Die Rueckkehr der Templer - Roman
Projekts für die drei Geschwister eingesetzt. Rona trat in seinen Augen stark und unverwundbar auf, was sie zwar nicht war, aber zumindest würde sie den anderen beiden Mut machen, ganz gleich, wie aussichtslos die Lage auch sein würde. Lyn hingegen besaß |28| einen hochsensiblen Charakter, anpassungsfähig wie ein Bambus im Wind. Mako als Dritter brachte seinen draufgängerischen Mut ein, was die Frauen dazu verführte, ihren Bruder zu beschützen und sie davon abhalten würde, selbst zu große Risiken einzugehen. Zusammen bildeten sie ein perfektes Team.
Aber da war noch etwas, das sie besonders geeignet machte. Sie hatten nur sich, niemanden sonst. Wenn ihnen etwas zustoßen sollte oder sie nicht wie geplant zurückkehren konnten, musste keiner um den anderen trauern.
Allein Lion, der für die drei eine gewisse, beinahe väterliche Verantwortung empfand, würde diesen Verlust verkraften müssen.
Der Gleiter schaukelte ungeduldig, als er an den Löschturm andockte, und prallte dabei geräuschvoll an die verrottenden Stützpfeiler.
Der Sturm nahm an Kraft zu, und Lion wurde trotz Gleichgewichtsregelung und Schwerkraftausgleich in seinen Sitz gepresst, als er den magnetisch aufgeladenen Korridor über dem Eingangsportal der ehemaligen Überwachungskapsel zu aktivieren versuchte. Durch das Panoramafenster am Boden der Steuerungskapsel fiel sein Blick auf die graue schäumende See, die ihm wie ein brodelnder Abgrund erschien. Er schaltete auf Handbetrieb, obwohl die Stimme in seinem Kopf ihm immer noch dringend davon abriet, bei diesem Wetter die Schleuse auszufahren. Als er die holographische Tür entmaterialisierte, stob ihm eine scharfe Böe die weißen, glatten Haare ins Gesicht, die er aus Protest nicht in ein sattes Schwarz färbte, wie es in höheren Gesellschaftsschichten üblich war. Man sollte ihm sein Alter ruhig ansehen. Einhundert Jahre entsprachen mittlerweile der unteren durchschnittlichen Lebenserwartung eines Erdenbürgers und waren nichts, weshalb man sich Sorgen machen musste. Er hatte den großen Krieg noch miterlebt und die nachfolgende Invasion der religiös unabhängigen chinesischen Diktatur – oder besser gesagt, er hatte das apokalyptische Chaos als Säugling überlebt, weil seine katholischen Eltern ihn rechtzeitig außer Landes geschafft hatten. Nach Taiwan – von wo aus sie Jahre zuvor in die damals noch bestehende Amerikanische Föderation eingewandert waren.
Während man seine Eltern überraschend zur feindlichen Armee einberufen hatte, sorgte seine Großmutter, eine anerkannte Quantenphysikerin, für seine Ausbildung und brachte ihm in den Wirren der darauffolgenden Eroberungsfeldzüge der Neuen Welt, wie sich die die |29| neuen Machthaber nannten, alles bei, was er für seine unrühmliche Zukunft benötigte. Neben allerlei technischem und wissenschaftlichem Knowhow verdankte er ihr vor allem grundlegende Lektionen in Sachen Menschlichkeit und den Respekt vor der Existenz jeglichen Lebens. Etwas, wovon die neuen globalen Machthaber wenig hielten. Die anhaltenden Gräueltaten an den besiegten Nationen wurden bildlich dokumentiert, und nach der Unterwerfung der ehemals führenden Regionen USA und Europa per Chip in die Hirne der übrig gebliebenen Bevölkerung implantiert, damit niemand an der Macht der neuen Regierung zweifelte. Jegliche Form der Religionsausübung war bei Todesstrafe verboten. Täglich produzierte man unter diesem Vorwand unzählige Leichen, und die Absicht, die Erdbevölkerung auf zehn Milliarden Einwohner zu halbieren, hatte System. Jenen, die den neuen Regeln nicht folgen wollten, gewährte man keine Gnade.
Der Gedanke an all die getöteten und spurlos verschwundenen Menschen ließ Lion erschauern. Mit Beruhigung stellte er fest, dass Rona, Lyn und Mako, wie geplant, einen weiteren Hypergleiter gekapert und kurz nach seinem Eintreffen an der maroden Verladerampe angedockt hatten. Bis hierher hatten sie jeglichen Kontakt über den Hyperraum vermeiden müssen, weil der Feind den telepathischen Austausch per Gedankenscan überwachte.
Rona horchte auf, als ein metallisches Pochen Besuch in ihrem sturmumtosten Versteck ankündigte. Sie machte ein stummes Zeichen und nickte Lyn zu, die angespannt die Aluminiumschleuse observierte. Mako riss sich als Erster aus der Erstarrung und schlich mit einem Fusionslaser in der Hand zur kreisrunden Tür, die dem Einstieg eines Unterseebootes ähnelte. Mit einiger Kraftanstrengung öffnete er die rückständig anmutende
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