Die Rückkehr des Astronauten
wurde, und hörten gelangweilt dem Gequassel der Nachrichten zu.
Das ganze geschäftige Leben wird diesen Jungs eingewickelt und abgepackt serviert, dachte Cramer, direkt aus dem 3-D-Kasten. Und das war auch alles, was sie kriegen würden. Nicht gerade ein vollkommener Ersatz für das Leben, aber wie viele Dinge waren denn schon vollkommen?
Das Warten ist es, was einen schafft, dachte er, Tag für Tag warten, und ein Tag wie der andere. Das Warten und die Sorge: wer wird als nächster überschnappen, und wirst du’s sein? Kleine Fragen wie die halten einen immer auf Trab, und immer brennt einem der Boden unter den Füßen. Man mußte einfach Bescheid wissen …
Der Anfall kommt, wann es ihm gerade paßt … kündigt sich nie vorher an … den Augenblick zuvor war man in Ordnung, den nächsten … die Welt kommt einem klein vor … und weit entfernt … als blicke man andersherum durch ein Fernglas … man ist lediglich Zuschauer … im eigenen Körper … es macht einem überhaupt nichts aus. Doch draußen sieht es ganz anders aus. Draußen nimmt man die Umgebung auseinander, Stück für Stück … stürzt man sich auf alles, was sich bewegt … zerfetzt, schlägt nieder, zerreißt. Man möchte nur noch eins: töten. Man ist stark wie zwanzig Gorillas, und man läßt sich nicht aufhalten. Wenn es die netten Wärter mit ihren Neuros nicht gäbe, würde einen auch nichts aufhalten. Und am nächsten Morgen wären ein paar Kumpel weniger auf der Station.
Auf der Straße draußen wird ein Starky, kaum hat man ihn erkannt, sofort niedergemacht. Draußen kann man keinen zweiten Anlauf nehmen. Es gibt jedoch Zeiten, da meint man, die Straße wäre die beste Antwort auf alles gewesen. Es wäre zumindest schneller gegangen.
Der Zustand hat noch eine Menge feiner Begleiterscheinungen, und fortwährend kommen neue dazu. Früher oder später geht das einem nahe, und nach einiger Zeit sind die Starkys nicht mehr von den Knallköpfen auf den anderen Stationen zu unterscheiden. Gegen alle Vernunft hält man an der Hoffnung fest, daß die Jungs in den Laboratorien auf irgend etwas stoßen, daß Doc Parker den großen Treffer landet. Man sieht ihn, wie er und seine Mitarbeiter jede Woche die Runde machen … hier stehenbleiben, dort ein Wort wechseln. Ein weißhaariger Herr in den besten Jahren, der müde und verbraucht wirkt, als hätte er schon gemerkt, daß er nicht die richtigen Karten in der Hand hält, und, was noch schlimmer ist, keine Möglichkeit hat, sie zu bekommen. Man sucht jede Woche seinen Psych auf … eine Stunde verstreicht … man kaut dieselben Sachen zum hundertsten Mal durch … man hat nichts Neues zu sagen.
Manche Burschen halten es nicht mehr aus, kriegen den Gefängniskoller, lassen es auf den Versuch ankommen. Sie kommen nie ans Ziel, werden jedesmal erwischt. Und wahrscheinlich ist es besser so, da sie früher oder später überschnappen würden, und auf der Straße würde man sie wie einen tollen Hund niedermachen. Nur manchmal fragt man sich eben.
Doc Brannon stellte sich neben Cramer an das Fenster. »Dieser Gains, dieser Bursche«, sagte er, »der auf dem Norlan-Antrieb reitet, der wird uns eine Handvoll Sterne mitbringen.«
» Uns nicht, Doc.«
8.
Er wußte, daß er auf dem Weg zum Wahnsinn war. Er preßte die Hände an den Kopf, schwankte vor und zurück, aber davon wurde es nicht besser. Wahrscheinlich gab es nichts, das den Zustand bessern konnte.
Im 3-D sauste Oberst Gains eben zur Erde zurück. Zehn Tage waren vergangen, und jetzt war sein Schiff durch die Wolken gestoßen. Ein winziger, golden schimmernder Punkt am Himmel, ganz pünktlich.
Das Gefühl hatte Cramer gepackt, als er sich am anderen Ende des Unterhaltungsraums befand. Wie ein Magnet hatte es ihn herumgerissen. Die Zeitschrift, in der er blätterte, war ihm aus den Händen zu Boden gefallen. Er wurde unwiderstehlich und gegen alle Vernunft zum 3-D hingezogen, wie ein Fisch, der an einem unsichtbaren Haken, einer unsichtbaren Leine hing und eingeholt wurde. Die Gesichter rechts und links von ihm verschwammen nach und nach. Die Geräusche im Saal verschmolzen miteinander und wurden zu einem weithin hallenden Schrei. Die flachen Leuchtkörper an der Decke wurden heller, verdunkelten sich, als sendeten sie eine verhüllte Botschaft aus, und wurden dann zu langen, wirbelnden Lichtbahnen, die durch den Raum schossen.
Er stand vor dem 3-D, starrte stumm hinein. Sein Magen verkrampfte und verknotete sich langsam,
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