Die Rueckkehr der Templer - Roman
dass so viel Glück irgendwo einen Haken haben musste.
Gero legte einen Arm um sie und deutete in die Ferne. »Siehst du den Kirschbaum, dort, wo der Weg die Biegung macht?« Seine Stimme verriet seine Aufregung. »Der ist mindestens auf das Doppelte gewachsen, seit wir von hier fortgegangen sind.«
»Das bedeutet, es sind ein paar Jahre vergangen, seit wir das letzte Mal hier waren?« Hannah glaubte zu träumen. »Hast du dir das so vorgestellt?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Gero verunsichert. »Ich weiß nur, dass ich mit dir und dem Jungen hierher zurückwollte, und meine einzige Bedingung war, dass Phillip IV. von Franzien das Zeitliche gesegnet hat und die Verfolgung des Ordens Vergangenheit ist.«
Hoffentlich leben wenigstens seine Eltern noch, dachte Hannah, als Gero sie und den Jungen erwartungsfroh den Berg hinaufzog. Vor Jahren hatten sie sich noch bester Gesundheit erfreut. Allerdings war es in dieser Zeit alles andere als normal, dass man uralt wurde. Sie schritten vorbei an holpernden Ochsenfuhrwerken, an keuchenden Mägden mit |728| Körben voller Birnen und Äpfel und an einem Ziegenhirten, dem bei ihrem Anblick die Kinnlade herunterfiel. Gero trug immer noch einen Turban und Hannah eine für diese Zeit absolut unakzeptable Hose sowie einen abgetragenen orientalischen Kaftan, Kleidung, die es in dieser Umgebung sicher nicht oft zu sehen gab.
Geros Herz hämmerte, als er sich am Burgtor den Turban vom Kopf riss und den völlig verblüfften Wachen seine kurzgeschorenen Haare präsentierte. Irgendjemand von den finster dreinblickenden Männern erkannte ihn. »Der junge Herr ist nach Hause gekommen!«, rief der Wächter aus und stieß vor Freude dreimal in eine Fanfare, die eigentlich zur Warnung oder Ankündigung von hohem Besuch gedacht war. Aus allen Ecken liefen Menschen auf dem Burghof zusammen, und als die Ersten erkannten, dass es wahrhaftig Gero war, der zusammen mit Hannah und dem Jungen mitten im Hof stand, wurde das Stimmengewirr so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte. Als Gero seinen Vater erblickte, wie er schlohweiß, aber ansonsten ganz der Alte, aus dem Hauptportal des Pallas heraustrat und beim Anblick seines jüngsten Sohnes komplett die hochherrschaftliche Fassung verlor, wusste er, dass es kein Traum war.
»O herrlicher Heiland, Junge!« Richard von Breydenbach fiel seinem Sohn um den Hals und drückte ihn so fest, dass er beinahe nicht mehr atmen konnte. Beide Männer sanken in die Knie und gaben sich hemmungslos ihren Gefühlen hin. Schluchzend legte Richard von Breydenbach seinen Kopf auf die Schulter seines Sohnes, und so hockten sie auf den kahlen Steinen und hielten sich stumm umarmt in der warmen Nachmittagssonne. Dabei waren sie so sehr in ihre Wiedersehensfreude vertieft, dass sie nicht einmal bemerkten, wie Jutta von Breydenbach nach Atem ringend Hannah und Matthäus in Empfang nahm.
Die Burgherrin sah im Gegensatz zu ihrem Mann deutlich älter aus als beim letzten Mal. Für eine Frau verhältnismäßig groß und doch zart von Gestalt, wirkte sie zerbrechlich, aber immer noch schön. Ihr war anzusehen, dass sie ihren Sohn schmerzlich vermisst hatte. Ihre grünblauen Augen leuchteten vor Freude aus dem blassen Gesicht heraus, als Gero auf sie zutrat und sie voller Liebe umarmte.
»Heilige Muttergottes, steh mir bei«, schluchzte sie. »Wie kommt ihr denn hierher?« Immer noch rannen ihr Tränen über die geröteten |729| Wangen, als sie Matthäus noch einmal an sich drückte, als ob es ihr eigenes Kind wäre. Dann schaute sie zu Hannah auf und blinzelte ungläubig, weil sie offenbar nicht fassen konnte, was hier soeben geschah. Hastig putzte sie sich die Nase mit einem Tüchlein, das sie im Ärmel trug, und trocknete ihre Tränen. »Meine Tochter«, krächzte sie heiser, und als Jutta von Breydenbach sie in den Arm nahm, holte Hannah der vertraute Duft von Rosenwasser endlich in die Wirklichkeit zurück. Sie waren tatsächlich auf der mittelalterlichen Breydenburg gelandet.
»Wie kann es sein, dass ihr den Weg zu uns zurückgefunden habt?«, wisperte Geros Mutter. »Richard hat mir anvertraut, dass es euch an diesen fernen Ort verschlagen hat …« Sie schwieg und schaute sich ängstlich um, als ob sie von der Hölle sprechen würde. »Ich konnte es nicht glauben … ach …« Ihre Stimme erstarb in einem weiteren Schluchzen. »Ganz gleich wie … die Muttergottes hat meine Gebete erhört«, stieß sie mit erstickter Stimme hervor.
»Es
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