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Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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wünschte, Stancil wäre hier«, sagte Bomanz. »Er könnte die ganze Nacht Wache
halten.«
»Ich fauche ihn mal ein bißchen an. Das hält immer ein paar Tage vor. Ich hab gehört, daß Stance nach Hause kommt.«
»Ja. Den ganzen Sommer lang. Wir freuen uns richtig darauf. Wir haben ihn seit vier Jahren nicht gesehen.«
»Er ist doch mit Tokar befreundet, oder?« Bomanz fuhr herum. »Verdammt sollst du sein! Du läßt wohl niemals locker, nicht wahr?« Er sprach mit leiser Stimme und in echtem Zorn, ohne das Brüllen und die Flüche und die dramatischen Gesten seines gewohnheitsmäßigen Halbzorns. »Schon recht, Bo. Ich werde nicht mehr davon sprechen.« »Das solltest du besser auch. Das solltest du wirklich tun, verdammt sollst du sein. Ich werde nicht dulden, daß du ihm den ganzen Sommer auf dem Pelz hockst. Ich werde es nicht dulden, hast du mich verstanden?«
»Ich hab doch gesagt daß ich nicht mehr davon reden werde.«

ACHTES KAPITEL
Das Gräberland
    Corbie konnte auf dem Gelände der Garde nach Belieben kommen und gehen. An den Wänden im Hauptgebäude hingen etliche Dutzend alter Gemälde, die das Gräberland darstellten. Wenn er putzte, betrachtete er sie oft und erschauerte. Mit dieser Reaktion stand er nicht allein da. Der Versuch des Dominators, über Juniper zu entkommen, hatte das Reich der Lady schwer erschüttert. In den Jahrhunderten, seit die Weiße Rose ihn niedergestreckt hatte, hatten sich die Geschichten über seine Grausamkeiten an sich selbst genährt und waren fett geworden.
Das Gräberland blieb ruhig. Die, die es beobachteten, entdeckten nichts Auffälliges. Die allgemeine Stimmung besserte sich. Das alte Übel hatte seinen Bolzen verschossen. Aber es wartete.
Es würde nötigenfalls bis in alle Ewigkeit warten. Es konnte nicht sterben. Seine mutmaßlich letzte Hoffnung war keine Hoffnung. Auch die Lady war unsterblich. Sie würde nicht zulassen, daß irgendetwas das Grab ihres Gatten öffnete. In den Bildern war der fortschreitende Verfall dargestellt. Das letzte datierte aus der Zeit kurz nach der Auferstehung der Lady. Damals war das Gräberland noch in weit besserem Zustand gewesen.
Manchmal ging Corbie zum Stadtrand, starrte auf das Große Hügelgrab und schüttelte den Kopf.
Damals hatte es Amulette gegeben, die es den Gardisten ermöglichten, sich frei innerhalb der todbringenden Zauberbanne um das Grab zu bewegen und es instand zu halten. Aber sie waren verschwunden. Dieser Tage konnte die Garde nur zusehen und abwarten. Die Zeit verstrich im Schlenderschritt. Der langsame, graue, humpelnde Corbie wurde zu einer festen Einrichtung in der Stadt. Er sprach nur selten, aber gelegentlich belebte er die Lügensitzungen im Blauen Schniedel mit finsteren Anekdoten aus den Forsberger Feldzügen. Dann stand das Feuer in seinen Augen. Daß er dort gewesen war, bezweifelte niemand, auch wenn er jene Tage ein wenig naiv in Erinnerung hatte. Echte Freundschaften schloß er nicht. Gerüchteweise spielte er die eine oder andere Schachpartie mit dem Wachwart, Oberst Sweet, für den er einige kleine Sonderdienste erledigt hatte. Und natürlich gab es da noch den Rekruten Case, der ihm bei seinen Geschichten förmlich an den Lippen hing und ihn bei seinen humpelnden Spaziergängen begleitete. Angeblich konnte Corbie auch lesen. Case hoffte es von ihm zu lernen. Kein Fremder setzte je einen Fuß in das obere Stockwerk von Corbies Haus. Dort entwirrte er nächtens allmählich das trügerische Gewirr einer Geschichte, die Zeit und Trug zu etwas verzerrt hatten, das mit der Wahrheit nichts mehr zu tun hatte. Nur einige Teile waren verschlüsselt abgefaßt. Das meiste war hastig in TelleKurre hingekritzelt worden, der wichtigsten Sprache aus der Zeit der Unterdrückung. Aber einzelne
    Abschnitte waren in UchiTelle verfaßt, einem regionalen Vulgärdialekt des TelleKurre. Wenn
er sich durch diese Abschnitte hindurchkämpfte, setzte Corbie ab und zu ein grimmiges Lächeln auf. Möglicherweise war er der einzige lebende Mensch, der vielleicht das Rätsel dieser gelegentlich nur bruchstückhaften Sätze lösen konnte. »Der Vorteil einer klassischen Bildung«, murmelte er manchmal mit einem gewissen Sarkasmus in der Stimme. Danach wurde er gewöhnlich nachdenklich und grüblerisch. Dann ging er mitten in der Nacht spazieren, um erwachende Erinnerungen abzuschütteln. Die Vergangenheit ist ein Gespenst, das nicht zur Ruhe kommen will. Der Tod ist dann der einzig mögliche Exorzismus. Corbie - nun, er sah

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