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Die Rückkehr des Astronauten

Die Rückkehr des Astronauten

Titel: Die Rückkehr des Astronauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isidore Haiblum
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der Zeit, wieder ein wenig Gummi abzuwetzen. Er startete das Rad und fuhr los. Ein Blitz zuckte über den dunklen Himmel. Der Donnerschlag explodierte direkt über seinem Kopf. Ein Regenguß ging nieder.
    Cramer bog nach links und folgte der Straße am East River entlang. Über ihm glänzte die Monorail. Er zwängte sich zwischen Autos und Lastwagen durch. Mit jeder Meile änderten sich die Gebäude zu seiner Linken.
    Noch keine Zeichen.
    Er fluchte vor sich hin. Vielleicht war der Kerl nicht in seinem Quartier. Wenn sich nicht bald etwas tat, konnte er es ebensogut aufstecken. Viel brachte ihm die feuchte Fahrt sowieso nicht. Und die Zeit? Nicht mehr viel übrig, eineinhalb Wochen vielleicht. Wenn sich die Krankheit daran hielt. Wenn. Die alte Veega und Brock hatten Vernunft gezeigt: wenn man auf einen Starky stößt, nimmt man lieber die Beine in die Hand.
    Er war selbst das beste Beispiel. Er hatte vier Menschen zerfetzt, darunter ein Kind. Wenn Starkys durchdrehen, interessiert sie nichts mehr. Und man hatte ihm dafür eine warme Zelle angewiesen. Aber selbst Kenmore wollte ihn jetzt nicht mehr haben. Wie viele Morde hatte man ihm angehängt? Mehr als genug, um ihn zweimal auf dem elektrischen Stuhl zu braten. Ihm blieb nichts anderes übrig, als weiterzumachen.
    Er bewegte sich in Kreisen. Gains konnte sich nicht verbergen, konnte sich nicht vermummen, wenn er einmal in Reichweite gekommen war. Die Signale waren eindeutig.
    Die Schnellstraße bog nach rechts ab. Der Regen hämmerte gegen Kopf und Schultern, und er mußte sich anstrengen, das Rad auf der Straße zu halten. Er war jetzt an der West Side.
    Der Lärm des Regens war gnadenlos. Doch dahinter war etwas anderes. Er war sich nicht sicher. Es war kaum mehr als ein schwaches Klingeln.
    Er fuhr an Little Bohemia vorbei, wo früher der Riverside Park gewesen war. Tempel und Moscheen, Häuser in phantastischen Formen.
    Ein Blitz zuckte weiß über den Himmel. Seine Nackenhaare richteten sich auf. Es war, als zupfe jemand auf einem Saiteninstrument, Saite für Saite, Note für Note.
    Die Schwingungen veränderten Tonhöhe und Klang. Sie kamen aus der Ferne, und es war fast, als riefen sie seinen Namen.
    Er fing an, sich langsam auf sie einzustellen.
    Über ihm krachte der Donner.
    Gefühlswellen breiteten sich wie Ringe in einem Teich aus, in den ein Stein geworfen worden war.
    Er ritt auf diesen Wellen. In seinem Kopf klingelte es. Eine stumme Trommel schlug einen unhörbaren Rhythmus. Er ritt auf der stummen Trommel. Nach links, runter von der Schnellstraße, die Abzweigung nehmen. Es war wie ein Puls, der schneller wurde, sich verlangsamte, aufblühte und versank.
    Er befand sich im Fabrikviertel an der West Side. Forschungsstätten, Lagerhallen, riesige Kühlanlagen, und dazwischen überall die Angestellten und Techniker.
    Der Himmel wurde von den gewaltigen Bauwerken fast verdeckt. Cramer fuhr im Erdgeschoß weiter. Über ihm drei Ebenen rollender Gehsteige. Nur noch wenig Regen erreichte den Boden. Die Gehsteige waren voller Menschen. Hier wurde Tag und Nacht geschafft. Die Motoren standen nie still, die Laderampen waren nie leer. Die Straße verzweigte sich in hundert Nebenstraßen.
    Er kam näher. Es war ihm keine Anstrengung mehr, die Richtung auf das Ziel zu halten. Seine Hände steuerten automatisch. Vor ihm eine Abzweigung, eine schmale Straße. Er fuhr eine Rampe hinauf auf die zweite Ebene. Das Stück Himmel über ihm noch immer schwarz, aber der Donner dröhnte jetzt seltener. Im Sprühregen das Gebäude, ein fensterloses Lagerhaus.
    Die Rampe führte plötzlich auf einen Eingang zu, stieß hinunter in die Kellergeschosse. Neben ihm Wände. Es wurde dunkler. Leuchtscheiben flogen in langen Streifen an ihm vorüber.
    Regen und Donner waren nicht mehr zu hören. Er war ganz von den Signalen umgeben, die ihm wie Lebewesen gegen die Schläfen zu pochen, vor seinen Augen aufzublitzen schienen.
    Die Tiefgarage. Er fuhr an den Kugelautos und Lastwagen vorbei und stellte sein Rad in eine schmale Lücke. Er stellte den Motor ab. Plötzlich Stille.
    Ein Leuchtpfeil wies den Weg zu den Aufzügen. Er hatte sich umsonst Sorgen gemacht. Er war erst einen dreiviertel Tag unterwegs, und es war schon eine Menge gewonnen.
    Cramer öffnete beide Taschen der Jacke. In der einen lag ein Neuro, in der anderen ein Laser. In weniger als einer Sekunde waren beide zu erreichen. Er war bereit.
     

 
21.
     
    Er stieg im zweiten Stock aus dem Aufzug. Ein Schild: Lager 3.

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