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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
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– vielleicht wäre es ja einen Versuch wert.« Er schnalzte mit der Zunge, um sein Pferd anzuspornen, weil es an die Spitze des Trosses aufschließen sollte.
    Ohne es zu wollen, hatte sie ihn offenbar beleidigt. Sein leicht verzogener, ausdrucksvoller Mund verriet seine Missbilligung ihr gegenüber. |78| Lyn rang nach einer Erklärung. »Wir kommen von jenseits des Meeres …« Sie hatte diesen Begriff des Öfteren in Lions historischen Beschreibungen gelesen – und wenn sie an die geographische Lage der ehemaligen USA dachte, war es nicht gelogen.
    »Ah …«, sagte Khaled und bedachte sie mit einem schrägen Blick. »Und obwohl ihr so weit gereist seid, wisst ihr nicht, wo ihr euch genau befindet?«
    »Man kann nicht alles wissen«, erwiderte Lyn hilflos. »Wetten, dass du von meiner Heimat noch nie was gehört hast?« Das war unfair, gestand sie sich ein, aber vielleicht ließ er sie in Ruhe, wenn er zugeben musste, dass er den Ort nicht kannte.
    Wie erwartet ließ Khaled nicht locker. »Ich war schon öfter jenseits des Meeres – auch wenn es nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen gehört, mit einem Schiff zu reisen.« Er nickte stumm, als ob er seine Antwort noch einmal bestätigen müsste. »Nenn mir einen Ort. Marseille, Messina, Limassol, Konstantinopel?«
    »Corpus Christi«, erwiderte sie.
    »Corpus Christi?«, wiederholte er sichtlich erstaunt. »Tatsächlich, nie gehört. Der Name des Ortes lässt darauf schließen, dass ihr womöglich spanische Christen seid. Hab ich recht?«
    Morgentau stolperte leicht, und Lyn spürte, wie Khaled ruckartig seinen Griff um ihre Taille verstärkte und sie dann, als das Pferd wieder in seinen Rhythmus gefunden hatte, sanft an sich drückte, als wolle er sie beruhigen.
    Was sollte sie ihm antworten? Dass er mit seiner Vermutung völlig falschlag. Dass Gott in ihrem Leben nicht vorkam? Dass sie jeglichen Glauben für Humbug hielt? Besser nicht, entschied sie und verließ sich dabei ganz auf ihr Gefühl.
    Lion hatte sie eindringlich davor gewarnt, mit Ausnahme gegenüber Hugo de Payens, wo und wem gegenüber auch immer etwas verlauten zu lassen, was dem religiösen Weltbild dieser Zeit widersprach. Es konnte einen das Leben kosten, wenn man wegen einer häretischen Aussage angeklagt und vor ein mittelalterliches Gericht gestellt wurde. Khaled bezeichnete sich zudem als Muslim. Waren die nicht noch fanatischer als die Christen gewesen? Immerhin hatten Islamisten mit dem Überfall auf Israel den Dritten Weltkrieg ausgelöst, auch wenn Lion stets betont hatte, dass die Angreifer durch den Einmarsch westlicher |79| Alliierter im Iran zuvor von der christlichen Welt provoziert worden waren. Seltsam genug, dass Christen und Muslime hier gemeinsame Sache machten. Wie sonst war es zu erklären, dass eine bunte Truppe von Reisenden von einem Muslim angeführt und gleichzeitig von christlichen Templern geschützt wurde? Lyn wusste um die historischen und religiösen Hintergründe in den Zeiten der Kreuzzüge, schließlich hatte sie sämtliche historischen Informationen, die ihr für diese Mission zur Verfügung gestanden hatten, verinnerlicht. Doch ein längerer Aufenthalt in dieser Epoche war nicht vorgesehen gewesen, schon gar nicht dreißig Jahre später als zum geplanten Zeitpunkt, und so wusste sie vieles nicht gut genug, um sich wirklich ein Urteil erlauben zu können.
    »Ja, spanische Christen«, antwortete sie. Das war zwar gelogen, aber nicht ganz. Immerhin waren sie gewissermaßen in christlicher Mission unterwegs. Lion glaubte, mit der Auferstehung der Templer würde auch die Auferstehung des christlichen Glaubens wieder ins rechte Licht gerückt. Was er sich davon versprach, war ihr nach wie vor schleierhaft. Immerhin hatten die großen Glaubenskriege des 21. Jahrhunderts zur Katastrophe geführt. Aber die Idee, die Geschichte nachträglich ändern zu können, hatte ihm keine Ruhe gelassen, und er war schließlich das unangefochtene Oberhaupt der National Rebels, dessen wissenschaftliche und politische Thesen jedem Angehörigen der gefürchteten Untergrundorganisation unantastbar erschienen. Niemand wäre auf die Idee gekommen, Lions Pläne als unlogisch zu bezeichnen. Er war auserkoren, sie aus der Knechtschaft der Neuen Welt zu führen, wie Moses sein Volk aus der Knechtschaft der Ägypter geführt hatte. Lyn und ihre Geschwister hatten sich glücklich schätzen dürfen, dass Lion gerade
sie
auserkoren hatte, diese Mission zu erfüllen. Auf kritische

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