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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
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Samira den Alten auf und bot ihm eines der drei Kissen an, die um den niedrigen Tisch lagen. Dann stellte sie eine Karaffe mit dampfendem Minzesud, zwei Becher und ein paar frische Brotfladen darauf und bat in ihrer typisch arabischen Gastfreundlichkeit darum, kräftig zuzulangen. Hertzberg interessierte sich weder für Tee noch für Brote. Er hatte damit begonnen, sich einem Stapel Papier zu widmen, der achtlos am Ende des Tischs lag.
    Unentwegt murmelte er etwas vor sich hin, während er ungeniert die Papiere begaffte und sie schließlich zur Seite schob, um das Geschriebene zu entziffern.
    »Arbeitet dein Großvater auch als Spion für die Sarazenen?«, fragte Samira spöttisch.
    »Nein. Er ist Jude. Sieht man das nicht?«
    »Wenn das der Grund ist, warum er sich für meine unbezahlten Rechnungen interessiert?«
    »Er ist alt und ein bisschen verrückt«, entschuldigte sich Arnaud für Hertzbergs Verhalten. »Sieh es ihm nach.«
    Ihr erstaunter Blick war eine offene Frage. »Sag bloß, er weiß nichts von deinen Problemen. Man erzählt sich, heute Morgen wurden ein paar Sarazenen zum Tode verurteilt, die sich angeblich als Templer verkleidet haben und erwischt wurden. Sind das deine Leute? Und wieso bist du zurückgekommen, wenn es hier für dich so gefährlich ist?« Ihr prüfender Blick wanderte über seine Aufmachung, den dunklen, kurzen Bart, die leicht nach unten gebogene Nase und verweilte bei seinen rehbraunen Augen.
    Sie misstraute ihm immer noch, er konnte es ihr ansehen.
    Arnaud zuckte mit den Schultern. »Es tut mir leid, wenn ich dir dazu |500| nichts Näheres sagen darf. Wir sind furchtbar in Eile. Wann kommt Jussuf zurück?«
    Ihr eben noch fröhlicher Gesichtsausdruck verdüsterte sich. »Ich weiß nicht …«
    Arnaud konnte sich denken, was in ihr vorging. Sie hatte Angst, dass er den halbwüchsigen Jungen in etwas hineinzog, das ihn womöglich den Kopf kosten konnte. »Was hast du eigentlich mit dem Gewand meiner Mutter gemacht?«, fragte sie skeptisch. »Besitzt du es noch?«
    »Ich befürchte, es wurde von Löwen zerfetzt.« Als er ihren merkwürdigen Blick bemerkte, fügte er hinzu: »Zwei von diesen teuflischen Kreaturen haben mich und das Kamel in der Wüste angefallen. Ich konnte mich gerade noch retten, aber den Umhang und das Kamel musste ich zurücklassen.«
    »Und du wurdest gar nicht verletzt? Noch nicht einmal einen Kratzer?« Sie glaubte ihm nicht, und Arnaud konnte es ihr nicht einmal verdenken.
    Unvermittelt sprang die Tür auf, und Jussuf stand mitten im Raum. Als er Arnaud erblickte, begannen seine Augen zu leuchten.
    »Du bist es«, sagte der Junge und lächelte ihn strahlend an. »Ich hatte schon befürchtet, sie hätten dich mit den anderen erwischt und du würdest morgen gehängt werden.«
    »Euer Nachrichtendienst in eurem Viertel scheint besser zu funktionieren als die strikte Geheimhaltung der Templer«, bemerkte Arnaud mit einem freudlosen Lächeln. »Und stell dir vor, du allein kannst den Verurteilten helfen.« Arnaud erklärte dem Jungen, dass er dringend mit André de Montbard sprechen müsse.
    »Er ist ein wichtiger Templer. Steckt er nicht mit deinen Verfolgern unter einer Decke?«, wollte der Junge wissen.
    »Er ist ein heimlicher Freund der Sarazenen«, klärte Arnaud ihn auf. »Das ist einer der Gründe, warum er beim König in Ungnade gefallen ist.«
    »Und warum kannst du dann nicht selbst zu ihm gehen?«
    »Du bist aber ein harter Brocken, eh?« Arnaud seufzte entnervt. »Vielleicht wohnt die Königin in direkter Nachbarschaft, und ihr Sohn besucht sie manchmal? Was wäre, wenn ich den anderen Templern über den Weg laufe, die meine Brüder verhaftet haben? Ich werde immer noch verfolgt und kann deshalb nicht einfach in den Palast spazieren.«
    |501| »Was soll ich tun?« In der Stimme des Jungen lag die Bereitschaft, notfalls für Arnaud durch einen brennenden Reifen zu springen.
    »Deshalb möchte ich«, fuhr Arnaud ruhig fort, »dass du Montbard in meinem Namen eine mündliche Botschaft überbringst. Die Losung heißt ›Timeserver‹.« Er ließ den Jungen das ungewohnte Wort nachsprechen, was Jussuf spielend gelang. Dann flüsterte er ihm zu, was er Montbard zu sagen habe. »Kannst du dir das alles merken?«
    »Ja, klar«, rief Jussuf und warf sich stolz in die Brust. »Schließlich bin ich kein Dummkopf.«
    »Geh am besten gleich zu ihm hin und sag ihm, dass ich ihn heute Nachmittag noch vor der Non in der syrischen Herberge in der Khadija-Gasse erwarte.

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