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Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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und stellte fest, daß auf einem Schreibtisch, der zuvor nicht dort gestanden hatte, eine warme Mahlzeit für mich bereitstand. Auf dem Schreibtisch lagen zudem auch eine Menge Schreibutensilien.
Sie wollte, daß ich meine Arbeit an den Annalen wieder aufnahm. Ich hatte schon die Hälfte aufgegessen, als ich Ravens Abwesenheit bemerkte. Meine Nerven begannen wieder zu flattern. Wieso war er fort? Wo war er? Welchen Nutzen versprach sie sich von ihm? Ein Druckmittel? Im Turm verläuft die Zeit in seltsamen Bahnen. Als ich aufgegessen hatte, tauchte der gewohnte Oberst wieder auf. Die üblichen Soldaten begleiteten ihn. Er verkündete: »Sie will dich wieder sprechen.« »Schon wieder? Ich bin doch gerade eben erst dort gewesen.«
    »Das war vor vier Tagen.«
Ich berührte meine Wange. In letzter Zeit habe ich meinen Bart teilweise gestutzt gehalten. Mein Gesicht war völlig zugewachsen. Also. Ziemlich lange geschlafen. »Könnte ich vielleicht ein Rasiermesser haben?«
Der Oberst lächelte schwach. »Was glaubst du denn. Ein Barbier steht zur Verfügung. Kommst du jetzt mit?«
Hatte ich etwas zu sagen? Natürlich nicht. Ich folgte ihnen lieber als von ihnen geschleift zu werden.
Der Ablauf war der gleiche wie zuvor. Wieder stand sie vor einem Fenster. Es zeigte eine Gegend in der Steppe, wo eine von Wispers Festungen unter Belagerung stand. Sie verfügte über keine schweren Geschütze. Ein Windwal schwebte darüber, und die Garnisonstruppe versteckte sich vor ihm. Wanderbäume nahmen die Außenmauer auseinander, indem sie ihr mit schierem Wachstum beikamen. So wie ein Dschungel eine aufgegegebene Stadt zerstört, nur taten sie es zehntausendmal schneller als ein normaler Wald. »Die gesamte Wüste hat sich gegen mich erhoben«, sagte sie. »Wispers Vorposten haben eine entnervende Vielfalt von Angriffen über sich ergehen lassen müssen.« »Vermutlich stört man sich an Euren Vorstößen. Ich dachte, ihr wolltet Euch zurückziehen.« »Das habe ich auch versucht. Euer taubstummes Bauernmädchen macht dabei aber nicht mit. Hast du es dir überlegt?«
»Wie ihr sehr wohl wißt, habe ich geschlafen.« »Ja. Nun gut. Es gab ein paar Angelegenheiten, die meine Aufmerksamkeit verlangt haben. Jetzt kann ich mich dem anstehenden Problem widmen.« Ihr Blick erweckte in mir den Drang mich umzudrehen und davonzulaufen…. Sie machte eine Handbewegung. Ich erstarrte. Sie befahl mir zurückzutreten und mich in einen nahen Sessel zu setzen. Ich setzte mich, ohne den Zauberbann abschütteln zu können, obgleich ich wußte, was jetzt auf mich zukam. Mit einem geschlossenen Auge stellte sie sich vor mir auf. Das geöffnete Auge wurde größer und größer, griff nach mir, verschlang mich… Ich glaube, ich schrie.
Dieser Augenblick war seit meiner Gefangennahme unausweichlich gewesen, und doch hatte ich närrischerweise gehofft, es würde anders kommen. Jetzt würde sie meinen Verstand aussaugen wie eine Spinne die Fliege in ihrem Netz…

    In meiner Zelle kam ich mit dem Gefühl zu mir, eine Rundreise in der Hölle hinter mir zu haben. Mein Kopf pochte. Ich unternahm eine gewaltige Anstrengung, aufzustehen und zu meiner Arzttasche zu taumeln, die man mir wiedergegeben hatte, nachdem sämtliche Gifte entfernt worden waren. Ich bereitete einen Trunk aus inneren Weidenrinden. Das dauerte ewig, weil ich kein Feuer zum Wasserkochen hatte.
    Während ich noch die erste schwache und bittere Tasse in den Händen hielt und darauf
schimpfte, kam jemand herein. Ich erkannte ihn nicht. Er schien überrascht zu sein, daß ich wach war. »Hallo«, sagte er. »Schnell erholt.« »Wer zur Hölle bist du denn?«
»Ein Arzt. Ich soll dich jede Stunde untersuchen. Eigentlich war nicht zu erwarten, daß du dich so schnell wieder berappeln würdest. Kopfschmerzen?« »Das kannst du verdammt laut sagen.«
»Miese Laune. Gut.« Er stellte seine Tasche neben meine, die er rasch musterte, während er seine öffnete. »Was hast du eingenommen?« Ich sagte es ihm und fragte: »Was meinst du mit miese Laune - gut?« »Manchmal kommen sie völlig teilnahmslos aus der Behandlung. Und erholen sich nicht mehr.«
»Ach ja?« Ich dachte daran, ihm bloß einfach so eine runterzuhauen. Nur um Dampf abzulassen. Aber was würde das nutzen? Ein Wachmann würde hereinstürzen und meine Schmerzen nur noch verschlimmern. Es roch auch viel zu sehr nach Arbeit. »Bist du irgendwas Besonderes?«
»Ich denke schon.«
Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Trink das hier.

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