Die Rückkehr der Templerin
Luft wurde ihr aus den Lungen gepresst, und ein grässlicher Schmerz durchzuckte ihren Rücken, als sie genau auf einen Stein fiel.
Dennoch reagierte sie blitzartig: Guy war trotz seines Zustandes noch immer viel stärker als sie, viel schwerer, und die Mischung aus Verzweiflung, Todesangst und blanker Wut, die sie in seinen Augen las, verlieh ihm noch zusätzliche Kräfte. Sie versuchte nicht, sich gegen seinen Angriff zu stemmen, sondern grub ganz im Gegenteil selbst die Hände in den gesteppten Stoff seines Gambeson, zerrte darüber hinaus noch zusätzlich an ihm und wandte Guys eigene Kraft gegen ihn selbst, indem sie blitzartig die Knie anzog und den Schwung seiner eigenen Bewegung benutzte, um ihn über sich hinwegzuschleudern, sodass plötzlich er es war, der mit einem keuchenden Laut und so wuchtig auf dem Rücken landete, dass man meinen konnte, seine Knochen knirschen zu hören.
Robins Hände hielten sein Kleid eisern fest, und sie wurde herum und in die Höhe gewirbelt, und nur einen halben Herzschlag später war sie es, die auf seiner Brust kniete und ihn niederhielt. Ihre Knie pressten ihm die Luft aus den Lungen, und Robin mobilisierte all ihre Kräfte, um seine Schultern gegen den Boden zu drücken. Bisher hatte keiner der anderen Ritter in den Kampf eingegriffen, aber das würde gewiss nicht lange so bleiben. Ganz egal, wie Dariusz persönlich zu ihr stand - er war ein Templer, und wenn er sah, dass ein anderer Templer in Gefahr war, würde er kompromisslos und mit aller Härte eingreifen.
»Hör endlich auf, du verdammter Narr!«, zischte sie, so leise, wie sie es gerade noch für möglich hielt, damit er die Worte überhaupt verstand. »Willst du unbedingt sterben?«
Wie zur Antwort bäumte sich Guy abermals auf, aber Robins Knie pressten seine Rippen weiter unbarmherzig zusammen. Ihre Fäuste verkrampften sich so im Klammergriff um den Kragen seines Gambesons, dass ihre Knöchel ihm zusätzlich den Atem abschnürten. Vielleicht keine sehr ritterliche Art, einen Gegner niederzuhalten, dafür aber eine umso wirkungsvollere. Guy keuchte und schnappte so verzweifelt wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft. In einer schwächlichen Abwehrbewegung hob er die Arme und presste die Hände gegen ihre Brust, um sie von sich herunterzustoßen. Seine Kraft reichte nicht einmal annähernd - aber plötzlich weiteten sich seine Augen, und ein neuer, ungläubig-überraschter Ausdruck trat in seinen Blick.
Robin hatte das Gefühl, die Zeit wäre stehen geblieben, als sie begriff. Guy presste beide Hände gegen das graue Eisengeflecht ihres Kettenhemdes, und trotz des harten Metalls, trotz seiner Erschöpfung und Furcht musste er einfach erkennen, dass das, was er darunter spürte, nicht die gestählte Brust eines Mannes war!
3. KAPITEL
»Aber das ist doch … unmöglich«, murmelte er fassungslos.
»Du bist eine …?«
Robin hatte keine andere Wahl mehr. Ihr blieb keine Zeit, den Dolch zu ziehen oder den Plünderer auf eine andere Weise zum Schweigen zu bringen. Mit einer Bewegung, in die sie jedes bisschen Kraft legte, das sie noch in sich fand, ließ sie seinen Kragen los, rammte ihm den Ellbogen gegen den Adamsapfel und zermalmte ihn. Guys Worte endeten in einem grässlichen Gurgeln. Seine Augen wurden noch größer, und eine Art von Entsetzen erschien darin, wie Robin es selten zuvor erblickt hatte.
Er starb, aber er starb nicht schnell. Robin ließ ihn endgültig los, stand mit einer fließenden Bewegung auf und wich zugleich zwei Schritte vor ihm zurück. Guy rang mit grässlichen, würgenden Lauten nach Luft, bäumte sich auf und schlug beide Hände gegen die Kehle, versuchte mit verzweifelter Anstrengung zu atmen und konnte es nicht.
Er begann mit den Beinen zu strampeln. Immer grässlichere, würgende Laute kamen über seine Lippen, während sich sein Gesicht allmählich blau färbte und seine Bewegungen schwächer zu werden begannen. Stirb endlich!, dachte Robin fast verzweifelt. Warum stir b st du nic h t? Sie hatte seinen Tod nicht gewollt. Sie wollte ihn nicht einmal jetzt, aber - zumindest in diesem Moment - war der Anblick seiner schrecklichen Todesqual fast schlimmer als der Gedanke, ihn getötet zu haben. Wahrscheinlich ging es in Wahrheit recht schnell; wenige Augenblicke, bevor Guys Bewegungen endgültig erlahmten, sein Kopf zurücksank und seine Augen brachen. Robin kam es vor wie eine Ewigkeit. Und sie fragte sich, ob sie den Ausdruck auf seinem Gesicht jemals wieder ganz vergessen
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