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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
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haben mir … eine Pille … gegeben«, stotterte Hertzberg, um seinen Zustand zu erklären.
    »Hauptsache, es wirkt, Alter.« Arnaud grinste ihn an und zerrte ihn die Davidsstraße hinunter in Richtung Tempelberg, wo ein Laden sich neben den anderen reihte. Ein Vorteil war, dass unzählige Bettler ein Abtauchen in der Menge erleichterten. Arnaud fragte den ersten dahergelaufenen Kerl, warum es plötzlich so viele waren.
    »Der Großmeister der Templer ist nach langer Zeit mal wieder im Hause«, lispelte der ältere Mann, der nur noch einen Zahn besaß. »Da fallen die Rationen zur Armenspeisung weitaus großzügiger aus.« Mit einem misstrauischen Blick taxierte er Arnaud und seinen weißhaarigen Begleiter. »Ihr seid wohl nicht von hier?«
    Arnaud antwortete nicht, sondern zog weiter, indem er Hertzberg am Ärmel seines Gewandes fasste und mit ihm zusammen auf das Tor der Kette zusteuerte, wo die braungewandeten Verwaltungsbrüder des Tempels Brot und Käse austeilten. Unter all den klapprigen Gestalten fiel Hertzberg mit seinem fadenscheinigen Nachthemd gar nicht auf. Trotzdem hatten ihre Verfolger noch nicht aufgegeben, und Arnaud entschied sich, den Alten, barfuß, wie er war, auf halber Strecke in einen christlichen Devotionalienladen hineinzuziehen, wo sie beide sofort verärgerte Blicke ernteten, als sie sich hinter einem Aufbau mit geschnitzten Madonnenfiguren und Schreinen mit heiligen Knochen und Zähnen versteckten.
    |496| Erst als die Luft rein schien, wagten sie sich wieder auf die Straße.
    Nicht weit entfernt erstand Arnaud in einem Laden für Pilger- und Bußgewänder eine schwarze Hose und ein graues Obergewand, dazu eine schwarze Filzkappe, wollene Strümpfe und knöchelhohe Stiefel, die Hertzberg eindeutig zu groß waren, trotzdem zog er sie an. Der Alte war es nicht gewöhnt, ohne Schuhe zu laufen.
    Während Arnaud dem Professor in seine neue Ausstattung half, klärte er ihn über sämtliche Katastrophen auf, die sich seit ihrer Ankunft ereignet hatten.
    »Und was hast du jetzt vor?« Hertzbergs Augen hatten sich vor Entsetzen geweitet.
    »Wir müssen André de Montbard davon überzeugen, dass er uns hilft, die Jungs aus dem Kerker zu holen«, erklärte Arnaud mit Nachdruck. »Er ist unsere einzige Chance, Gero und die anderen vor dem Tod zu bewahren.«
    »Montbard? Ist das nicht der zukünftige Großmeister? Warum gehen wir dann nicht einfach zu ihm hin und reden mit ihm?«
    Arnaud blieb in einer Seitengasse stehen, wo sie niemand belauschen konnte. »Ob er Großmeister wird, steht noch nicht fest. Noch ist er aller Ämter enthoben, schon vergessen?« Verärgert kniff er die Lippen zusammen und packte Hertzberg am Kragen. »Für einen Mann, der die Geschichte dieser Zeit studiert hat und uns eigentlich sagen sollte, was wir hier zu tun haben, zeigst du erstaunlich wenig Fingerspitzengefühl. Jerusalem ist in diesen Tagen ein Moloch. Es herrscht Krieg. Keiner vertraut dem anderen. Und die Lage zwischen Christen und Sarazenen ist angespannter denn je. Die Angriffe verkleideter Templer, die in Gestalt von Sarazenen jüdische Dörfer überfallen, sind längst keine Einzeltaten verirrter christlicher Seelen. Solche Gräuel werden von ganz oben angeordnet, da hängen alle mit drin, die irgendetwas zu sagen haben. König Balduin und seinen Verbündeten ist es völlig egal, woher das Geld für ihre Feldzüge stammt. Sie berauben muslimische Karawanen, denen sie vorher Schutzbriefe verkauft haben, sie zerstören jüdische Dörfer, töten die männlichen Bewohner, entführen die Frauen, schänden sie und verkaufen sie auf dem nächstbesten Sklavenmarkt, um Kasse für den Orden zu machen. Sie würden sogar dem Teufel bereitwillig ihre sündige Seele überlassen, um über die Sarazenen zu siegen. Und nur wer ihnen gehorsam folgt, hat Aussicht auf Reichtum und Ruhm. Bernard von |497| Tramelay will König und Papst gefallen. Er hat sich in den Kopf gesetzt, den Orden zu unermesslichem Reichtum zu führen. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass ihm dafür jedes Mittel recht ist. Und – dass er dafür in wenigen Wochen bitter bezahlen wird, wenn alles so bleibt, wie vorhergesagt. Aber bis dahin können er und der König keine kritischen Stimmen gebrauchen. Das ist der Grund, warum Gero und die anderen morgen früh sterben sollen.«
    »Und was können wir angesichts solch katastrophaler Aussichten tun?« Hertzberg war der Schock anzusehen, den Arnauds Worte in ihm entfacht hatten. »Glaubst du etwa, Montbard

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