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Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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begangen hat, dachte ich, daß ich ihn erlösen könnte. Auf dem Weg nach Süden, als wir vor der Lady und der Schar flohen, habe ich meine wahren Gefühle verraten. Ich habe die Kiste meiner Träume geöffnet, die noch aus Zeiten stammten, als ich noch nicht alt genug war, um an Männer zu denken. Da hat er sich verändert. Er wurde ein verängstigtes Tier, das in einem Käfig gefangen ist. Er war erleichtert, als der Leutnant mit einigen Brüdern aus der Schar auftauchte. Es hat nur ein paar Stunden gedauert, bis er >starb<. Da habe ich Verdacht geschöpft. Ich glaube, ein Teil von mir wußte immer schon Bescheid. Und deswegen bin ich auch nicht so sehr am Boden zerstört, wie du es vielleicht gern hättest. Ja. Ich weiß, daß du weißt, daß ich mich manchmal in den Schlaf weine. Ich weine um die Träume eines kleinen Mädchens. Ich weine, weil die Träume nicht sterben wollen, obwohl ich doch nichts tun kann, um sie wahr werden zu lassen. Ich weine, weil ich das einzige, was ich wirklich will, nicht haben kann. Verstehst du das?« Ich dachte an die Lady und an ihre Lage, und ich nickte. Ich entgegnete nichts.
    »Ich werde wieder weinen. Geh. Bitte. Sag Schweiger, daß er zu mir kommen soll.«
Ich mußte nicht nach ihm suchen. Er wartete vor dem Besprechungsraum. Ich sah ihn hineingehen und fragte mich, ob ich schon Gespenster sah oder nur eine zu lebhafte Phantasie hatte.
Jedenfalls hatte sie mir etwas zum Nachdenken gegeben.

DREIUNDVIERZIGSTES KAPITEL
Picknick
    Bei jeder Art von Termin beschleunigt sich auf einmal die Zeit. Das Uhrwerk des Universums läuft mit überspannter Feder. Vier Tage flutschten wie nichts davon! Und ich verschwendete nicht viel Zeit mit Schlafen.
Ardath und ich übersetzten. Und übersetzten. Und übersetzten. Sie las die Übersetzungen laut vor. Ich schrieb, bis sich mir die Hände verkrampften. Gelegentlich löste Schweiger mich ab.
Hin und wieder überprüfte ich sie, indem ich bereits bearbeitete Dokumente einfügte, besonders jene, an denen Tracker und ich gearbeitet hatten. Nicht einmal erwischte ich sie bei einer Fehlinterpretation.
Am vierten Morgen fiel mir etwas auf. Wir gingen eine von diesen Listen durch. Diese Soiree muß so gewaltig gewesen sein, daß man sie heutzutage vermutlich als kriegerische Auseinandersetzung bezeichnet hätte. Oder zumindest einen Aufstand. Weiter und immer weiter. Der-und-der von so-und-so mit Lady Dingsda, sechzehn Titel lang, von denen nur vier einen Sinn ergaben. Bis die Herolde endlich mit dem Proklamieren aller Teilnehmer fertig gewesen waren, waren die Gäste wahrscheinlich an fortgeschrittener Altersschwäche eingegangen.
Jedenfalls hörte ich etwa in der Mitte der Liste, wie ihr fast unmerklich der Atem stockte. Aha! sagte ich mir. Der Blitz schlägt in der Nähe ein. Meine Ohren stellten sich auf. Ohne mit der Wimper zu zucken, las sie weiter. Wenige Augenblicke später war ich nicht mehr sicher, daß ich es mir nicht eingebildet hatte. Die Vernunft sagte mir, daß der Name, der sie erschreckt hatte, nicht derjenige war, den sie ausgesprochen hatte. Sie las langsam, damit ich mitschreiben konnte. Ihre Augen waren meiner Hand vermutlich weit voraus. Keiner der folgenden Namen war mir irgendwie vertraut. Die Liste wollte ich für den Fall der Fälle später noch einmal durchgehen, falls sie etwas ausgelassen hatte.
Was natürlich nicht der Fall war.
Am Nachmittag sagte sie: »Pause, Croaker. Ich hole mir Tee. Willst du auch welchen?« »Gern. Vielleicht auch einen Happen Brot.« Ich kritzelte eine halbe Minute weiter, bevor ich begriff, was gerade geschehen war.
Was denn? Die Lady selbst meldet sich freiwillig zum Essenholen? Ich werfe noch einen Bestellung nach, ohne darüber nachzudenken? Mir wurde mulmig. Wieviel davon gehörte zum Rollenspiel? Wieviel fügte sie aus Spaß ein? Es mußte Jahrhunderte her sein, daß sie sich ihren Tee selbst geholt hatte. Wenn überhaupt. Ich stand auf, wollte ihr schon folgen, blieb an der Tür stehen.
    Fünfzehn Schritte weiter den Tunnel hinab, hatte Otto sie im funzeligen schwachen
Lampenlicht an die Wand gedrängt. Er tischte ihr gerade irgendwelchen Bockmist auf. Ich weiß nicht, warum ich das Problem nicht vorausgesehen hatte. Ich bezweifelte, daß es ihr in den Sinn gekommen war. Sicher war dies keine Situation, mit der sie sich normalerweise auseinander setzen mußte.
Otto wurde zudringlich. Ich wollte schon dazwischen gehen, dann zögerte ich. Meine Einmischung würde sie vielleicht

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