Die Rückkehr der Templerin
Dariusz spöttisch. »Vielleicht einen Tag in einer schattigen Oase, mit kühlem Wein und frischen Datteln? Oder vermisst Ihr Eure entzückende Dienerin?«
Es fiel Robin schwer, die scharfe Antwort herunterzuschlucken, die ihr auf der Zunge lag. Bedachte sie den strengen Ehrenkodex des Templerordens, waren Dariusz’ Anspielungen in einem Gespräch wie diesem weit mehr als die kleinen Sticheleien, für die ein Außenstehender sie möglicherweise gehalten hätte, sondern eine Ungeheuerlichkeit. Dennoch verzichtete sie auf jede entsprechende Antwort. Vielleicht war es ja ganz gut, wenn sie Dariusz weiter einen Verdacht verfolgen ließ, den er niemals würde beweisen können.
»Ihr habt es selbst gesagt«, antwortete sie, so ruhig sie konnte.
»Wir reiten in eine Schlacht. Ich habe noch nie gegen Saladins Truppen gekämpft, aber ich habe von ihnen gehört, und ich habe die Assassinen kämpfen sehen.«
»Ihr fürchtet sie«, vermutete Dariusz.
»Ich respektiere sie«, verbesserte Robin ihn ruhig, »denn ich habe gesehen, wozu diese Männer fähig sind. Ihr wart beeindruckt von meiner Fertigkeit mit dem Schwert? Dann lasst Euch sagen, dass ich eine Menge davon von den Männern gelernt habe, die Ihr so verachtet, Bruder Dariusz. Wir werden die Schlacht verlieren, wenn Ihr die Männer weiter so schindet. Noch ein paar Tage wie die, die hinter uns liegen, und ich bin nicht mehr der Einzige, der nicht mehr die Kraft hat, sein Schwert zu ziehen.«
Sie rechnete mit einem scharfen Verweis, zumal sie so laut gesprochen hatte, dass auch die beiden Männer vor und hinter ihnen ihre Worte gehört haben mussten; und vielleicht nicht nur sie. Umso überraschter war sie, als sich Dariusz’ Gesicht plötzlich immer mehr verdüsterte und er mit leiser, fast um Verständnis bittender Stimme antwortete: »Glaubt Ihr denn, das wüsste ich nicht? Auch ich habe Augen im Kopf. Und glaubt mir, ich weiß, wozu diese heidnischen Teufel fähig sind!«
»Und trotzdem geht Ihr das Risiko ein, mit einem Heer aus halb toten Männern auf Safet zuzupreschen?«, fragte Robin. Der überraschte Ton in ihrer Stimme galt weit mehr Dariusz’ unerwartet sanfter Reaktion als dem, was er gesagt hatte, aber er antwortete trotzdem: »Es ist vor allem eine Frage der Schnelligkeit, Bruder Robin. Ihr seid noch jung, und so trefflich Ihr auch mit dem Schwert umgehen mögt, gibt es doch Dinge, von denen Ihr noch nichts versteht - und es auch nicht müsst.« Robin überhörte den sanften Tadel in seiner Stimme keineswegs, aber sie nickte ihm nur auffordernd zu. »Schlachten werden nicht nur durch das Schwert gewonnen. Manchmal zählen Schnelligkeit und Taktik mehr als die Anzahl der Krieger. Auch Saladin zieht seine Truppen vor Safet zusammen. Es ist von enormer Wichtigkeit, dass wir vor ihm dort sind.«
»Auch wenn die Hälfte der Männer mehr tot als lebendig dort ankommt?«, fragte Robin.
»Gott wird uns die nötige Kraft geben«, versicherte Dariusz. Robin hätte gern über diese Worte gelacht, aber Dariusz sprach mit der Eindringlichkeit von jemandem, der tatsächlich an das glaubte, was er sagte. Mit einem angedeuteten Lächeln fügte er hinzu: »Und je eher wir dort sind, desto eher können die Männer rasten. Und Ihr auch, Bruder Robin.« Und damit ließ er die Zügel knallen und setzte sich wieder an die Spitze der kleinen Kolonne.
Robin sah ihm ebenso verwirrt wie beunruhigt nach. So erleichtert sie war, Dariusz’ Misstrauen zumindest für den Moment anscheinend zerstreut zu haben, so sehr beunruhigte sie die bloße Tatsache, dass sie dieses Gespräch überhaupt geführt hatten. Dariusz nahm es mit den Regeln des Ordens sehr genau; und vor allem mit denen, die er selbst aufgestellt hatte. Er hatte sein Schweigegelübde nicht gebrochen, um sich mit einem kleinen Schwätzchen die Zeit zu vertreiben.
Aber warum dann?
Robin zerbrach sich eine Weile den Kopf über diese Frage und fand so wenig eine Antwort darauf wie auf so viele andere. Schließlich verscheuchte sie den Gedanken und sah wieder zu dem Streifen blasssilberner Helligkeit hin, der im Osten heraufdämmerte. Er war weder heller noch merklich breiter geworden, allenfalls, dass sich ein zarter Hauch von Rosa hineingemischt hatte. Seltsam - sie war sicher gewesen, dass ihr Gespräch mit Bruder Dariusz viel länger gedauert hatte, aber es konnten in Wahrheit nur wenige Augenblicke gewesen sein.
Sie schüttelte auch diesen Gedanken ab, fuhr sich mit der Zungenspitze über die rissigen,
Weitere Kostenlose Bücher