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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Omen deuten und vielleicht doch weiterreiten sollte.
    Natürlich tat sie es nicht. Sie glaubte nicht an Omen, so wenig wie an göttliche Fügung oder die lenkende Macht des Schicksals. Was sie in der zurückliegenden Stunde gesehen hatte, das hatte sie eines mit unerschütterlicher Gewissheit begreifen lassen: Was zählte, das war nicht Gottes Wille oder ein übermächtiges Schicksal, sondern einzig das, was Menschen einander im Namen des einen oder anderen antaten.
    Was sie gerade gedacht hatte, war die Wahrheit gewesen: Sie war es diesem Mann schuldig, sein Leben zu retten. Oder es wenigstens zu versuchen.
    Gerade als sie ihr Pferd mit deutlich mehr Gewalt als gutem Zureden aus dem Uferschlamm herausgebracht hatte und die fünfzehn oder zwanzig Schritte zu dem Verwundeten zurückreiten wollte, sprengte eine ganze Abteilung christlicher Ritter heran. Sie hielten so direkt auf den Mann zu, dass es unmöglich ein Zufall sein konnte - doch dann geschah etwas Sonderbares: Kaum war der erste nahe genug heran, um den Mann wirklich zu sehen, da riss er sein Pferd mit einer so abrupten Bewegung zurück, dass das Tier erschrocken scheute und ihn um ein Haar abgeworfen hätte, und auch die anderen Reiter hielten abrupt inne. Für einen Moment breitete sich etwas wie ein kleiner Aufruhr unter dem halben Dutzend Männern aus, ein heftiges Gestikulieren und Kopfschütteln und Deuten. Einer der Reiter löste eine Armbrust von seinem Sattel und steckte sie wieder weg, als einer der anderen mit einem wütenden Kopfschütteln darauf reagierte. Dann riss das halbe Dutzend Reiter wie ein Mann seine Pferde herum und sprengte davon.
    Robin sah ihnen verstört nach. Sie versuchte das Wappen zu erkennen, das auf den Schilden und Mänteln der Männer prangte, aber ihre Kleider waren zu schmutzig und die Männer zu schnell im Staub verschwunden. Was hatte das zu bedeuten?
    Trotz allem neugierig geworden, stieg sie aus dem Sattel und bereute diese Idee sofort, denn dem Tier schien endgültig aufgegangen zu sein, dass es nicht sein legitimer Besitzer gewesen war, der es in diese ungastliche Umgebung gelenkt hatte; es riss sich los und sprengte mit einem protestierenden Wiehern davon. Robin sah ihm ärgerlich - auf sich selbst, nicht auf das Pferd - nach, dann wandte sie sich endgültig um und ging mit schnellen Schritten los.
    Irgendetwas Seltsames ging hier vor, und sie würde herausfinden, was. Die sonderbare Stimmung, die von ihr Besitz ergriffen hatte, verflog mit jedem Schritt, mit dem sie sich dem Verwundeten näherte, mehr. Vielleicht war das, was sie gedacht hatte, auch einfach nur melancholischer Unsinn, und die Belastung der Schlacht war einfach zu viel für sie gewesen. Robin beschleunigte ihre Schritte noch einmal - und blieb dann ebenso überrascht stehen wie die Ritter gerade vor ihr.
    Der Verwundete war nicht der einzige Ritter, der im blutig-rot gefärbten Schilf des Uferstreifens lag. Robin schätzte die Anzahl der Erschlagenen auf mindestens ein Dutzend, und die Männer trugen ausnahmslos nachtschwarze Mäntel, geschwärzte Kettenhemden und Helme und dreieckige schwarze Schilde ohne Wappen oder irgendwelche Insignien.
    Dennoch wusste Robin sofort, wen sie vor sich hatte.
    Einem der erschlagenen Lazarusritter war der Helm vom Kopf gerutscht. Er lag mit dem Gesicht nach unten in einer Pfütze aus brackigem Wasser, aber Robin war fast froh, ihn nicht genau erkennen zu können. Das Wenige, was sie von seiner Haut sah, war schon beinahe mehr, als sie sehen wollte. Dennoch blieb sie stehen, und für einen kurzen Moment fochten Neugier und Furcht einen stummen Kampf hinter ihrer Stirn aus.
    Die Neugier gewann. Zögernd ließ sich Robin in die Hocke sinken und streckte den Arm aus, um den Toten auf den Rücken zu drehen, aber dann verließ sie im letzten Moment doch der Mut. Was sie von der Haut des Mannes sehen konnte, bot einen verheerenden Anblick. Nässende Geschwüre und Pusteln bedeckten seine vernarbte Wange, und ein Teil seiner Unterlippe fehlte, was ihm ein schreckliches, für alle Zeiten erstarrtes Totenkopfgrinsen verlieh. Robin stand fast erschrocken wieder auf und legte die letzten Schritte zu dem Verwundeten beinahe rennend zurück.
    Sie war nicht einmal wirklich überrascht. Ob der König verletzt war oder nicht, konnte sie nicht sagen, denn sein Pferd war gestürzt und lag quer über seinen Beinen. Das Tier lebte noch und schnaubte leise vor Schmerz, war aber nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen. Die

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