Die Rueckkehr der Templer - Roman
überhaupt keine Erfahrung in solchen Dingen, und es könnte euch im wahrsten Sinne des Wortes in Teufels Küche bringen.«
»Definiere geschlechtliche Verbindungen?« Mako setzte eine ironische Miene auf. »Du meinst doch nicht etwa den Austausch von Körperflüssigkeiten?« Nun konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Schon vergessen? Es wurde uns aberzogen. Verschüttet, vergraben. Und …«, konstatierte er mit erhobenem Zeigefinger und gespielt moralinsaurer Miene: »Es gefährdet die Revolution!« Wieder grinste er breit. »Aber warum eigentlich nicht? Man könnte es ja wenigstens einmal ausprobieren. Schließlich sieht uns ja keiner.« Wieder lachte er und schaute auffordernd in die Runde. »Also wenn ihr mich fragt, ich finde |34| es aufregend, in eine Zeit zu gelangen, in der Menschen noch auf natürliche Weise gezeugt wurden.«
»Das ist kein Spiel«, warnte ihn Lion mit finsterem Blick. »Und ich rate euch dringend, es nicht einmal ansatzweise zu versuchen. Es führt nur zu unnötigen emotionalen Verwicklungen, die ihr nicht einschätzen, geschweige denn beherrschen könnt.« Er schaute abwechselnd in die Runde. »Wenn ihr Jerusalem betretet, gebt ihr euch als adlige Kaufleute aus dem Osten aus, die den Gründern des Templerordens die Ehre erweisen möchten. Ihr werdet ihnen andeuten, dass ihr über ein spezielles Wissen verfügt, das dem Orden zu gewaltigen, finanziellen Mitteln verhelfen kann und zu unbegrenzter Macht und Einfluss.« Lion machte eine kurze Pause. »Das wird in jedem Fall das Interesse der verantwortlichen Würdenträger wecken.«
Rona nickte und schenkte Lion ihre ganze Aufmerksamkeit. Es beruhigte ihn, dass sie diejenige war, die das Unternehmen leiten würde. Auf sie konnte er sich verlassen. Sie kannte den Ablauf aus den geheimen Meetings auswendig. Mehr als einhundert Mal waren sie den geplanten Verlauf ihrer Mission durchgegangen.
Eigentlich war es überflüssig, im Anflug auf die gesperrte Zone noch einmal alles zu besprechen. Aber es verlieh Lion die Sicherheit, an alles gedacht zu haben, und außerdem hielt es ihn davon ab, wieder und wieder zu überlegen, was alles schiefgehen konnte.
»Wie sieht es mit euren Arabisch-, Altfranzösisch- und Hebräischkenntnissen aus?«
Wieder so eine rein rhetorische Frage, die davon ablenken sollte, wie sehr ihn die Aufregung packte, je mehr sie sich dem Zielort näherten. Er hatte ihre Hirne in den letzten Wochen mit biochemisch unterstützten Sprachtools regelrecht überflutet.
Während der Gleiter ohne Probleme die Stratosphäre durchpflügte, rezitierte Mako altfranzösische Gedichte, und Lyn und Rona versuchten sich an arabische Weisheiten aus jener Zeit zu erinnern, in der Emire und Kalifen den Nahen Osten beherrschten und das Leben wie ein einziges Märchen aus Tausendundeiner Nacht abzulaufen schien.
»Es ist anzunehmen, dass man euch nach eurer Ankunft Hugo de Payens vorstellt«, fuhr Lion schließlich fort. »Er war nicht nur der Templer der ersten Stunde. Er war Schatzmeister, Anführer und Architekt des Ordens zugleich. Zu einer Zeit, wo die Übergabe der Unterkünfte |35| im ehemaligen Salomonischen Tempel noch gar nicht abgeschlossen war. Er wird euch vermutlich empfangen. Wenn ihr ihm die Botschaft überbracht habt und ihr meint, dass er den Inhalt verstanden hat, kommt ihr zum Treffpunkt zurück, setzt das Signal, und ich werde euch nach Hause holen. Mit etwas Glück ist die Welt dann nicht mehr die gleiche wie jetzt, sondern hat sich zu einer besseren verändert.«
Rona fasste sich unwillkürlich ins Haar, an jene Stelle des Schädels, wo Lion ihnen Realitätsstabilisatoren in die Nähe des Hypothalamus implantiert hatte. Sie sendeten schwach energetische Impulse aus und sollten dafür sorgen, dass ihr Zeitempfinden stabil blieb. Nur so würden sie sich nach einem weiteren Zeitsprung erinnern, was vorher gewesen war, und registrieren können, was sich verändert hatte.
Zu ihrer Überraschung öffnete Lion mit einem Handzeichen einen weiteren Stauraum und zog neben einer holographischen Infotafel, die alle besprochenen Punkte noch einmal vorführte, eine kleine Aluminiumkiste heraus.
»Hier«, sagte er. »Das habe ich euch als kleinen Vorschuss mitgebracht, damit ihr angespornt seid, die Mission erfolgreich abzuschließen.«
Lyn trat zögernd hervor und ließ den Deckel der Kiste mit einer fahrigen Handbewegung aufspringen. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung, als sie den Inhalt erblickte. Frisches Obst.
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