Die Rueckkehr der Templer - Roman
Folge haben wird. Eine kostspielige Angelegenheit in einem Land, dem es chronisch an Brennholz mangelt. Aber das sollte es uns wert sein. Ich bin mir sicher, dass die ganze Angelegenheit bei einem solch stattlichen Kerl wie dir ein ziemliches Spektakel werden wird.«
Struan schaute ihm regungslos in die Augen, seine Miene nahm |444| einen gelangweilten Ausdruck an. »Mach’s dir doch selbst«, erwiderte er lapidar. »An mir haben sich schon andere die Zähne ausgebissen.«
»Warts ab, sarazenischer Bastard«, zischte Berengar heiser und spielte dabei auf Struans nachtschwarze Augen und das ebenso schwarze Haar an. »Ich freue mich jetzt schon darauf, dich um Gnade winseln zu hören.«
Arnaud und seine Begleiterinnen waren mit dem Gedanken losgezogen, möglichst rasch Abstand zu diesem vermaledeiten Kloster zu gewinnen. Aber je schneller sie vorankamen, umso mehr bedauerte er, doch kein Pferd genommen zu haben. Die Frauen legten ein Tempo vor, bei dem er kaum mithalten konnte. Sein Herz schlug wie wild, als sie zu fortgeschrittener Stunde ein Dorf erreichten, das von Jerusalem angeblich eine halbe Stunde Fußweg entfernt lag.
»Wo sind wir?«, fragte Arnaud mit bebender Stimme, bemüht, nicht zu atemlos zu klingen, zumal Rona und ihre Schwester nicht die geringste Anstrengung zeigten.
»Das ist Faradis«, erklärte Rona. »Wahrscheinlich hat man den Ort so genannt, weil er wie das Paradies der Muslime und Christen über zahlreiche Obst- und Olivengärten verfügt, die allesamt wild wachsen und keinerlei Pflege bedürfen.« Zielsicher führte sie ihn und ihre Schwester durch die Nacht, und während Arnaud kaum etwas erkennen konnte, pflückte Lyn hier und da wilde Äpfel und Pflaumen. Auf Anhieb fand sie eine ummauerte Quelle mit reinem, wohlschmeckendem Wasser. Arnaud kniete vor dem steinernen Becken nieder, in dem sich knietief klares Wasser staute, wie er im Mondlicht erkennen konnte. Nachdem sich Rona und Lyn nur zögernd an dem kühlenden Nass bedient hatten, steckte Arnaud gierig seinen Kopf in das Wasser und trank in großen Zügen. Danach ließ er sich keuchend neben dem Becken nieder und trocknete Gesicht und Haare mit dem Ärmel seines Gewands. Weil weit und breit kein anderer Dorfbewohner zu sehen war, entschloss er sich, den beiden Schwestern ein paar intimere Fragen zu stellen, die ihn ernsthaft beschäftigten.
»Wie kommt es, dass ihr auch bei Nacht sehen könnt und so kräftige Beine und Lungen habt, dass selbst ich euch kaum folgen kann?«
»Dort, wo wir herstammen, kann man die Statur und die Ausstattung eines Menschen künstlich bestimmen«, erwiderte Rona. »Noch |445| vor der Geburt fügte man den Samenzellen, die das Ei befruchten sollen, Anteile von Katze, Fisch oder Hund hinzu. Was dazu führt, dass der daraus entstehende Mensch ein Teil dieser Eigenschaften übernimmt.«
»Hört sich an wie schwarze Magie«, erwiderte er vorsichtig. »Obwohl ich bei meinem Ausflug in die Zukunft schon einiges gehört und gesehen habe, was ich mir zuvor in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen konnte, wundere ich mich langsam über nichts mehr, außer darüber, wie Gott es so gleichmütig zulässt, dass man ihm ständig ins Handwerk pfuscht.«
»Dem, was du schwarze Magie nennst, hast du deine Heilung zu verdanken.« Ronas Stimme klang angriffslustig. »Und es hat weder etwas mit irgendeinem Gott noch mit Zauberei zu tun. Es handelt sich dabei um fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse, die ein Teil der Natur sind.«
»Und?«, entgegnete Arnaud. »Ist eure Welt ohne Gott besser geworden?« Er schnaubte verdrossen. »Anscheinend nicht, denn sonst würden wir jetzt nicht hier sitzen und rätseln, wie es weitergehen soll.«
»Davon verstehst du nichts«, gab Rona barsch zurück. »Erst durch die religiöse Verblendung in dieser Zeit wurde der Samen des Bösen gelegt. Hätte es unter Christen und Muslimen nicht ständig diese verdammten Glaubenskriege gegeben, säßen wir jetzt nicht hier. Die Menschheit kann nicht mit dem Glauben gerettet werden, sondern ausschließlich mit seriösem Wissen. Man muss klar unterscheiden können, was Fortschritt und was Rückschritt ist. Mit gegenseitigem Blutvergießen ist es jedenfalls nicht getan.«.
»Rona«, warf Lyn beschwichtigend ein, »du wirst ungerecht. Er ist ein Templer und kein moderner Historiker. Wie soll er eine Ahnung davon haben, was richtig und was falsch ist, wenn ihm mehr als tausend Jahre Erfahrung fehlen?«
»Ich bin nicht blöd«,
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