Die Rueckkehr der Templer - Roman
dem Mohnsaft einflößen.«
Jemand führte einen metallischen Tubus zwischen seine Lippen bis in den Schlund. Er hätte würgen mögen, doch ihm fehlte selbst dafür die Kraft. Eine Flüssigkeit lief ihm in den Rachen, ohne dass Arnaud schlucken musste.
Nach dem Entfernen des Tubus pinselte jemand seinen Körper ein. |390| Es brannte fürchterlich. Anschließend spürte Arnaud jeden einzelnen Stich. Aber er konnte nicht schreien. Offenbar war er in einer Art Vorhölle gelandet, und man quälte ihn, weil er zu viel Schuld auf seine Seele geladen hatte, um direkt ins Paradies einzugehen. Herr, vergib mir meine Sünden, betete er und dachte an die vielen Widerworte, die er als Junge seiner Mutter gegeben hatte. Oder an das Fass mit teurem, rotem Wein, das er dem Küfer seines Vaters bis heute schuldig geblieben war und für dessen Verlust man den armen Mann anschließend ausgepeitscht hatte. Oder an Alix, eine hübsche Magd, die er als vierzehnjähriger Knabe mehrmals zur Fleischeslust verführt hatte – nicht irgendwo im Heu, sondern im Schlafgemach seiner Eltern. Außerdem dachte er an eine Reihe flüchtiger Liebschaften, denen er noch nach seinem Eintritt in den Orden gehuldigt hatte, kaum der Rede wert, aber immerhin hatte er gegen die heilige Regel verstoßen. Ein wenig Unsicherheit befiel ihn bei jenen Toten, die er im Kampf auf sein Gewissen geladen hatte.
Wahrscheinlich erhielt er nun die Rechnung für all seine Verfehlungen.
»Das hat doch keinen Sinn«, krächzte eine ältere Stimme. »Er wird sterben. Er wurde von einem Tier angefallen. Vielleicht war es ein Gepard oder ein Löwe. Der Speichel der Tiere wird sein restliches Blut vergiften. Außerdem hat er viel zu viel Blut verloren, um je wieder auf die Beine zu kommen.«
»Das werden wir sehen«, erwiderte eine weitere Stimme energisch.
»Schwester Lyanna, ich will, dass du ihm stündlich tiefroten Traubensaft einflößt und seine Verbände kontrollierst. Haben wir uns verstanden?«
»Natürlich, Äbtissin«, gab eine feste Stimme zurück.
Arnaud spürte noch, wie ihm jemand erneut den Tubus tief in den Rachen führte. Kurz darauf driftete er in eine andere Welt.
Flugzeuge, Autos, gigantische Schiffe tosten an ihm vorbei. C.A.P.U. T. stand in großen Lettern auf einem glatten, rechtwinkeligen Betongebäude geschrieben. Er sah Tom, wie er verzweifelt versuchte, die merkwürdige Maschine in Gang zu setzen, um ihn und die anderen zurückzuholen, aber es gelang ihm nicht. Aus dem durchscheinenden Frauenkopf schlugen Flammen, und Tom und seine Helfershelfer gingen in Deckung, als ein heller Blitz die gesamte Szenerie mit einem |391| gleißend blaugrünen Licht erfüllte. Caput 58, das Wort hallte in seinem Geist nach.
»Was redet der Kerl?« Eine wohlklingende, weibliche Stimme erhob sich neben ihm. Ihr Tonfall drückte Erstaunen aus.
»Ich kann mich täuschen«, sagte eine andere, ähnlich klingende Stimme. »Aber für mich hörte es sich tatsächlich so an wie Caput 58.« Die Frau schien überrascht, ganz so, als ob sie mit dem Begriff etwas anfangen konnte. »Es würde zu dem merkwürdigen Zettel passen, den du an seinem Gürtel gefunden hast.«
»Das bedeutet, er kennt unseren Server?« Das Erstaunen steigerte sich.
Obwohl er nichts außer dem Wort »Server« verstanden hatte, wurde Arnaud von der irrwitzigen Hoffnung ergriffen, dass die Rückreise mit der Höllenmaschine vielleicht doch geklappt hatte.
»Wo ist Tom?«, flüsterte er mit geschlossenen Augen. »Der Heiligen Jungfrau sei Dank … ich dachte schon, das blaue Licht hätte mich verfehlt. Es tut mir leid, wir haben … Frauen … nicht gefunden. Der Professor liegt verwundet im Hospital … und Gero und die anderen wurden einige …« Seine Stimme versagte.
»Lyn?« Die Stimme über ihm klang aufgeregt. » Hast du das gehört? Was will er damit sagen?«
»Keine Ahnung, er redet ganz bestimmt nicht das, was ich von einem schwer verletzten Templer erwarten würde. Warte!« Die Stimme hielt inne. »Ist das nicht der Kerl, den du vor ein paar Tagen in der Küche …«
»Ja, das ist er«, sagte die andere, und für einen Moment klang sie unsicher. Eine Hand berührte sein Gesicht und strich ihm zärtlich über die Wange. »Wir müssen sein Leben retten, sonst erfahren wir weder, was das mit dem Zettel zu bedeuten hat, noch, was er uns sagen will. Lyn, hast du noch eine von den Nanokapseln?«
»Noch zwei, eine für dich und eine für mich.«
»Gib ihm meine! Ich will, dass er geheilt
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