Die Rueckkehr der Templer - Roman
2005 zu verändern«, bemerkte Lyn. »Falls es den Wissenschaftlern dort gelingt, uns in ihre Zeit zu transferieren.«
»Dafür müssen sie erst einmal den Server in den Griff bekommen«, sagte Rona und richtete ihren Blick auf Arnaud, der sie soeben zu |438| daran erinnert hatte, dass es auch im Jahr 2005 offensichtlich ein Problem mit der Technik gegeben hatte.
Arnaud nahm dankbar die graue Kutte mit dem grünen Kreuz entgegen, die ihm Lyn besorgt hatte. Das Gewand eines vom Aussatz befallenen Ritters würde ihn vor neugierigen Blicken schützen. Immer wieder schaute Lyn auf den Gang, um sicherzugehen, dass keine weiteren Nonnen im Anmarsch waren. Die beiden Schwestern hatten ihm noch nicht erzählt, warum sie ausgerechnet im Kloster Sankt Lazarus zu finden gewesen waren und welche Rolle ihr Gönner André de Montbard spielte. Doch dass sie bereit waren, mit Arnaud zusammen nach Jerusalem zu fliehen, um ihm zu helfen, seine Kameraden zu befreien, stand fest.
»Ioveta und ihre Mitschwestern dürfen auf keinen Fall erfahren, dass du geheilt bist«, flüsterte Rona und warf Arnaud einen verschwörerischen Blick zu. »Schon allein deshalb musst du hier weg. Für diese Leute ist das ein Wunder, und du wärst eine Berühmtheit, die sich im gesamten Heiligen Land herumspricht. Das können wir in unserer Situation wirklich nicht gebrauchen.«
»Und was schlagt ihr vor?« Arnaud zog eine Braue hoch. »Ich bin allein, und ihr beiden seid Frauen. Wie sollen wir meine Brüder aus dem Kerker der Templer befreien?«
»Uns wird schon was einfallen«, beruhigte ihn Rona. »Wir warten, bis es dunkel wird. Dann machen wir uns davon.«
Bei Anbruch der Nacht schlich Rona zu den Verschlägen, wo die Pferde standen.
»Was hast du vor?«, raunte Arnaud, während er jede ihrer Bewegung mit Blicken verfolgte. Beide Frauen sahen nicht nur umwerfend gut aus, sie waren auch außergewöhnlich mutig. »Sag nur, du willst diese Klepper stehlen? Damit kommen wir keine drei Fuß weit!«
»Es sind die einzigen ohne Brandzeichen«, belehrte ihn Rona. »Bei den anderen Tieren könnte man uns im Nu nachweisen, dass sie gestohlen sind. Auf Pferdediebstahl steht hier der Tod. Das solltest du eigentlich wissen.«
Arnaud grinste. »Erstens muss man erwischt werden, und zweitens glaube ich nicht, dass das bei mir noch ins Gewicht fallen würde. Wenn die Templer und ihr Großmeister meiner habhaft geworden sind, wird |439| es nicht mehr lange dauern, bis ich die Blumen von unten betrachten kann.«
»Denkst du eigentlich immer nur an dich?«, entgegnete Rona verärgert. »Bernard de Tramelay ist ein übler Hund, der zu allem fähig ist. Er wollte uns in den Harem eines Emirs verkaufen, um die leeren Kassen seines Ordens zu füllen. Wenn Ioveta uns nicht auf Geheiß ihrer Schwester aufgenommen und Zuflucht gewährt hätte, säßen wir nun in einem schummerigen Frauenhaus in Damaskus und müssten irgendeinem arroganten Kerl zu Willen sein.«
»Haremsdamen?« Arnaud schmunzelte verblüfft. »Ich habe von Frauen und Mädchen gehört, die es als eine Ehre empfinden, einem solchen Mann zu dienen.«
Ronas Gesichtsausdruck verriet, dass sie sich wohl kaum etwas Schlimmeres vorstellen konnte. »Ich frage mich, wie diese Frauen eine solche Behandlung ertragen, ohne schreiend davonzulaufen.«
Er würde es nicht sagen, aber bei Ronas Anblick hielt er die Vorstellung, mit ihr auf kostbaren Kissen zu liegen und bei duftendem Räucherwerk von ihr verwöhnt zu werden, für ziemlich verlockend. Irgendwie waren diese Kalifen und Emire zu beneiden – selbst wenn sie eines Tages dafür in der Hölle schmoren würden. Plötzlich huschte ein Lächeln über sein bärtiges Gesicht, und er sah Rona ohne Scheu in die Augen. »Warum hast du mich eigentlich geküsst, als wir uns in der Küche begegnet sind? Ich meine, wenn dir das alles so zuwider ist?«
Abrupt wandte Rona sich ab, so dass er ihr Mienenspiel nicht mehr sehen konnte. »Ich wollte wissen, ob eine solche Berührung von einem Mann wirklich so außerordentlich ist, wie meine Schwester behauptet.«
»Das heißt, du hast es noch nie getan?« Arnaud versuchte vergeblich, nicht allzu verwundert zu klingen.
»Nein«, sagte sie knapp und vermied es immer noch, ihn anzuschauen.
»Und«, fragte er neugierig. »War es … außerordentlich?« Arnaud trat näher an sie heran und half ihr beim Aufzäumen der Tiere. Wobei er sie von der Seite betrachtete und ihre vollen Lippen fixierte. Eine merkwürdige Spannung
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