Die Rückkehr der Templerin
eher wie ein biblischer Racheengel, vor dessen Toben die Welt erzitterte. Und auch wenn die Sarazenen auf der anderen Seite seine Worte vermutlich gar nicht verstanden, so musste sie der Anblick des tobenden Ritters doch ebenso erschrecken. Ein einzelner Pfeil flog heran. Dariusz wischte ihn mit einer fast nachlässigen Bewegung seines Schildarmes aus der Luft und brüllte den Kriegern weiter seine Herausforderung entgegen, doch der Angriff wiederholte sich nicht, ja, keiner der Männer rührte sich auch nur. Selbst ihre Pferde waren zu vollkommener Reglosigkeit erstarrt, als spürten sogar die Tiere den heiligen Zorn der riesigen, rot-weißen Gestalt.
Dann war der fast magische Augenblick vorbei. Dariusz’ Pferd bäumte sich auf und schlug mit den Vorderläufen in die Luft, und im gleichen Moment, in dem seine Hufe den Boden wieder berührten, wandten die Sarazenen ihre Pferde einer nach dem anderen um und sprengten davon.
Endlich fiel auch die Spannung von Robin ab. Dariusz saß noch immer reglos, das Schwert herausfordernd in die Luft erhoben, im Sattel seines nervös hin und her tänzelnden Pferdes, doch sie selbst löste rasch den Schild vom linken Arm, ließ ihn kurzerhand fallen und glitt aus dem Sattel, noch bevor er ganz zu Boden gestürzt war. Jetzt, wo sie ihren Blick von Dariusz und den muslimischen Reitern losgerissen hatte, bot sich ihr ein Bild des Entsetzens. Abgesehen von ihr selbst und Dariusz saß nur noch ein einzelner Tempelritter im Sattel; alle anderen Tiere waren gestürzt und tot oder schwer verwundet, und nur wenige Schritte neben ihr bemühten sich zwei Ritter vergeblich, einen ihrer Brüder unter dem reglosen Leib seines Pferdes hervorzuziehen, das von gleich drei Pfeilen niedergestreckt worden war. Das hellrote Blut färbte den weißen Stoff seiner Schabracke und begann die Umrisse des aufgenähten roten Tatzenkreuzes zu verwischen.
Robin war mit zwei, drei schnellen Schritten dort und griff ebenfalls zu, doch nicht einmal ihre vereinten Kräfte reichten aus. Erst als zwei weitere Männer hinzutraten, gelang es ihnen, den verwundeten Tempelritter unter seinem Pferd herauszuziehen. Der Mann stöhnte vor Schmerz, und etwas schien mit seinem rechten Bein nicht zu stimmen, denn als seine Retter ihn losließen, brach er in die Knie und wäre augenblicklich wieder gestürzt, hätten die Männer nicht rasch zugegriffen.
Und dennoch, dachte Robin schaudernd, hatten sie ein fast unvorstellbares Glück gehabt. Nur ein einziger Ritter war tatsächlich von den Pfeilen der Angreifer getroffen worden, und auch er war noch am Leben und stand sogar - wenn auch schwankend - auf seinen eigenen Füßen. Robin war plötzlich nicht einmal mehr sicher, ob der einzelne Pfeil, der seinen Rücken getroffen hatte, auch tatsächlich auf ihn gezielt gewesen war. Der Angriff hatte tatsächlich nicht ihnen, sondern ihren Pferden gegolten.
Dennoch war seine Wirkung verheerend gewesen. Ohne ihre gewaltigen Schlachtrösser waren die Templer im Grunde nur ein Schatten ihrer selbst. Hätten die Angreifer auch nur noch eine einzige, weitere Pfeilsalve abgeschossen, so hätten sie sie alle töten können, ohne sich auch nur in ihre Nähe zu wagen. Robin verstand nicht wirklich, warum sie diese Gelegenheit ungenutzt hatten verstreichen lassen - bis sie sich umdrehte und wieder in die Richtung sah, aus der sie gekommen waren.
Der schmale Felsspalt, der den Ausgang des Tales bildete, war noch immer hinter einer braungrauen Staubwolke verborgen, aber nicht mehr leer. Ein gutes Dutzend Reiter, angeführt von einem einzelnen Tempelritter, sprengte in scharfem Tempo auf sie zu, und dahinter glaubte Robin die Umrisse zahlreicher, weiterer Männer zu erkennen. In das Rauschen des Blutes in ihren Ohren mischte sich nun herannahender dröhnender Hufschlag.
Rother und der Rest des Heeres waren gekommen.
Robin unterdrückte im letzten Moment den Impuls, die Hand zu heben und dem jungen Tempelritter zuzuwinken. Stattdessen drehte sie sich um und ließ ihren Blick noch einmal über die schreckliche Szene schweifen. Nur ein kleines Stück neben ihr kniete einer ihrer Ordensbrüder neben seinem gestürzten Pferd. Er hatte den Helm abgenommen und neben sich in den Sand gelegt, und seine Hand umschloss den Griff seines Schwertes so fest, als versuche er ihn zu zerquetschen. Auf seinem Gesicht war ein Ausdruck von Schmerz zu erkennen, den Robin noch vor kurzem bei keinem dieser Männer für möglich gehalten hätte. Das Pferd des
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