Die Rueckkehr der Templer - Roman
Hafen nach Damiette abtransportiert worden war.
Zwischendurch erschien Berengar von Beirut in seiner Templerchlamys und beobachtete mit einem siegessicheren Grinsen, wie seine Leute einen Gefangenen an den Zehen aufhängten, nachdem die Torturen |442| zuvor nichts ergeben hatten, und damit begannen, ihn zu häuten. Die unmenschlichen Laute, die der Kerl von sich gab, als der erste Peiniger einen Dolch ansetzte, ließen Berengar gänzlich unbeeindruckt.
Aus den Augenwinkeln sah Gero, wie Tanner sich geräuschlos übergab, als die Folterknechte ungerührt fortfuhren. Seine eigenen Männer hockten mit regloser Miene am Boden und ließen sich nicht anmerken, wie sehr sie das Verhalten der Templerbrüder entsetzte. Natürlich wussten Gero und die anderen von der Folter. Sie gehörte zum unseligen Repertoire eines jeden Krieges. Aber jedem von ihnen war bewusst, dass es ein Werk des Satans war, das selbst den standhaftesten Christen an den Rand des Verderbens führen konnte. Henri d’Our hatte sie stets davor gewarnt und beschworen, dieses Instrument der Wahrheitsfindung nur im äußersten Notfall anzuwenden. »Weil man dabei Gefahr läuft, dass die eigene Seele von der Hölle verschlungen wird, und das lange, bevor man selbst das Zeitliche segnet«, hallte es in Gero nach.
Stephano geisterten wohl ähnliche Erinnerungen durch den Kopf, denn er bekreuzigte sich hastig.
Eine Geste, die Berengar nicht entging. Mit hämischer Miene trat er an das Gitter heran, das sie von ihm trennte.
»Schaut euch gut an, was mit Verrätern geschieht«, sagte er. »Morgen, nach dem Kapitel ist euer Leben keinen Kupferpfennig mehr wert als das dieser gottlosen Heiden.«
»Ihr macht einen Fehler«, entgegnete Gero düster. »Wir sind reinen Herzens und können jederzeit ohne schlechtes Gewissen vors Jüngste Gericht treten. Ganz im Gegensatz zu Euch selbst. Allein an dieser Prozedur wird deutlich, dass Ihr Eure Seele mit Freuden beschmutzt, indem Ihr Euch benehmt wie ein wildes Tier, das kein Gewissen hat. Denkt Ihr ernsthaft, es ist recht, dass Ihr Euch in den Kleidern Eurer Feinde zeigt und unschuldige Männer, Frauen und Kinder mordet? Und das nur, um Eurem König ein paar kriegswillige Untertanen in die Arme zu treiben, die ihn bei seinem aussichtslosen Kampf unterstützen?«
»Halt’s Maul, du Hund«, erwiderte Berengar in breitem Altfranzösisch. »Sonst werde ich es dir stopfen, weil du unseren König beleidigst und unseren Glauben.«
»Es ist ein falsch verstandener Glauben«, erwiderte Gero unbeeindruckt, » |443| wenn Ihr denkt, dass er einzig mit Blutvergießen zu verteidigen ist. Aber das werdet Ihr noch lernen, auch wenn Ihr bitter dafür bezahlen müsst.«
Dass der Kampf der Christen gegen die Sarazenen gegen Ende dieses Jahrhunderts bei den Hörnern von Hattin in einem furchtbaren Desaster enden würde, wusste Gero bereits, ebenso, dass die Templer für die bevorstehende Besetzung von Askalon in ähnlicher Weise bezahlen würden, wenn auch nicht mit ganz so hohen Verlusten. Aber es würde ein Anfang sein – der schließlich zum Ende führte.
»Was fällt Euch ein …« Berengar richtete sich auf und zückte sein Schwert.
»Ihr werdet sterben«, erklärte Struan mit Gleichmut in der Stimme. Er hockte da – wie ein Fels in der Brandung, den Rücken an die Wand gelehnt, die Beine ausgestreckt und die mächtigen Arme lässig vor der Brust überkreuzt. Seine schwarzen Pupillen fixierten Berengar wie die eines unseligen Sehers, der die Zukunft längst kennt. Der Schotte wusste wie alle seine inhaftierten Brüder, was in den nächsten Wochen geschehen würde, wenn es nicht gelingen sollte, den Orden und seine Führung zur Vernunft zu bringen. »Und nicht nur Ihr, sondern auch Euer Großmeister und seine Getreuen«, fügte er mit seiner rauen Stimme hinzu. »Die Sarazenen von Askalon werden Euch köpfen und Eure Leiber an den Festungsmauern aufhängen – in kaum zwei Wochen. Aber so, wie es aussieht, werdet Ihr verdient zur Hölle fahren.«
»Stru!«, zischte Johan entsetzt. »Du redest dich um Kopf und Kragen.«
Berengars Augen weiteten sich vor Wut. »Wenn hier jemand stirbt, dann wirst du es sein, und zwar schon übermorgen. Du siehst aus wie ein Sarazene, und du benimmst dich auch so. Ich werde unserem Meister von deinen Weissagungen berichten, auf dass man dich morgen im Kapitel wegen Gotteslästerung und Ketzerei anklagt. Was dich nicht nur den Mantel kostet, sondern deinen öffentlichen Tod durch Verbrennen zur
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