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Die Rückkehr der Jungfrau Maria

Die Rückkehr der Jungfrau Maria

Titel: Die Rückkehr der Jungfrau Maria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjarni Bjarnason
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sie, dass der Brief eine Falle darstellte. Ich versuchte, an ihre Vernunft zu appellieren.
    »Was glaubst du denn, wer das Siegel des Vatikans und die Unterschrift des Papstes fälschen würde? Es ist doch völlig klar, dass der Brief echt ist und wir damit eine reale Chance haben, unsere Probleme zu überwinden und gleichzeitig Großvaters Ehre wiederherzustellen.«
    Maria schien mir gar nicht zuzuhören. Sie wiederholte immer wieder, sie spüre, dass das nicht richtig sei, und bat mich schließlich inständig, nicht zu dem Treffen mit der Delegation zu gehen. Lange Zeit bestand ich darauf, doch als der Tag voranschritt und Maria nichts aß, krank vor Sorge, änderte ich meine Meinung und versprach ihr, den schrecklichen Brief mitsamt des Inhalts zu vergessen. Als Maria sah, wie ich den Zettel mit der Adresse für das Treffen zerriss und in den Mülleimer warf, bekam sie wieder gute Laune, und wir genossen den Rest des Tages.
    Am Nachmittag des folgenden Tages ging ich zum Postamt. Das Geld von Margret war eingetroffen, und ich war verblüfft, wie viel sie geschickt hatte. Eine halbe Million. Davon konnten wir mehrere Monate leben, sogar das Land verlassen und ein neues Leben beginnen. Als ich aus dem Postamt kam, war ich sehr zuversichtlich und hatte das Gefühl, alles sei möglich. Ich wollte schnell nach Hause und Maria die Neuigkeit mitteilen, zumal ich versprochen hatte, nicht lange wegzubleiben, schlug aber die entgegengesetzte Richtung ein. Zum Dom. Ich versuchte mir einzureden, ich genösse nur das schöne Wetter, doch als ich auf die Straße stieß, die in dem Brief des Papstes genannt worden war, bog ich ein. Langsam wurde es spät. Ich trug eine Sonnenbrille und war wie ein Araber gekleidet, sodass kaum Gefahr bestand, dass mich jemand erkannte.
    Wenn ich nicht herausfinde, ob es sich um eine echte Chance handelt, werde ich es ewig bereuen.
    Als ich mich dem Ort des Treffens näherte, ging ich auf den Bürgersteig auf der anderen Straßenseite. Gegenüber dem Gebäude befand sich ein Zeitungsstand. Dort blieb ich stehen und gab vor, das Angebot zu begutachten, während ich immer wieder hinüberschaute. Auf den Stufen vor dem Gebäude standen vier Polizisten, aber ich war mir nicht sicher, ob das ein schlechtes Zeichen oder einfach normal war. Nach kurzer Zeit traten zwei Männer in Mänteln aus dem Haus und blickten sich um. Dem Verhalten der Polizisten nach zu schließen, waren es ihre Vorgesetzten.
    Habe ich diese Männer nicht schon mal gesehen?
    Auf einmal erinnerte ich mich, wo ich die Männer gesehen hatte. Es waren dieselben, die in das Hotel zum Maurer Magnus gegangen waren, an dem Tag, an dem ich Dr. Peter angerufen und ihm vorgelogen hatte, ich hielte mich dort auf, woraufhin ich von ihm Hinweise auf Marias Aufenthaltsort bekommen hatte. Ich kaufte dem Verkäufer eine Zeitung ab und ging weiter.
    Als ich zurück zur Pension kam, war ich eine halbe Stunde länger fort gewesen, als ich Maria versprochen hatte. Langsam und mit einem verzweifelten Glitzern in den Augen öffnete sie die Zimmertür und fiel mir, als sie mich sah, um den Hals.
    »Wo bist du denn gewesen? Ich hatte furchtbare Angst, dass etwas passiert sei.«
    »Ach, es gab ein bisschen Durcheinander bei der Post, ein Missverständnis. Aber am Ende hat es geklappt.«
    Ein angstvolles Zittern durchlief ihren Körper, und sie sagte:
    »Ich hatte solche Angst, dass wir zum zweiten Mal getrennt würden, und wollte nur noch sterben.«
    Ich drückte sie lange an mich, liebkoste sie und versprach ihr, dass sich das nicht wiederholen würde. Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, erzählte ich ihr, dass Margret uns eine halbe Million geschickt hatte.
    »Hier ist deine Hälfte.«
    »Nein, ist es nicht besser, wenn du dich um das Geld kümmerst?«
    Ich nahm ihre Hand und legte das Geld hinein.
    »Margret hat es uns geschickt, nicht mir. Außerdem …«
    »Außerdem was?«
    Ich hatte eigentlich sagen wollen »außerdem muss jeder von uns alleine zurechtkommen, wenn etwas passiert und wir getrennt werden«, wusste aber, dass dies Maria ängstigen würde.
    »Außerdem ist es an der Zeit, ein kleines Fest zu feiern und über die Zukunft zu reden. Was hältst du von Obstsalat und Fruchtcocktail?«
    Obwohl ich versuchte, unbekümmert und optimistisch zu wirken, schaute Maria mich bedeutungsvoll an und sagte:
    »Falls wir jemals getrennt werden und du dir an irgendetwas die Schuld gibst, dann denk daran, dass ich dir immer alles verzeihen und nie

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