Die Rueckkehr der Templer - Roman
entstand zwischen ihnen, die ihn reizte, noch weiterzugehen.
»Nein«, antwortete sie barsch, hob den Kopf und sah ihm angriffslustig in die Augen. »Vergiss es und sieh zu, dass wir vorankommen.«
|440| »Es tut mir leid, wenn ich dir zu nahe getreten bin«, antwortete er mit Blick auf ihre nicht weniger schöne Schwester, die sich geschäftig gab, indem sie mit Leichtigkeit zwei Sättel gleichzeitig herantrug.
»Schon gut«, erwiderte Rona, und damit schien die Sache für sie erledigt zu sein.
Arnaud überlegte fieberhaft, wie es möglich sein sollte, mit solchen Schönheiten unbemerkt in die Heilige Stadt zu gelangen, erst recht, wenn sie – wie er – von den Templern gesucht wurden. Vielleicht war es möglich, die Wachen zu bezahlen, damit man sie auch ohne lästige Fragen in die Stadt einziehen ließ.
»Ich habe mein Geld in der Kammer vergessen«, bemerkte er in einer plötzlichen Eingebung. Nervös strich er über seine neue Kutte, unter der er zwar sein Schwert an einem Gürtel verborgen hielt, aber nicht den kleinen Lederbeutel mit Goldmünzen, den Gero ihm gegeben hatte. Ohne jegliche Mittel würden sie kaum eine Chance haben, jemanden zu bestechen oder sich Pferde und Waffen zu besorgen, mit denen er und seine eingekerkerten Kameraden nach einer möglichen Befreiungsaktion fliehen konnten.
»Ich habe nicht nur dein Geld gerettet«, erwiderte Rona und zog einen länglichen Lederbeutel mit Schnur aus der Tasche ihres hellen Nonnengewandes, »sondern auch deine Papiere.«
»Hab Dank!« Arnaud blickte sie erstaunt an, dann folgte ein breites Lächeln. »Du bist ein Engel. Wie kann ich das gutmachen?«
Rona blickte auf, auch weil sich plötzlich Stimmen näherten. »Darüber reden wir später.«
Arnauds Naturell ließ es nicht zu, dass er seine Meinung für sich behielt.
»Also wenn du mich fragst, haben wir keine Zeit mehr, diese Viecher aufzuzäumen, es wäre es besser, wenn wir zu Fuß gehen.«
»Dann gehen wir eben zu Fuß«, bestimmte Rona mit einem Funkeln in den Augen. »Dann haben wir wenigstens Zeit genug, eine Strategie zu entwickeln, wie wir deine Freunde befreien können.«
Gero kratzte sich beunruhigt den Bart. Drei Nächte und drei Tage waren vergangen, und noch immer saßen sie in diesem Rattenloch. Inständig hoffte er, dass Arnaud noch am Leben war. Missmutig zerrte er an seinen Ketten. Es war unerträglich, nichts tun zu können, was ihre |441| Situation verbesserte. Eines musste er seinen Templerbrüdern aus dieser Zeit lassen. Sie machten ihre Sache äußerst gründlich. Keiner von ihnen hatte den Hauch einer Chance zu entfliehen. An Hand- und Fußgelenken trugen sie Ketten, die nur mit Hammer und Meißel aufgeschlagen werden konnten, und der Käfig, in den man sie gesteckt hatte, bestand aus fingerdicken Eisenstäben. Die Tür war zudem mit einem gewaltigen Schloss verriegelt worden. Den Schlüssel trug einer der wachhabenden Templer, die abwechselnd durch die Gänge patrouillierten.
Die einzelnen Zellen waren so angebracht, dass sämtliche Gefangenen einen Ausblick auf die Folterkammer hatten, und obwohl hier unten schon genug vergessene Seelen schmorten, hatte man vor zwei Tagen einundzwanzig Sarazenen von der Festung Blanche Garde hierher überführt. Die armen Teufel hatte es bei einem Kampf im offenen Feld erwischt.
Tanner hockte apathisch in einer Ecke und beobachtete mit glanzlosen Augen, wie ein bulliger Kerkermeister in einem Lederschurz einen dieser Sarazenen mit glühenden Eisen traktierte. Das Geschrei und der Gestank von verbranntem Fleisch waren kaum zu ertragen. Immer wieder wurde der Gefolterte mit dem Kopf in einen vollen Eimer mit Wasser gesteckt. Lange genug, dass er zu ertrinken drohte. Aber nicht lange genug, dass er es tat. Inmitten seines Gewinsels und seiner atemlosen Bekenntnisse, dass er nichts wisse, flehte er zu Allah, dass er ihn endlich sterben ließ.
Aus den Forderungen der Folterknechte konnte Gero heraushören, dass es nicht darum ging, dass die Sarazenen ihrem Glauben abschworen. Offenbar wollte man spezielle Dinge von ihnen wissen. Immer wieder fielen die Worte »Askalon«, »Schatzkammer« und »Gold«.
Niemanden schien der Lageplan der Festung zu interessieren, welche Angriffsstrategien der befehlshabende Wesir der Fatimiden verfolgte und wie viele Krieger unter seinem Kommando standen. Einzig das Vermögen des ägyptischen Kalifen stand in Frage, ob es sich noch in der Festung befand oder ob es inzwischen über den noch offenen
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