir das nicht immer gesagt?«
Jermichael Foley nickte lebhaft und versuchte, die Blutung am Knie zu stillen. Deitz stieß seinen Zeigefinger in die Schusswunde, was Jermichael zu einem erneuten Kreischen wie aus einer Dampfpfeife veranlasste.
»Scheiße, Mr Deitz, Sie haben mich angeschossen!«
»Yeah, aber bloß ins Knie, da können wir doch sicher gute Freunde bleiben. Das Knie ist allerdings total im Arsch, fürchte ich. Selber schuld.«
Er klopfte dem Wachmann auf die Schulter und nahm ihm das Walkie-Talkie vom Gürtel. Er hob die Waffe des Wachmannes auf, die unvermeidliche Glock 17. Rundherum war von Zivilpersonen nichts mehr zu sehen, und Chu und er standen allein in einer Art Hof vor dem Eingang des Bass Pro Shops. Zwei Angestellte in Latzhosen und karierten Hemden waren angestrengt damit beschäftigt, die Glasschiebetüren zu schließen, mit denen der Laden abgeriegelt wurde.
Deitz hob die Sig und feuerte zwei Schüsse auf die beiden ab. Sie ließen sofort alles fallen und verschwanden in blinder Flucht im schummrig beleuchteten Inneren des Ladens.
Dessen Ausdehnung war unermesslich: zwei Etagen, vollgestopft mit jeder Art von Sportausrüstung, die das Herz des amerikanischen Mannes begehren konnte. Boote, Angelruten, noch mehr Boote, Kanus, Zelte, Ferngläser, alles nur Erdenkliche in Tarnfarben in allen möglichen Feld-, Wald- und Wiesentönungen. Hier und da ein apartes Grüppchen ausgestopfter Tiere auf den Vitrinen.
Und die ganze obere Galerie entlang Waffen, eine Sorte nach nach der anderen – Gewehre, Schrotflinten, Pistolen –, offen vor Chus Augen ausgebreitet. Er versuchte Deitz’ Versicherung, niemanden umbringen zu wollen, mit der Zwangsaneignung eines Arsenals zusammenzubringen, das groß genug war, um einen Aufstand loszutreten.
Er dachte, dieser merkwürdige Moment der Ruhe vor der Scheiße, die unweigerlich losbrechen würde, wäre vielleicht der geeignete Zeitpunkt, Deitz eine Kugel in den Kopf zu jagen, aber die Hände versagten ihm den Dienst und der Zeitpunkt verstrich.
Deitz war in Richtung Eingang unterwegs, als einer der aufgerichteten Bären umstürzte und im Augenblick darauf ein donnernder Knall im Obergeschoss des Einkaufszentrums widerhallte. Deitz blieb in Bewegung, aber Chu drehte sich um und sah zwei große Männer in schwarzen Kampfanzügen auf sie zulaufen, beide mit kurzläufigen schwarzen Schießprügeln in der Hand, die noch in Blasslila ziemlich tödlich ausgesehen hätten.
Chu sah zu, wie der linke die Waffe hob – und damit auf seinen Kopf zielte. Chu konnte an der Mündung ein blitzendes blaues Flackern sehen – etwas pfiff ihm am Hemdkragen vorbei. Dann das Knattergeräusch. Eine Maschinenpistole.
Was Chu selbst ungeheuer und nachhaltig überraschte, war, dass er jetzt, angetrieben von einem verkümmerten Gen aus dem Erbgut von Timur dem Lahmen vielleicht, seine Waffe zog, damit grob in Richtung der Cops zielte und schoss.
Der Rückstoß war heftig – wo die Kugel einschlug, wusste Gott allein –, der Lauf flog nach oben und die Mündung knallte Chu an die Stirn und schlug ihm eine Platzwunde – die Waffe flog ihm aus den kribbelnden Händen und landete in fünf Metern Entfernung, prallte zweimal vom Boden ab, ein weiterer Schuss löste sich, und dann drehte sie sich auf den Steinfliesen um sich selbst wie ein Kreisel aus Stahl.
Halb betäubt stand Chu da, Blut lief ihm in die Augen und er zwinkerte die Pistole an, während ihm von den Steinfliesen Querschläger aus den Waffen der Cops um die Ohren pfiffen, und eine Kugel streifte ihn am rechten Ärmel.
Er hörte, wie Deitz ihn anbrüllte.
»Himmel noch mal, Chu, was ist das jetzt für eine Scheiße? Jetzt aber rein mit dir!«
Chu drehte sich um. Deitz stand unmittelbar hinter der Tür zum Pro Shop. Er hatte die beiden Glastüren bis auf einen Spalt geschlossen. Hinter Chu ging das Knattern weiter und weiße Kleckse zogen sich über das Glas, in gerader Linie auf Deitz’ Kopf zu. Die Einschläge ließen Deitz zurückzucken und er brüllte Chu an.
»Komm schon, du blöder Arsch.«
Er war durch die Türen und Deitz schlug sie zu, während sich eine neue flatternde Linie aus weißen Flecken auf das Glas legte.
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