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Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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sucht. Es herrscht Waffenstillstand. Vielleicht auf ewig.« Ein schwaches Lächeln. »Wenn es keine Lady gibt, dann gibt es auch keinen Gegner für die Weiße Rose.« Sie ließ mich in völliger Verwirrung stehen und entfernte sich, um ihre Kämpen willkommen zu heißen. Wie Herbstblätter kamen die Teppiche aus der Dunkelheit herangeschwebt und setzten auf. Ich rückte etwas näher, bis mein persönlicher Aufpasser die Ansicht vertrat, daß meine Beziehung zur Lady nicht eng genug war, um unbefugtes Lauschen gestatten zu können.
Der Wind aus dem Norden wurde noch kühler. Und ich fragte mich, ob der Herbst nicht für uns alle angebrochen war.

VIERZIGSTES KAPITEL
Mein Entschluß
    Sie verlangte kein einziges Mal etwas von mir. Selbst ihre Hinweise kamen aus derart unverhofften Richtungen, daß sie mir den größtmöglichen Freiraum ließen. Zwei Tage nach unserem Abend auf dem Dach fragte ich den Oberst, ob ich sie sprechen könnte. Er sagte, daß er nachfragen würde. Vermutlich hatte er seine Anweisungen. Ansonsten hätte es deswegen Streit gegeben.
Ein weiterer Tag verstrich, bevor er mir Bescheid gab, daß die Lady mich sehen wollte. Ich verschloß mein Tintenfaß, reinigte meine Feder und stand auf. »Danke.« Er warf mir einen seltsamen Blick zu. »Stimmt etwas nicht?« »Nein. Es ist nur…«
Ich begriff. »Ich weiß es auch nicht. Ich bin sicher, daß sie mich für eine besondere Verwendung vorgesehen hat.«
Das machte den Tag für den Oberst ein bißchen schöner. Das war etwas, das er verstehen konnte.
Der übliche Ablauf. Dieses Mal betrat ich ihre Domäne, während sie an einem Fenster stand, das eine Welt nasser Düsternis zeigte. Grauer Regen, kabbliges braunes Wasser und zur Linken kaum erkennbare Umrisse, Bäume, die sich mit letzter Kraft an ein unterspültes Flußufer klammerten. Kälte und Elend sickerten aus dieser Darstellung. Sie hatte einen nur allzu vertrauten Geruch.
»Der Große Tragic«, sagte sie. »Hochwasser. Aber er führt ja immer Hochwasser, nicht wahr?« Sie winkte. Ich folgte. Seit meinem letzten Besuch war noch ein großer Tisch aufgestellt worden. Darauf stand eine Kleindarstellung des Gräberlandes, die derart detailgetreu war, daß es schon wieder unheimlich war. Man hielt förmlich nach kleinen Gardisten Ausschau, die über das Kasernengelände flitzten. »Siehst du es?«
»Nein. Ich bin zwar schon zweimal dort gewesen, aber außer der Stadt und der Kaserne kenne ich mich dort kaum aus. Was soll mir denn auffallen?« »Der Fluß. Offenbar hat dein Freund Raven seine Bedeutung erkannt.« Mit einem schlanken Finger zog sie eine gekrümmte Linie weit östlich des Flußlaufes nach, der sich in jenen Grat hineinkrümmte, auf dem wir unser Lager aufgeschlagen hatten. »Als ich meinen Triumph in Juniper errungen habe, lag das Flußbett hier. Ein Jahr später hat sich das Wetter geändert. Der Fluß führte ständig Hochwasser. Und kroch immer weiter hierher. Und heute frißt er sich in diesen Grat. Ich habe ihn selbst überprüft. Der Grat besteht ausschließlich aus Erde, er hatte keinerlei Grundgestein. Er wird nicht standhalten. Sobald er weggeschwemmt ist, wird der Fluß in das Gräberland hineinschneiden. Sämtliche Zauberbanne der Weißen Rose werden ihn nicht davon abhalten, das Große Grab zu öffnen.
    Jeder Fetisch, der fortgespült wird, macht es meinem Gatten leichter, sich aus dem Grab zu
erheben.«
Ich schnaubte. »Gegen die Natur gibt es keine Gegenwehr.« »Doch. Wenn man es vorhersieht. Die Weiße Rose hat es nicht vorhergesehen. Auch ich habe es nicht vorhergesehen, als ich versucht habe, ihn in noch stärkere Fesseln zu schlagen. Und jetzt ist es zu spät. Also. Du wolltest mich sprechen?« »Ja. Ich muß den Turm verlassen.«
»Ach ja. Deshalb mußtest du nicht zu mir kommen. Es steht dir frei, zu gehen oder zu bleiben.«
»Ich gehe deshalb, weil es Dinge gibt, die ich erledigen muß. Wie Ihr sehr wohl wißt. Wenn ich zu Fuß gehe, werde ich mich ihnen nicht zeitig genug widmen können. Bis zur Steppe ist es ein weiter Weg. Außerdem ist er gefährlich. Ich bitte um eine Transportmöglichkeit.« Sie lächelte, und dieses Lächeln war echt, strahlend und auf subtile Weise anders als frühere Lächeln »Gut. Ich dachte mir schon, daß du erkennen würdest, wo die Zukunft liegt. Wann kannst du reisefertig sein?«
»In fünf Minuten. Eine Frage ist noch offen. Raven.« »Raven ist in das Kasernenspital im Gräberland gebracht worden. Im Augenblick kann man nichts für

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