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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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so übel, dass sie Mühe hatte, überhaupt zu antworten, aber sonst war alles in Ordnung mit ihr. Trotzdem fügte sie hinzu: »Warum fragt Ihr?« Und was ist an mein e r Befindlic h keit so en or m wichtig, dass Ihr de sw egen Euer Schweigegelübde brecht?
    »Weil Ihr nicht so ausseht, als wäre alles in Ordnung«, antwortete Dariusz im scharfen Tonfall eines Verweises. »Ihr seht im Gegenteil so aus, als hättet Ihr alle Mühe, Euch im Sattel zu halten, Bruder Robin.«
    Es war keine Einbildung, dass er das Wort Bruder auf so sonderbare Weise betonte, dachte Robin schaudernd. Und wenn sie es recht bedachte, war es auch nicht das erste Mal.
    Sie sah ihn einen Moment lang prüfend an und hob dann in einer gespielt verständnislosen Bewegung die Schultern. Wenn es etwas gab, was Bruder Abbé in den Jahren ihrer Ausbildung nicht müde geworden war, ihr immer und immer wieder einzuhämmern, dann, dass Angriff die beste Verteidigung war. »Die letzten Tage waren nicht leicht«, sagte sie kühl, »für uns alle. Warum betont Ihr das Bruder so seltsam, Bruder Dariusz?«
    Einen Moment lang war sie sicher, den Bogen überspannt zu haben. In Dariusz’ Augen loderte die blanke Wut. Aber er beherrschte sich. Für drei, vier in der Dunkelheit sonderbar lang widerhallende Hufschläge der gemächlich dahintrabenden Pferde sagte er gar nichts, sondern starrte sie nur aus brennenden Augen an, dann drehte er den Kopf und sah für einen Atemzug in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren.
    »Weil ich mich zu fragen beginne, ob Ihr es noch seid, Robin«, sagte er leise.
    Plötzlich war sie sehr froh, dass es noch zu dunkel war, um Dariusz erkennen zu lassen, wie bleich sie wurde. »Wie … meint Ihr das?«, fragte sie mühsam.
    »Ihr wart lange Zeit auf der Burg der Assassinen, Bruder Robin«, antwortete er. »Ich beginne mich zu fragen, ob es nicht zu lange war.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Robin scharf. »Ich habe weder meine Gebete noch meine Exerzitien vernachlässigt, wenn Ihr das meint! Ganz im Gegenteil: Es war nur mein fester Glaube an Gott, der mir die Kraft gegeben hat, diese Zeit überhaupt zu überstehen.«
    »Das glaube ich Euch gern, Bruder«, antwortete Dariusz unerwartet sanft. Im nächsten Augenblick wurde seine Stimme dafür umso härter. »Ihr seid verweichlicht, Bruder. Als ich Euch im Kampf mit den Plünderern am Strand sah, da war ich beeindruckt von Eurer Fertigkeit mit dem Schwert. Aber ein Schwert zu führen ist nicht alles! Manchmal ist es das Wenigste.« Er schüttelte zornig den Kopf, als Robin etwas sagen wollte. »Nein, unterbrecht mich nicht! Ich beobachte Euch jetzt seit fünf Tagen, und ich fürchte, ich bin nicht der Einzige, dem es auffällt: Seht Euch doch nur selbst an! Ihr sitzt nicht im Sattel wie ein Soldat Gottes, sondern wie ein Mädchen, das zum ersten Mal auf einem Pferd hockt! Die Brüder, die neben Euch schlafen, berichten mir, dass Ihr im Schlaf wimmert und stöhnt! Würden wir jetzt angegriffen, Ihr hättet nicht einmal die Kraft, Euer Schwert zu ziehen, geschweige denn, zu kämpfen!« Er ballte die rechte Hand zur Faust. »Wir sind nicht nur hier, um zu beten und den Heiden den wahren Glauben zu bringen, Bruder Robin! Die Fratres Militiae Templi sind die Faust Gottes! Ich kann und werde nicht zulassen, dass auch nur ein Glied dieser Faust schwach wird!«
    Das Schlimme war, dachte Robin, dass er Recht hatte. Sie war schwach. Es hatte eine Zeit gegeben - und sie lag noch gar nicht so lange zurück -, da hätte sie trotz ihrer Jugend und der unwesentlichen Kleinigkeit, dass sie eine Frau war, spielend mit den meisten dieser Männer mitgehalten, aber die letzten Tage hatten ihr klargemacht, was Salim ihr damals am Strand wirklich zu sagen versucht hatte. Sie befand sich in einem erbärmlichen Zustand.
    Trotzdem straffte sie demonstrativ die Schultern und funkelte Dariusz herausfordernd an. »Das weiß ich, Bruder«, sagte sie kühl. »Und Ihr habt Recht: Ich bin in keinem guten Zustand. Der Weg macht mir zu schaffen, und es vergeht keine Stunde, in der ich Gott nicht anflehe, ihn endlich enden zu lassen. Aber so wie mir«, fuhr sie mit leicht erhobener Stimme und rascher fort, als Dariusz antworten wollte, »ergeht es mindestens der Hälfte unserer Brüder, und fast allen anderen Männern in unserer Begleitung. Selbst die Faust Gottes kann zerbrechen, wenn man ihr nicht dann und wann eine Erholungspause gönnt.«
    »Ihr wünscht Euch eine Rast, Bruder Robin?«, fragte

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