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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Geschichte nicht kannte?
    »Das gehört sich auch für einen König«, antwortete Balduin spöttisch. Plötzlich lachte er wieder. »Und da sage noch einer, Gott hätte keinen Sinn für Humor! Zehntausend Männer sind hier versammelt, und von allen rettet mir ausgerechnet derjenige das Leben, der den wenigsten Grund dazu hätte.«
    Robin fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Zähne. Sie hatte das fast sichere Gefühl, dass der junge König auf etwas ganz Bestimmtes hinauswollte. Beinahe nur, um Zeit zu gewin-
    nen, fragte sie: »Was ist hier geschehen, Majestät?«
    Diesmal verzichtete Balduin darauf, sie zu verbessern. »Wenn ich das wüsste«, seufzte er. »Meine ebenso unfähigen wie inzwischen wohl ausnahmslos toten Leibwächter und ich sind ganz harmlos des Weges geritten, als wir wohl unversehens in einen Krieg geraten sein müssen.« Er deutete auf sein erschossenes Pferd. »Seht Euch das an, Robin! Wenn ich nicht genau wüsste, dass es unmöglich ist, könnte ich auf die Idee kommen, dass jemand etwas gegen mich hat.«
    Robin verbiss sich jede Antwort. Wäre ihr der Gedanke nicht zu respektlos erschienen, hätte sie fast an Balduins Verstand gezweifelt. Sie saßen am Rande eines Schlachtfeldes, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ein paar von Saladins Reitern auf sie aufmerksam wurden oder den König gar erkannten, und Balduin trieb seine Scherze? Statt etwas zu sagen, betrachtete sie Balduins totes Pferd - und runzelte plötzlich die Stirn.
    »Das ist seltsam«, murmelte sie.
    »Ah, Ihr habt also auch den Verdacht, dass es kein Versehen gewesen sein könnte?«, fragte Balduin.
    Robin blieb ernst. Einen Moment lang blickte sie noch das tote Pferd an, dann stand sie auf, ging zu einem der erschlagenen Lazarusritter und ließ sich neben ihm auf die Knie sinken. Fast beiläufig registrierte sie, dass nahezu alle Männer erschossen worden waren. Sie achtete sorgsam darauf, das Gesicht des Mannes nicht anzusehen und auf keinen Fall seine Haut zu berühren, während sie den Pfeil aus seiner Seite zog.
    »Seht Ihr das, Majestät?«
    »Ein Pfeil, in der Tat«, sagte Balduin betrübt. »Jetzt müsste ich allmählich wirklich verletzt sein. Mit einem ordinären Pfeil auf mich zu schießen! Geschmolzenes Gold in die Kehle oder Diamantsplitter, die man insgeheim unter das Essen mischt, das ist ein Tod, der eines Königs würdig ist - aber ein ordinärer Pfeil? Das ist blamabel.«
    Robin ignorierte seinen spöttischen Ton. »Das ist kein gewöhnlicher Pfeil«, sagte sie.
    »Nein?« Balduins Augen leuchteten auf.
    »Er ist schwarz«, sagte Robin ungerührt. »Ebenso wie alle anderen hier. Seht Ihr? Ein schwarzer Schaft, eine geschwärzte Spitze und sogar schwarze Federn.«
    »Und? Hättet Ihr erwartet, dass man ihn in den königlichen Farben bemalt, bevor man damit auf mich schießt?« Balduin scherzte noch immer, aber der Blick seiner durchdringenden grünen Augen schien plötzlich wacher zu werden.
    »Pfeile wie diese benutzen Sheik Raschids Männer«, fuhr Robin fort.
    »Die Assassinen?«, fragte Balduin zweifelnd. »Ihr müsst Euch irren, Robin. Der Alte vom Berge gehört seit vielen Jahren zu unseren treuesten Verbündeten.«
    »Und doch ist allgemein bekannt, dass nur die Assassinen diese Art von Pfeilen benutzen«, beharrte Robin, legte eine kurze, bewusst dramatische Pause ein und fuhr dann fort: »Aber diesen Pfeil hat kein Assassine gefertigt.«
    »Gerade hast du noch gesagt, dass nur die Assassinen schwarze Pfeile benutzen«, sagte Balduin. Jede Spur von Spott war aus seiner Stimme verschwunden. »Und er ist schwarz.«
    »Dennoch stammt er nicht aus Masyaf«, beharrte Robin. »Die Spitze ist anders. Und auch die Form der Federn ist nicht vollkommen korrekt. Er sieht ihm ähnlich, aber er stammt nicht von den Assassinen.«
    Balduin streckte die Hand aus. Robin reichte ihm den Pfeil, und Balduin drehte ihn eine geraume Weile nachdenklich in den Händen. »Seid Ihr sicher?«
    »Ihr wisst, wer ich bin«, antwortete Robin ernst. »Ich habe lange genug bei ihnen gelebt, und ich habe genug von diesen Pfeilen in der Hand gehabt. Dieser Pfeil stammt nicht von den Assassinen. Aber jemand hat sich große Mühe gegeben, ihn so aussehen zu lassen.« Tatsache war, dass sie zahllose Pfeile wie diesen nicht nur in der Hand gehabt, sondern selbst angefertigt hatte. Und dass sie ausgezeichnet damit umgehen konnte. Hätte sie - oder irgendein Assassine, den sie kannte - diesen Pfeil abgeschossen, wäre

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