Die Rückkehr der Templerin
persönlich dafür verantwortlich, dass Robin wohlbehalten in Safet ankommt, Bruder Rother. Gebt gut auf ihn acht. Auch auf dem letzten Stück des Weges können durchaus noch Gefahren auf uns lauern, und er ist noch sehr jung und vielleicht manchmal etwas ungestüm.«
»Bruder Robin ist bei mir in guten Händen«, versicherte Rother. »Ich werde ihn mit meinem eigenen Leben beschützen, wenn es sein muss.«
»Ich habe nichts anderes erwartet«, antwortete Dariusz, noch immer, ohne dass er Robin aus den Augen ließ, und etwas Neues erschien in seinem Blick, das Robin einen eisigen Schauer über den Rücken laufen ließ. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, aber dann erschrak sie so sehr, dass sie sich nur noch mit allerletzter Kraft beherrschen konnte. Er weiß es, dachte sie entsetzt. Er weiß, wer ich bin. Er weiß, was ich bin!
Ihre Hände begannen zu zittern. Sie ballte sie zu Fäusten, damit es nicht auffiel, aber sie spürte auch, wie alles Blut aus ihrem Gesicht wich und ihr Herz wie rasend zu hämmern begann. Dariusz wusste es. Er hatte vom ersten Augenblick an gewusst, wer sie wirklich war!
Das böse Glitzern in Dariusz’ Augen nahm noch zu, und für einen winzigen Moment erschien ein dünnes, böses Lächeln auf seinen Lippen, und der stechende Blick seiner Augen wurde noch intensiver.
»Dann geht«, sagte Dariusz. »Gebt acht, dass Robin Euch nicht abhanden kommt, Rother. Das Land ist groß, und es lauern eine Menge Gefahren auf einen jungen Ritter ohne Erfahrung.
Und eilt Euch. Jede Minute, die Ihr weiter hier vertrödelt, ist eine Minute mehr, die Ihr unter der Hitze leiden werdet.«
Rother warf Robin einen irritierten Blick zu, entfernte sich dann aber rückwärts gehend und sehr hastig, ohne noch ein einziges Wort zu sagen, und auch Robin wollte gehen, aber sie war für den Moment wie gelähmt. Ihr Herz hämmerte bis zum Hals, und sie wartete darauf, dass Dariusz das aussprach, was sie in seinen Augen las; einige wenige Worte, die ihrem Leben ein Ende bereiten würden.
Aber er sagte nichts. Sein Blick ließ keinen Zweifel daran, dass er um ihr Geheimnis wusste, aber es war ein Blick, der nur ihr galt, und sie war die Einzige, die das böse Versprechen darin las. Bald. Wenn die Zeit reif ist.
Vollkommen verstört ging sie dorthin zurück, wo sie ihr Pferd angebunden hatte, fand das Tier aber bereits fertig aufgezäumt und gesattelt vor. Gerade als sie hinzutrat, befestigte einer der anderen Templer einen prall gefüllten Wasserschlauch am Sattel. Rother, der bereits aufgesessen war, streckte den Arm aus, um Robin aufs Pferd zu helfen, aber sie ignorierte ihn, schwang sich mit einer fast schon zornig wirkenden Bewegung in den Sattel und bedeutete Rother mit einer abgehackten Geste vorauszureiten. Der junge Templer wirkte ein bisschen verletzt, dass Robin seine freundliche Geste so derb zurückwies, hob aber dann nur die Schultern und ritt los.
Robin folgte ihm in einigem Abstand, und dieser Abstand vergrößerte sich sogar noch, als sie an der Stelle vorbeikamen, wo Dariusz und die anderen noch immer um das erlöschende Feuer herumsaßen. Beinahe ohne ihr Zutun wurde Robin noch einmal langsamer, und ihr Herz hämmerte bis in ihre Fingerspitzen hinein. Dariusz sah sie mit vollkommen ausdrucksloser Miene an, aber sie hätte den bösen Triumph in seinem Blick selbst dann noch gespürt, wenn sie nicht einmal in seine Richtung gesehen hätte. Er wus s te es. Er h a tte es d i e g anze Zeit ü ber gewusst, von Anfang an. Aber warum hatte er nichts gesagt?
Warum sagte er jetzt n i ch t s?
Sie war vollkommen überzeugt davon, dass Dariusz sie passieren lassen und gerade lange genug warten würde, um sie in Sicherheit zu wiegen, ganz genau lange genug, damit sie neue Hoffnung schöpfen konnte, um sie dann zurückzurufen und vor aller Augen ihr Geheimnis zu lüften.
Aber er tat es nicht. Er tat es jetzt so wenig, wie er es gestern getan hatte oder Tage zuvor oder in dem Moment, in dem sie sich an der Küste wiedergesehen hatten. Unbehelligt passierte sie die Lagerstatt, lenkte ihr Pferd in westliche Richtung und schloss allmählich wieder zu Rother auf. Erst als der junge Ritter nahezu neben ihr war, wurde ihr klar, dass gar nicht sie schneller, sondern Rother langsamer geworden war. Er sah sie auf eine sehr sonderbare Weise an, aber er sagte nichts, sondern drehte nur flüchtig den Kopf, sah auf die gleiche, schwer zu deutende Art in Richtung des Lagers zurück, das bereits hinter ihnen in der
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