Die Rueckkehr der Templer - Roman
ist anders als das letzte Mal …«, versuchte Hannah ihr zu erklären. »Diesmal hat uns allein Gott und unser Glaube hierhergeführt … und ich hoffe, dass wir für immer bleiben können.« Sie verschluckte sich beinahe an dem Satz, weil sie niemals damit gerechnet hatte, dass ihr ein solcher Ausspruch je über die Lippen kommen würde.
Leicht zerknirscht musste sie einsehen, dass dieses Wunder weitaus schwieriger zu erklären war als ein Timeserver. Sie dachte an Tom. Und was er wohl sagen würde, wenn er vielleicht eines Tages von der Wirkung dieser Höhle erfahren sollte. Ja – ob sie in ihrer Zeit überhaupt noch existierte? Und da blieb die Frage, warum d’Our und seine Templer eher auf den Timeserver gesetzt hatten als auf die Wirkung dieses unglaublichen Geheimnisses. Vielleicht lag es daran, dass man im Jahr 1307 aufgrund des verlorenen Heiligen Landes keinen Zugang mehr zur Höhle gehabt hatte und nicht genug Menschen mit dem Gestein in Kontakt bringen konnte, die kraft ihrer Gedanken etwas zum Positiven hätten bewegen können. Vielleicht war es aber auch ganz anders, und das, was sie sah, war nur eine Illusion – ihre Illusion, so, wie der Mönch es ihnen zu verstehen gegeben hatte. »Wenn Ihr Gott vertraut und Euren Weg klar genug vor Euch sehen könnt, wird Euer Glaube genau die Welt manifestieren, die Ihr im Herzen tragt …«
»Gottes Güte ist größer als alles«, flüsterte Jutta von Breydenbach und fasste sie bei der Hand.
|730| Gero half seinem Vater auf die Beine. Wie zwei Ertrinkende hielten die beiden sich aneinander fest und richteten sich gegenseitig auf.
»Ich habe es geahnt«, raunte Richard von Breydenbach.
»Was hast du geahnt?« Gero schaute ihn überrascht an.
»Ich habe gewusst, dass in den nächsten Tagen ein Wunder geschehen würde.« Hastig rieb sich der alternde, aber immer noch stattliche Burgherr die Tränen aus den Augen. Erst danach begrüßte er Hannah mit einem Kuss auf die Wange und Matthäus mit einem väterlichen Schulterklopfen.
Gero legte seiner Mutter einen Arm um die Schulter und führte sie, gefolgt von seiner Familie, durch ein Spalier von Gesinde zum Eingang des Pallas. »Wie konnte er unsere Ankunft voraussehen, Mutter?«, fragte er leise.
»Heute Morgen kam ein Bote«, erklärte Jutta von Breydenbach. »Er überbrachte uns diese merkwürdige Depesche, von der wir zunächst glaubten, sie sei ein schlechter Scherz.«
Richard von Breydenbach zog ein zusammengerolltes Pergament vom Gürtel und übergab es seinem Sohn, der innehielt und es mit der gebotenen Aufmerksamkeit studierte: »Graf Johan Bechtold van Elk und das Edelfräulein Freya Maria Rosamunde von Bogenhausen geben sich anlässlich ihrer Vermählung die Ehre … Im Jahre nach der Fleischwerdung des Herrn 1315 …«
»Kaum zu fassen«, flüsterte Gero und warf Hannah einen ungläubigen Blick zu. »König Phillip IV. ist tatsächlich tot, ebenso wie Papst Clemens V., der Templerorden ist aufgelöst, und Johan und Freya sind bei Johans Familie in Flandern in Sicherheit und haben geheiratet!«
»… und die Amerikaner«, führte Hannah seine Aufzählung in lakonischem Tonfall fort, »… hocken siebenhundert Jahre in der Zukunft und versuchen vergeblich, den Server wieder in Gang zu bringen. André de Montbard hat als Großmeister längst das Zeitliche gesegnet, und Königin Melisende ist in Sankt Lazarus eines einsamen Todes gestorben. Die Fatimiden wurden 1171 durch Saladin gestürzt …«
» … und kein Hahn kräht je wieder nach ihrem Verbleib«, beendete Gero den Satz.
Mit einem überwältigenden Glücksgefühl widmete er sich dem Brief, indem er ihn Hannah und den anderen laut vorlas:
»Lieber Gero, solltet Ihr es geschafft haben, dorthin zu gelangen, wo ich
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glaube, dass Eure Sehnsucht Euch hingeführt hat, so schickt uns baldmöglichst einen Boten, der ein Lebenszeichen von Euch überbringt …
Struan ist mit Amelie in Schottland gelandet, wie ich gestern durch einen Boten erfuhr – nur von Arnaud, Stephano und den anderen habe ich nichts mehr gehört …
Ich bete mir Gottes Segen für ihre Unversehrtheit und auch für Dich, Hannah und den Jungen …
In Liebe
Euer ergebener Freund und Bruder
Graf Johan van Elk«
»Die Prophezeiung hat sich also nicht nur für uns erfüllt«, murmelte Gero und hielt Hannah und seine Mutter fest im Arm, während sie gemeinsam Matthäus hinterherschauten, der voller Ungeduld zu den Stallungen lief.
Richard von Breydenbach hatte ihm
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