Die Rueckkehr der Templer - Roman
geschehen war.
Hektisch rief er seinem herbeieilenden Adjutanten zu, dass er sofort den Großmeister benachrichtigen müsse, der sich in einer Besprechung mit den Heerführen des Königs befand. In der Zwischenzeit wurde der Pulk von entsetzten Ritterbrüdern, die sich um die Leichen scharten, immer größer. Auch Anselm kam hinzu. Zum einen froh, dass Gero und die anderen unversehrt zurückgekehrt waren, zum anderen sichtlich schockiert, dass es offenbar Tote gegeben hatte.
Ranulf drängte auf alle Einzelheiten, die zu dieser Katastrophe geführt hatten. Gero blieb weitestgehend bei der Wahrheit, alleine schon, weil er damit rechnen musste, dass man vor allem Bruder Florentin in |599| die Mangel nehmen würde, weil er der Einzige war, der bezeugen konnte, dass es nicht Gero selbst gewesen war, der de la Trenta und seine Vertrauten auf dem Gewissen hatte.
»Wir waren auf dem Weg in dieses Dorf«, berichtete Gero so ruhig wie möglich. »Kurz bevor wir den Versammlungsplatz erreichten, wurden wir von Sarazenen angegriffen. Den Uniformen nach zu urteilen, waren es Fatimiden. Der erste Pfeil, den sie abgeschossen haben, hat Bruder Xavier direkt ins Herz getroffen. Bevor auch nur irgendwer von uns etwas dagegen unternehmen konnte, hatte es auch schon den Turkopolen und den Spanier erwischt. Sie sind so schnell gestorben, wir konnten nichts mehr für sie tun.«
»Habt ihr wenigstens die Verfolgung aufgenommen?«, brüllte Tramelay hasserfüllt über den Hof. Zusammen mit ein paar gräflichen Verbündeten des Königs bahnte er sich seinen Weg durch die Masse. Sein verächtlicher Blick traf auf de la Trentas Leiche, die man inzwischen von seiner Chlamys befreit hatte. Tramelays fleischige Hand krallte sich in den Bart des Portugiesen und hob dessen leblosen Kopf an, als ob er sich persönlich von dessen Tod überzeugen wollte.
»Mit Verlaub, Beau Seigneur«, antwortete Gero mit fester Stimme und richtete dabei, wie vorgeschrieben, seinen Blick geradeaus, anstatt in Tramelays gerötetes Gesicht zu schauen. »Eine Verfolgung war nicht möglich, weil sich hinter dem Hügel noch Hunderte Fatimiden befanden, die uns im Handumdrehen getötet hätten«, log er, ohne mit der Wimper zu zucken. »Es war mir möglich, mit zweien von ihnen zu verhandeln und einen freien Abzug zu bewirken, mit der Auflage, dass wir uns unverzüglich aus dem Gebiet zurückziehen.«
Obwohl Tramelay die nackte Wut ins Gesicht geschrieben stand, konnte er gegen eine solche Vorgehensweise nichts ausrichten. Aus den bisher festgelegten Regeln ging hervor, dass Menschen und Material nicht leichtsinnig aufs Spiel gesetzt werden durften. Somit hatte Gero vollkommen richtig gehandelt.
Inzwischen war König Balduin hinzugekommen und betrachtete nachdenklich die Leiche des durchaus geschätzten portugiesischen Templerkommandeurs.
»Wenn wir nicht bald etwas unternehmen«, krächzte Tramelay, »tanzen uns die Heiden vollends auf der Nase herum. Wir müssen gegen sie vorrücken, und zwar sofort.«
|600| »Wenn die Festung so leicht einzunehmen wäre«, erwiderte der junge König scharf, »hätten wir es schon längst getan.«
»Wie wäre es denn«, führte Tanner, der hinter Gero stand, völlig überraschend ins Feld, »wenn man eine Bombe herstellt und sie gegen die Mauern schleudert?«
»Wer hat Euch denn erlaubt, das Wort zu ergreifen, mein vorlauter Bruder?«
Tramelays Laune hatte den Gefrierpunkt erreicht, und Gero blieb nur zu beten, damit Jack die Suppe nicht auslöffeln musste, die er sich soeben eingebrockt hatte.
»Ich werde euch …«
Weiter kam Tramelay nicht, weil der junge König die Hand erhoben hatte. »Lasst ihn sprechen«, befahl er dem verblüfften Templermeister. »Tretet vor!«, forderte er Jack mit einer eindeutigen Geste auf.
Tanner lockerte sich verlegen in den Schultern, als ob er sich auf seinen Auftritt erst vorbereiten müsse.
»Schmiedet hohlförmige Eisenkugeln und füllt sie mit Schwarzpulver. Dann schleudert Ihr sie mit großer Kraft gegen das Mauerwerk. Dort werden sie explodieren und Löcher in die Wälle reißen – dann braucht Ihr nur noch anzugreifen.«
»Schwarzpulver?« Balduin kratzte sich verwundert den blonden Bart.
»Donnerkraut«, kam Gero Tanner zu Hilfe. »Ein Gemisch aus gemahlener Kohle, Schwefel und Salpeter. Ich habe gehört, bei den Sarazenen ist dieses Wundermittel schon länger gebräuchlich.«
Balduin war hellhörig geworden. »Wisst Ihr, wie man es genau mischen muss, damit es möglichst stark
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