Die Rueckkehr der Templer - Roman
in der Wirkung ist?«
Tanner nickte, und Gero ahnte, dass der Soldat aus der Zukunft noch viel gefährlichere Waffen herstellen konnte, falls er genügend Zeit dafür gehabt hätte.
»Warum«, befand Tramelay schnaubend, »müssen wir dann noch Eisenkugeln bemühen? Nehmt einen Belagerungsturm und schiebt ihn direkt an die Stadtmauer. Füllt ihn bis zum Rand mit Fässern, in denen sich das besagte Donnerkraut befindet, und bringt es zur Explosion. Sobald wir eine Bresche in die Mauer geschlagen haben, werden wir mit unserem Templercorps in die Stadt eindringen und den Weg zur Eroberung für die übrigen Truppen bereiten.«
|601| Einen Moment lang herrschte gespenstisches Schweigen. Tanner warf Gero einen bedeutungsschwangeren Blick zu.
»Und wer soll die Truppen anführen?« Balduins Frage hatte einen rein rhetorischen Charakter.
»Der Großmeister«, erwiderte Tramelay beinahe beleidigt. »Wer sonst?«
Mit einem Nicken widmete er sich Gero, der stumm aufatmete, dass Tramelay die Sache tatsächlich selbst in die Hand nahm. Alles fügte sich bestens. Tramelay und seine Leute würden sich in die bereits bekannte Katastrophe stürzen, und Gero und seinen Brüdern blieb genug Zeit, sich – auf welche Weise auch immer – während des Kampfes Einlass in die Festung zu verschaffen.
»Und Ihr«, bestimmte Tramelay unerwartet, wobei er seinen Blick immer noch fest und unbeirrt auf Gero richtete, »werdet de la Trenta ersetzen, indem Ihr mit Euren Leuten bei dem Angriff als Kommandeur Eurer Rotte in vorderster Linie reitet.«
Gero spürte den Rammbock, den Tramelay ihm mit dieser Äußerung in den Magen gefahren hatte, nur allzu heftig, doch er ließ sich nichts anmerken.
»Zu Befehl, Beau Seigneur«, stieß er schneidig hervor.
Für einen Moment fing er das entsetzte Funkeln in Johans Augen auf.
Diese Entscheidung konnte ihr Todesurteil bedeuten. Somit würden sie keine Möglichkeit haben, hinter Tramelays Vorhut zurückzubleiben.
Tanner begriff anscheinend nicht, was Tramelays Befehl bedeutete. Ansonsten hätte er panischer dreinschauen müssen. Er war ja noch nicht mal in der Lage, eine Lanze gerade zu halten, geschweige denn Mann gegen Mann vom Pferd aus mit einem Schwert zu kämpfen. Tramelay beabsichtigte, sie während des Angriffs unter seiner Kontrolle zu halten. Wenn man bedachte, dass er noch vor Balduin und irgendjemand sonst an den Kelch gelangen wollte, kein Wunder.
Khaled führte seine Truppe bis kurz vor Nàlia, einen kleinen Ort vor Askalon, der noch nicht von den Vorposten der Kreuzritter besetzt war, vielleicht weil die Bewohner zu arm und zu unbedeutend waren, als dass man deren Loyalität gegenüber den Fatimiden für gefährlich hielt. Im Schutz eines Pinienwaldes, der im Licht des Mondes und von |602| Myriaden von Sternen gespenstische Schatten warf, warteten sie den Einbruch der Nacht ab.
Dabei fürchtete Khaled weniger die Fatimiden als irgendwelche Räuberbanden, die sich hier in der Gegend herumtrieben und das aufsammelten, was die beiden kriegerischen Parteien übrig gelassen hatten.
Deshalb hatten sie kein Feuer gemacht, als sie ihr provisorisches Lager aufgeschlagen hatten, sondern saßen im Halbdunkel und nahmen eine letzte Mahlzeit ein, bevor sie sich in die Höhle des Löwen wagen wollten.
Khaled nutzte die Zeit, um seinen Begleitern noch einmal zu erklären, dass sie über einen geheimen Zugang versuchen mussten, in die Festung zu gelangen. Aus seiner Zeit im Kerker wusste er, dass Schmuggler und Sklavenhändler dieses Schlupfloch von der Landseite her nutzten, um Menschen und Material unerkannt von den Christen in die Festung hineinzubringen.
»Was machen wir, wenn uns die Wachen von Askalon abweisen?«, fragte Struan, der eine Dattel nach der anderen aß, um seine Ungeduld zu bekämpfen.
»Ich habe mir eine Strategie überlegt«, antwortete Khaled und nahm noch einen Schluck Wein, den sie in Schläuchen auf den Kamelen transportierten. Normalerweise verabscheute er die Wirkung von Alkohol, doch nun half sie ihm, seine Nervosität zu überwinden.
»Al-Russak wartet seit Monaten vergeblich auf die Unterstützung Nur ad-Dins«, führte er mit dunkler Stimme aus.
»Nur ad-Din?« Arnaud, der dicht neben Rona saß und einen Arm um ihre Taille gelegt hatte, schaute überrascht auf. »Meinst du den Nur ad-Din, der Vorgänger von Saladin war?«
Khaled schnaubte verdrossen. »Nimm’s mir nicht übel, Arnaud, aber manchmal habe ich meine Schwierigkeiten damit, dass ihr über
Weitere Kostenlose Bücher