Die Rückkehr des Astronauten
hinauf und hinein. Die Tür schwang zu. Um ihn herum pechschwarze Finsternis. Totale Dunkelheit. Der Tunnel war eng. Er berührte die kalte Wand. Sie war feucht. Cramer blickte nach oben, reckte den Hals. Über ihm nur Dunkelheit. Es war ihm gleich. Er war glücklich. Zufrieden. »Ein Irrenhaus«, sagte er sich immer wieder und lachte leise. »Ein richtiges Irrenhaus.«
Im Schacht stank es nach Abfall, nach verfaulten Früchten, Gemüseblättern und Fleischresten. Ein Gemisch ungesunder, fauliger Gerüche.
Besser als der Rauch. Auf jeden Fall besser, als Rauch zu schlucken.
Cramer legte den Hebel um. Der Lift, auf dem sich Cramer befand, begann sich in der Dunkelheit nach oben zu bewegen. Irgendwo dort oben mußte die Küche sein. Dort wollte er aussteigen.
Im Hosenbund steckten die drei Waffen.
Was er da für ein Ding gedreht hatte, was für ein Wirrwarr entstanden war. Aber das war nur der erste Akt. Die sollten nur abwarten und sehen, was da aus dem Müllschlucker kriechen würde!
6.
Als der Lift hielt, tastete er in der Finsternis herum, bis seine Finger auf Holz stießen, legte ein Ohr daran, nahm nur Stille wahr, stieß die Tür mit vorsichtiger Hand auf, wurde wiederum von nichts als Dunkelheit begrüßt, kroch auf Händen und Knien aus dem Maul des Schachtes und ließ sich behutsam hinab, bis seine Füße Boden berührten. Er blieb stehen, wartete ab, welchen Umgang seine Ankunft bringen würde. Sie brachte keinen. Die Gegend schien still und verlassen. Seine Nase bestätigte ihm, daß er, wie geplant, in die Küche hinaufgekommen war. Es roch stark nach Essen, und auch noch nach etwas anderem. Nach Rauch, und zwar nicht nach wenig. Er war durch die Luftschächte nach oben gedrungen und würde jetzt das gesamte Gebäude durchziehen. Und das war’s natürlich. Kaum war das Licht ausgegangen und der Qualm eingedrungen, konnte man keine Zeit mehr mit Geplauder vertun. Unmöglich, wenn das Haus voller Fälle steckte, die in die Zwangsjacke gehörten. Bei den Schwierigkeiten würden sie schneller auf Trab kommen, als ihnen das Auge folgen konnte. Aber wo würden sie schließlich landen? Wahrscheinlich waren sie sich selbst darüber nicht im klaren. Das brauchte ihm keine Sorgen zu machen. Die Jungs, die den Laden hier schmissen, hatten alle Hände voll zu tun, und nur darauf kam es an. Er hoffte, ihre Probleme seien zahlreich und würden auch noch zunehmen.
Konnte er es wagen, Licht zu machen? Wieso nicht? Er machte die Taschenlampe an, die er sich in dem Loch des Reinemachers ausgeborgt hatte. Die Küche war ein Durcheinander. Überall, auf Tischen, auf dem Boden, lagen Teller und Speisen verstreut. Er grinste. Wenn sie ihn schließlich mit all dem in Verbindung brächten, würde sein Name mit roten Buchstaben in die Annalen der Anstalt eingetragen werden. So schnell würde man ihn nicht vergessen. Vier Jahre eingemottet, den lebenden Toten zugeteilt, von den Psychologen herumgeschubst und gepiekst, und weniger Privatsphäre als ein Affe im städtischen Zoo, und wozu das Ganze? Was hatten die je für ihn getan? Sie hatten sich ein hübsches Spiel ausgedacht, aber zu gewinnen war nichts. Lieber ein Starky draußen auf den Straßen mit allen Risiken, als hier eingesperrt. Er hatte einen Fehler gemacht. Er hätte sich nie stellen, sich nie freiwillig einer Behandlung unterziehen dürfen. Er wußte es damals nicht. Wie hätte er es auch wissen sollen?
Am Ende der Küche stieß Cramer auf eine Tür, lief einen verqualmten Gang entlang, hörte schließlich Geräusche, wenn auch noch weit entfernt. Die Gegend gehörte noch zum evakuierten Teil des Gebäudes. Der Gang war von Türen flankiert. Er versuchte es mit einer, fand sie unverschlossen und trat ein. Der Lichtstrahl zeigte ihm ein einzelnes Zimmer mit Bett, Kommode, Bücherregal und Schrank. Das Zimmer einer Schwester? Eines Arztes? Eines Wärters? Der Schrank war verriegelt, war mit dem Laser zu öffnen, enthielt jedoch die Kleidung eines kleinen, dicklichen Mannes. Cramer seufzte. Er würde noch eine Weile mit der Jacke des Arbeiters auskommen müssen. Draußen würde das seltsam wirken, aber andererseits war er noch gar nicht draußen … In einer Tasche fand er ein paar grüne Scheine von kleinerem Nennwert, in einer anderen ein paar Kupfermünzen. Die Kommode brachte nichts. Er verließ das Zimmer und eilte den Gang entlang. Für Raubzüge blieb ihm keine Gelegenheit mehr. Zu viel Zeit war schon verstrichen. Vor ihm glänzte Glas, ein
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