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Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Titel: Die Rückkehr der Karavellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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das Monopol über die Walzer und Tangos von Lixboa zu bekommen. Der ehemalige Abt wohnte in einem Conciergenkabuff unter einer Treppe mit einem kleinen Wohnzimmer mit humpelbeinigen Kommoden und signierten Porträts von Marquis, einem winzigen Schlafzimmer, in dem die tausendjährigen Augenhöhlen eines Kakadus hin- und herwanderten und mit einem Waschtrog unter einem Zinkdach, wo hinter einer Spiegelscherbe sich Tausendfüßler und Chamäleons in lautlosen Kämpfen wälzten. Der Kronfeldherr lauschte, auf einem Küchenhocker sitzend, die flaue Kaffeelimonade in der Hand, seinen Argumenten in unerschütterlicher Reglosigkeit, blickte ihn mit der Härte eines Soldaten an, der gleichzeitig das Herumfuchteln seines Gegenübers und Ritter in langen Gewändern im Galopp auf einem Brennesselfeld betrachtete. Er lebte zu viele Jahre, als daß er an die Zaubertricks eines Händlers oder Manöver schmeichlerischer Verführung glaubte, und seine übermäßig von Grünalgen befallenen Knochen machten ihn den Gedankengängen und der Schmeichelei gegenüber immun und nur noch durchlässig für die Sentimentalität der Liebesklagen eines Königs, der in Odivelas begraben lag, in der Schule, in der die Töchter der Militärs die rechten Nebenflüsse der Flüsse Europas und das unlösbare Geheimnis
der Logarithmentafeln lernten. Manoel de Sousa de Sepúlveda, der anders als in Malanje keine Zeit mehr hatte, die Mädchenschulen auszuspähen, stieß immer wieder auf negative Antworten des Kronfeldherrn, der ihm hin und wieder befahl still zu sein, weil er einem unhörbaren Klang vom Garten her lauschen wollte:
    – Hören Sie?, fragte ihn der Soldat, während er das Geld in den Wäscheschubladen suchte. Das sind die Trompeten des kastilischen Heerlagers.
    Um ihn besser umstimmen zu können, saß auch er mit lauwarmer Kaffeelimonade in der Hand jede Nacht im Club Aljubarrota herum, führte zwischen zwei müden Boleros unwiderlegbare und nutzlose Argumente an, auf die es keine Antwort gab. Eines Tages, im Morgengrauen, als der ehemalige Mönch zum tausendsten Mal von den spanischen Posaunen redete, versetzte Manoel de Sousa de Sepúlveda, vom grundlosen Widerstand und den senilen Halluzinationen entnervt, dem Tisch einen verzweifelten Hieb:
    – Was heißt hier Posaunen, brüllte er fuchsteufelswild. In welchem Jahrhundert glauben Sie leben wir denn?
    Die Mulattinnen erzitterten erschreckt in der Zierde ihrer Dekolletes. Das staubige Licht des Luftlochs ertränkte die Ziehharmonika, und in der Tageshelligkeit konnte man das heruntergekommene Mobiliar, den gelben Putz, die unsichere Decke, den unglücklichen Glanz der Papiersterne erkennen. Der Barmann, dessen Gesichtszüge viele Stunden Gin zerknittert hatten, machte sich ohne Uniform, mit dem verirrten Gang eines Käuzchens ohne Peilung zur Straße auf. Die Frauen glitten wie Blutegel zum Tresen der Garderobe hinunter, um ihre Kaninchenmäntel zu holen.
Die Lichter gingen eines nach dem anderen aus, von der Messerbrise der Morgenröte gelöscht, und Manoel de Sousa de Sepúlveda sah sich von dem unbezwingbaren Soldaten besiegt, den nicht einmal das Tonnengewicht des Morgens niederdrückte.
    – Ich habe Ihnen ein Bombengeschäft vorgeschlagen, sagte er zum Kronfeldherrn, der die Kaffeelimonade auf den Resopaltisch stellte und die billigen Zigarillos in der Tasche verstaute. Aber Sie verstehen nichts von Geld.
    Nuno Álvares Pereira verrammelte das Lokal mit einer Kette, und beide gingen in Richtung Campo de Santana an der menschenleeren Stadt entlang, die von städtischen Beamten mit kleinen Sicheln von Müll und Maulbeerblättern gereinigt wurde, die der sachte Wind verteilte. Der Soldat, in seiner Joppe mit Fellkragen, bewegte sich, von Lordose gebeugt, mühsam voran wie die Betschwestern der Messen, und in der Nähe des Conde Redondo, auf dem graue Umrisse trotteten, zog er am Ärmel von Manoel de Sousa de Sepúlvedas teurem Mantel aus Emirkamel:
    – Hören Sie sie denn jetzt nicht, die Spanier?
    Und sein Gesicht war so ernst und angespannt und sein Ausdruck so entschlossen über dem schlaffen Haufen seiner Schultern, daß Manoel de Sousa de Sepúlveda sich horchend auf dem Schotter aufpflanzte, um vom Sitz der Kriminalpolizei herüber das Klirren der Rüstungen zu hören, die ins Land einmarschierten.

V om Hotel Ritz mit seinem Luxus einer Moschee oder eines französischen Bordells aus verbrachten sie uns in eine Pension in Colares mit vielen Fähnchen verschiedener Länder an

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