Die Rückkehr der Templerin
Schweigen geschützt hatten. Robin war sicher, dass nicht einmal mehr Salim und sein Vater sie vor dem heiligen Zorn des Tempelritters und seiner Brüder beschützen konnten, sollte ihr Geheimnis jemals aufgedeckt werden.
Und diese Gefahr war entsetzlich groß. Jedermann hier im Dorf wusste, wer sie war. Was sie war. Ein einziges unbedachtes Wort, eine winzige Nachlässigkeit, eine falsche Geste, und alles war vorbei. Vielleicht, dachte sie, sollte sie sich nicht einmal wünschen, dass Salim zurückkam. Er und das halbe Dutzend Assassinen in seiner Begleitung waren dieser kleinen Armee von Templern und ihren Hilfstruppen nicht gewachsen, und doch würde er keine Sekunde zögern, ihr beizustehen, und damit auch sein eigenes Leben verwirken.
Hinter ihr wurden plötzlich aufgeregte Stimmen laut, dann der Lärm eines kurzen, aber heftigen Kampfes. Robin fuhr herum und sah, dass sich Guy und zwei oder drei seiner Begleiter loszureißen versucht hatten. Natürlich hatten die Templer sie sofort niedergerungen, und sie waren dabei offensichtlich nicht übermäßig sanft vorgegangen, denn einer der Plünderer lag reglos am Boden und blutete heftig aus dem Kopf, doch zumindest ihr Anführer bäumte sich noch immer wütend auf und schrie und trat um sich, obwohl er von gleich drei Männern niedergehalten wurde.
Robin warf Dariusz einen raschen Blick zu und registrierte ohne Überraschung, dass der Tempelritter der Szene mit einem leicht amüsierten Lächeln auf den Lippen und einem dafür umso grausameren Lächeln in den Augen folgte. Er sagte auch dann noch nichts, als sich einer der Turkopolen auf Guys Brust kniete und langsam und auf eine fast mechanisch anmutende Weise mit den Fäusten in sein Gesicht zu schlagen begann.
»Hört auf damit!«, rief sie.
Es war unmöglich, dass der Mann ihre Worte nicht gehört hatte. Aber er schlug dem Plünderer trotzdem abwechselnd und mit großer Kraft die rechte und die linke Faust ins Gesicht, und Guys verzweifelte Gegenwehr wurde immer schwächer. Er würde ihn töten, wenn er nur auch noch ein paar Augenblicke so weitermachte. Aber Dariusz rührte immer noch keinen Finger, um ihn zurückzuhalten.
»Aufhören, habe ich gesagt!« Robin war mit zwei, drei schnellen Schritten bei dem Turkopolen, packte seinen zum Schlag erhobenen Arm und riss ihn mit solcher Kraft zurück, dass der Mann das Gleichgewicht verlor und von Guy herunter und auf den Rücken fiel. Mit einem wütenden Knurren und einer unglaublich fließenden Bewegung kam er praktisch sofort wieder auf die Füße und fuhr mit leicht ausgebreiteten Armen herum, wie um sich auf sie zu stürzen. Erst im allerletzten Moment schien er sie zu erkennen und ließ die Arme wieder sinken, wenn auch mit allen Anzeichen von Widerwillen. Robin nahm an, dass er es nur tat, weil er einen entsprechenden Blick von Dariusz aufgefangen hatte, widerstand aber dem Impuls, sich zu dem Templer umzudrehen. Stattdessen wandte sie sich mit einer befehlenden Geste an die drei anderen Turkopolen, die Guy immer noch niederhielten. »Lasst ihn los, habe ich gesagt!«
Wieder vergingen endlose Augenblicke, bevor die Männer reagierten, und diesmal war Robin sicher, dass Dariusz ihnen hinter ihrem Rücken einen entsprechenden Wink gegeben hatte. Sie drehte sich auch jetzt nicht zu ihm um, sondern ließ sich neben dem halb bewusstlosen Plünderer auf ein Knie herabsinken und sah fast besorgt in sein Gesicht. Obwohl es vollkommener Unsinn war, fühlte sie sich irgendwie für das verantwortlich, was ihm zugestoßen war.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie.
Sie hatte kaum damit gerechnet, aber der stoppelbärtige Mann drehte mühsam den Kopf und blickte aus blutunterlaufenen Augen zu ihr hoch, von denen eines bereits zuzuschwellen begann.
»O ja, vielen Dank«, presste er hervor. »Ich habe mich selten besser gefühlt, edler Ritter.« Offensichtlich war ihm das, was Dariusz und sie miteinander geredet hatten, nicht verborgen geblieben. In seinen Augen blitzte ein Ausdruck auf, den Robin nicht beschreiben konnte, der ihr aber einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen ließ. »Und das alles habe ich nur dir zu verdanken, du verdammter …«
Sein Angriff kam selbst für Robin zu schnell. Unbeschadet der Tatsache, dass ihn die Männer halb tot geschlagen hatten, stemmte er sich blitzartig hoch, grub die Hände in Robins Mantel und warf sich mit solcher Kraft auf sie, dass sie nach hinten stürzte und sich plötzlich unter ihm wiederfand. Die
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