Die Rueckkehr der Templer - Roman
bis Lafour und seine Leute das herausbekamen, waren er und Stephano schon fort.
Stephano folgte ihm ins Bad und führte willig Anselms Anweisungen aus, sich seiner Kleider zu entledigen, um sich frischzumachen. Anselm, der ebenfalls nackt war, zog ihn unversehens unter die Dusche und drehte das warme Wasser auf. Von all den zwanghaft zurückgehaltenen Gefühlen überrumpelt, begannen sie sich gegenseitig einzuseifen, um ihre erhitzten Körper zu erforschen.
»Wir sind tatsächlich im Himmel«, keuchte Stephano und strich Anselm voller Verlangen über die behaarte Brust, während sein Freund ihn näher an sich zog. Später, nachdem sie völlig außer Atem im ausladenden Baldachinbett des Hausherrn gelandet waren, küsste Anselm ihn zärtlich und ermunterte ihn, sich unter seinen Liebkosungen vollkommen zu entspannen.
»Es ist verboten, was wir hier tun«, flüsterte Stephano mit erstickter Stimme.
|734| »Wir sind im Himmel«, berichtigte ihn Anselm schwer atmend. »Hier ist nichts verboten.«
»Ich meine vor Gott«, erwiderte Stephano mit zitternder Stimme, die den Grad seiner Erregung verriet.
»Du hast doch gehört, was der Mönch gesagt hat«, entgegnete Anselm. »Wir sind Teil dieses Gottes und erschaffen unsere Wirklichkeit selbst.«
Stephano lag in Anselms Armen und schmiegte sich an ihn. »Das heißt, in dieser Welt ist unsere Liebe keine Sünde?«
»Nicht im Geringsten.« Anselm lachte und fuhr ihm mit einer Hand durch den blonden Bart, der wie Stephanos Haar in den letzten beiden Wochen ein ganzes Stück gewachsen war.
»Morgen fahren wir gemeinsam nach Luxemburg«, erklärte Anselm. »Dort wohnt ein guter Freund von mir. Ein Meister der Urkundenherstellung. Er unterhält gewisse Beziehungen, von denen ich bisher nichts wissen wollte. Aber nun hat der Wind sich gedreht. Wir besorgen dir neue Papiere und reisen irgendwohin, wo man sich nicht für uns interessiert. Seychellen, Malediven, die Galapagos-Inseln. Hast du schon einmal einen lebendigen Leguan gesehen? Er sieht aus wie ein kleiner Drachen. Alles ist möglich, wir müssen nur auf uns selbst vertrauen.«
Als Stephano keine Antwort gab, sah Anselm, dass er eingeschlafen war. »Ab heute«, flüsterte Anselm, »bin ich endgültig davon überzeugt, dass es keine Grenzen gibt. Weder in der Zeit noch im Raum.«
August 2005 – Texas – Ahnentafel
Jack Tanner blinzelte in das gleißende Sonnenlicht, und einen Moment lang glaubte er, wieder in der Wüste des Sinai gelandet zu sein. Doch dann sah er die hölzerne Koppel. Ein Palomino-Hengst schnaubte so dicht an seinem Ohr, dass er vor Schreck zur Seite sprang. Angespannt schaute er sich um. Die Hitze war immer noch da, und auch der Staub war der gleiche, aber sonst war nichts wie vorher.
Ein Gewirr von weiß getünchten Holzstangen verriet ihm, dass er sich auf einer Farm befand, wo man unter anderem Pferde züchtete. |735| Das Stimmengewirr einiger Männer, die aus den Stallungen kamen, war eindeutig texanisch, und je mehr er sich orientierte, umso mehr wurde ihm klar, dass dies nicht irgendeine Farm war, sondern die seines Vaters.
Fünfzehn lange Jahre hatte er sich hier nicht mehr blicken lassen. Nach einem Familienstreit hatte er sich entschieden, zur Army zu gehen, und war seitdem nicht wieder hierher zurückgekehrt. Seine Mutter war kurz zuvor verstorben, und wahrscheinlich wäre sie die Einzige gewesen, die den Frieden hätte wiederherstellen können.
Jack hielt inne und schüttelte ungläubig den Kopf, als er an sich heruntersah. Seine Kleidung glich eher der eines afghanischen Bauern und hatte so gar nichts von einem amerikanischen Pferdezüchter. Merkwürdigerweise fehlte ihm die Bewaffnung. Warum war er hier in dieser Zeit gelandet und nicht irgendwo anders?
Eine Horde Cowboys stob auf ihren Pferden an ihm vorbei. Die Männer ritten zu fünft auf eine riesige Koppel hinaus, deren Ende hinter dem nächsten Hügel verschwand. Sie störten sich nicht an ihm. Er kannte sie nicht, und sie mussten ihn, so, wie er aussah, für einen mexikanischen Tagelöhner halten, der wie so viele heruntergekommene Wanderarbeiter aus dem Süden nach einem Job suchte. Einen Moment lang fragte Jack sich, wo wohl seine Begleiter aus der Höhle abgeblieben waren. Hatte der alte Mönch nicht gesagt, man solle durch das Licht gehen und sich auf das besinnen, was einem wirklich wichtig war, und nicht auf das, was andere von einem verlangten?
War die Farm seines Vaters tatsächlich das, wovon er in
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