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Die Rückkehr der Templerin

Die Rückkehr der Templerin

Titel: Die Rückkehr der Templerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Moment der Mut verlassen hatte, seine Frage wirklich auszusprechen. Und dass es sich möglicherweise als sehr wichtig für sie erweisen könnte, mehr über die Natur der Gerüchte zu erfahren, die über Dariusz und sie unter den Rittern kursierten.
    Dennoch sagte sie nichts mehr, sondern ließ ihr Pferd nun ganz bewusst ein paar Schritte zurückfallen, um Rother auf diese Weise die Möglichkeit zu nehmen, das Gespräch ganz beiläufig und wie durch Zufall fortzuführen. Obwohl sie die Neugier des jungen Ritters durchaus verstand und auf ihre Wiese teilte, gab es doch andere Dinge, um die sie sich Gedanken machen sollte.
    So erleichtert sie war, dass Dariusz ihr Geheimnis letzten Endes doch nicht gelüftet hatte, wuchs ihre Besorgnis doch zugleich stetig. Es war gewiss kein Zufall gewesen, dass Dariusz sich ihr ausgerechnet heute offenbart hatte - aber sie verstand den Grund nicht. Im allerersten Moment hatte sie es für eine Drohung gehalten; aber Dariusz war kein Mann, der Drohungen nicht sehr genau auf den Punkt zu bringen verstand. Und genau das hatte er nicht getan.
    Eine gute halbe Stunde lang ritten sie schweigend nebeneinander her. Rother warf ihr dann und wann einen fast scheuen Blick zu, aber er versuchte nicht noch einmal, sie anzusprechen, wofür ihm Robin im Stillen dankbar war; aber zugleich ertappte sie sich selbst ein paar Mal dabei, den Abstand zu ihm wieder zu verringern, als wäre da etwas in ihr, das fast verzweifelt seine Nähe suchte oder einfach die Nähe irgendeines Menschen.
    Dennoch stand ihr Entschluss fest. Sie hatte auf eine Gelegenheit zur Flucht gewartet, und der Weg, der noch vor Rother und ihr lag, war die beste Gelegenheit, die sie bekommen würde, schon weil es die ei n zige Gelegenheit war. Wenn sie Safet und damit Balduins Heer erst einmal erreicht hatten, war es vorbei. Sobald sich die Gelegenheit ergab, würde sie fliehen.

8. KAPITEL
    Die Chance, auf die sie gewartet hatte, kam eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang. Sie hatten trotz allem ein scharfes Tempo vorgelegt und einen deutlich größeren Teil der Strecke nach Safet zurückgelegt, als Robin auch nur zu hoffen gewagt hätte - oder zu fürchten, je nachdem. Rother ritt mittlerweile wieder fast direkt neben ihr, und sie hatten seit dem verunglückten Beginn ihres Gespräches am Morgen keine drei Sätze mehr miteinander gewechselt. Robin behielt den jungen Tempelritter dennoch aufmerksam im Auge, und so war ihr nicht entgangen, dass er sich schon seit einer geraumen Weile immer unbehaglicher im Sattel hin und her bewegte. Schließlich ließ er sein Pferd anhalten und deutete mit einer Kopfbewegung nach rechts. Links und hinter ihnen erstreckte sich das Land flach und nahezu vollkommen eben bis zum Horizont, rechterhand jedoch erhoben sich gleichförmige, gelbbraune Sanddünen, die gute fünf oder auch sechs Meter hoch sein mussten. Dahinter erhoben sich die Kämme weiterer, höherer Dünen, und dahinter wiederum höhere, eine zu Sand erstarrte Brandung, die vom Landesinneren kommend gegen die Ebene anrannte und sie vielleicht in gar nicht allzu ferner Zukunft verschlingen würde.
    »Ich fürchte, ich muss kurz hinter dieser Düne verschwinden«, begann er unbehaglich, »um …«
    »Dann hast du heute Morgen wohl mehr getrunken, als du ausschwitzen konntest«, bemerkte Robin. »Ich verstehe. Geh ruhig. Ich halte so lange dein Pferd.« Sie streckte auffordernd die Hand aus und schickte gleichzeitig ein stummes Stoßgebet zum Himmel, dass Rother ihr ihre Erleichterung nicht zu deutlich ansehen mochte. Wenn sie die verbliebene Entfernung richtig überschlagen hatte, konnten es allerhöchstens noch zwei oder drei Stunden bis Safet sein, und sie hatte sich schon zu fragen begonnen, ob der junge Ritter eigentlich nie ein menschliches Bedürfnis verspürte.
    »Wenn du zurück bist, machen wir es anders herum«, fügte sie hinzu, als Rother aus irgendeinem Grund zögerte. Offensichtlich war sie nicht die Einzige gewesen, der Dariusz’ sonderbare Worte zu denken gegeben hatten.
    Rother zögerte auch jetzt noch, rang sich aber schließlich zu einem - widerwilligen - Nicken durch, kletterte steifbeinig aus dem Sattel und reichte Robin die Zügel. Sie wich seinem Blick aus, während sie sie entgegennahm, und obwohl sie innerlich jubilierte, meldete sich zugleich ihr schlechtes Gewissen heftig zu Wort. Möglicherweise würde Dariusz Rother hart bestrafen, wenn er zurückkam und ihm beichten musste, dass ihm Robin abhanden gekommen war.

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