Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Aber darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen. Sobald ihr Vorsprung groß genug war, würde sie sein Pferd freilassen und darauf hoffen, dass das Tier mit ein bisschen Glück zu seinem Herrn zurückfand. Mehr konnte sie nicht für ihn tun.
    Rother versuchte die Düne hinaufzueilen, hatte dabei aber unerwartet große Schwierigkeiten, denn der lockere Sand gab immer wieder unter seinen Füßen nach, sodass er ein paar Mal fast um die gleiche Distanz zurückrutschte, die er gerade mühsam erklommen hatte, und einmal sogar auf Hände und Knie hinabfiel. Oben angekommen, richtete er sich mühsam auf und warf ihr ein verlegenes Grinsen zu, bevor er auf der anderen Seite der Düne verschwand.
    Robin musste sich beherrschen, um nicht auf der Stelle loszugaloppieren. Sie hatte hinlänglich Zeit. Rother würde einige Augenblicke brauchen, um auf der anderen Seite wieder hinabzuklettern, und wenn sie Glück hatte, dann drückte ihn ja nicht nur das Wasser, das er am Morgen getrunken hatte - die Ordensbrüder waren untereinander nicht so schamhaft, dass er das nicht einfach in ihrer Gegenwart erledigt hätte, wodurch sie schon mehr als einmal in eine peinliche Situation geraten war. Sie hatte Zeit genug, das Pferd lautlos umzudrehen und sich ebenso lautlos ein paar Dutzend Schritte zu entfernen, statt einfach loszusprengen und ihn durch den Hufschlag frühzeitig zu alarmieren.
    Im allerersten Moment weigerte sich das Pferd, ihr zu gehorchen, und warf nicht nur den Kopf zurück, sondern versuchte sogar nach ihr zu beißen, dann aber beruhigte es sich schlagartig und ließ sich gehorsam in einem engen Halbkreis herumführen. Robin atmete innerlich auf. Es hätte ihr zutiefst widerstrebt, dem Pferd die Kehle durchzuschneiden, aber sie hätte es tun müssen, denn auf ein Wettrennen mit Rother konnte sie sich auf keinen Fall einlassen - und schon gar nicht auf einen Kampf. Sie war sehr erleichtert, das Tier nicht töten zu müssen, dessen einziges Verbrechen darin bestand, seinem Herrn treu ergeben zu sein.
    Bei diesem Gedanken musste sie an Guy denken, und ein so intensives Gefühl von Schuld ergriff von ihr Besitz, dass es fast körperlich wehtat. Sie schüttelte die Erinnerung mit einiger Mühe ab und ergriff den Zügel fester, und auf dem Dünenkamm über ihr rief Rother: »Robin!«
    Robin hätte vor Enttäuschung am liebsten laut aufgeschrien. Jetzt würde sie doch mit Rother kämpfen müssen. Sie wusste, dass sie ihn ohne Mühe besiegen konnte, aber sie wollte ihn nicht verletzen. Ihn von allen Männern aus Dariusz’ Begleitung am allerwenigsten. Dennoch ließ sie den Zügel los und senkte die Hand auf den Schwertgriff, während sie sich langsam im Sattel umdrehte.
    Rother sah jedoch noch nicht einmal in ihre Richtung, sondern hatte sich halb in die Hocke sinken lassen und deutete mit ausgestrecktem Arm nach Westen, in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Mehr überrascht als erleichtert folgte Robins Blick der Geste. Sie nahm die Hand nicht vom Schwert.
    Es vergingen noch einige Augenblicke, aber dann sah sie es auch: Über der Ebene war eine Anzahl winziger Punkte erschienen, die sich in der hitzeflimmernden Luft in beständiger zitternder Bewegung zu befinden schienen. Es war schwer, ihre genaue Anzahl zu schätzen; es konnte ein halbes Dutzend sein, aber auch doppelt so viele. Wäre Rother nicht auf die Düne hinaufgestiegen, hätte er sie wohl kaum bemerkt.
    »Ich sehe sie auch«, sagte sie. »Kannst du erkennen, wer es ist?«
    Rother beschattete die Augen mit der Hand und konzentrierte sich, schüttelte aber dann nur den Kopf und begann wortlos die Düne wieder herunterzulaufen. Er sah besorgt aus, und Robin erging es nicht viel anders. Auch wenn die Gebiete von hier bis Akkon unter christlicher Verwaltung und der Herrschaft der verschiedenen christlichen Orden standen, so befanden sie sich doch de facto in Feindesland, wie der Vorfall von gestern nur zu deutlich bewiesen hatte. Fremde waren hier mit äußerster Vorsicht zu genießen.
    »Wir reiten besser weiter«, sagte Rother. Er hatte sie mittlerweile schon fast erreicht, verhielt einen Moment im Schritt und runzelte fragend die Stirn, als er sah, in welche Richtung sie die Pferde gedreht hatte, ging jedoch nicht weiter darauf ein, sondern stieg mit einer raschen Bewegung in den Sattel und deutete nach Osten. Ohne ein weiteres Wort sprengten sie los.
    Rother legte von Anfang an ein scharfes Tempo vor, was seine Behauptung, er wisse nicht, um wen es sich bei

Weitere Kostenlose Bücher