Die Rückkehr des Bösen
fragte: »Was ist denn los mit dir, Bo?« Bomanz hob eine Braue, erwiderte den Blick des anderen, beantwortete die Frage nicht. »Wo ist dein Fahrer, der mit den breiten Schultern?« »Der arbeitet nicht mehr für mich.« Tokar runzelte die Stirn. »Dachte ich mir schon. Falls etwas Wichtiges sein sollte, ich bin oben.« Er stampfte durch den Laden, ging nach oben, ließ sich in seinem Sessel nieder, zwang sich zu schlafen. Seine Träume waren leise und verstohlen. Es schien ihm, als ob er jetzt endlich etwas hörte, aber er konnte sich nicht daran erinnern, was es war…
Stancil betrat den Raum im Obergeschoß. Bomanz fragte: »Was machen wir jetzt? Diese Bande legt uns hier alles lahm.«
»Wie lange wirst du denn brauchen, Papa?« »Das kann wochenlang jede Nacht dauern, wenn die Geschichte funktioniert.« Er freute sich. Stancil hatte seinen Mut wiedergefunden. »Wir können sie wohl kaum rausschmeißen.« »Und wir können auch sonst nirgends hin.« Die Stimmung der Gardisten war hart und verbittert geworden.
»Wieviel Krach wirst du denn machen, Papa? Könnten wir es hier machen, in aller Stille?« »Das werden wir wohl versuchen müssen. Das wird aber ziemlich eng. Hol das Zeug aus dem Laden. Ich mache hier ein bißchen Platz.« Als Stancil verschwand, ließ Bomanz die Schultern hängen. Er wurde allmählich nervös. Nicht wegen dem, dem er sich stellen wollte, sondern wegen seiner eigenen Umsicht. Immer wieder kam ihm der Gedanke, daß er etwas vergessen hatte. Aber er hatte die Aufzeichnungen aus vier Jahrzehnten durchgesehen, ohne auch nur einen einzigen Fehler in seinem Ansatz zu entdecken. Jeder einigermaßen ausgebildete Lehrling würde seiner Formel folgen können. Er spuckte in eine Ecke. »Die Feigheit des Antiquars«, murmelte er. »Die uralte Furcht vor dem Unbekannten.«
Stancil kam zurück. »Mama hat sie zu einem Wurfspiel überredet.« »Ich habe mich schon gefragt, warum Snoopy so herumquietscht. Hast du alles?« »Ja.«
»Gut. Geh nach unten und paß auf. Ich komme auch gleich, wenn ich hier alles fertig habe. Wir legen los, sobald sie schlafen gegangen sind.«
»In Ordnung.«
»Stance? Bist du bereit?«
»Mir geht es gut, Papa. Letzte Nacht hatte ich nur ein bißchen kalte Füße. Ich sehe nicht gerade jeden Tag, wie ein Mann von Geistern getötet wird.« »Dafür solltest du ein gewisses Gefühl entwickeln. So etwas kommt vor.« Stancil sah ihn mit ausdrucksloser Miene an. »Du studierst heimlich auf dem Schwarzen Campus, nicht wahr?« Der Schwarze Campus war die verborgene Fakultät der Universität, an der Zauberer ihre Kunst erlernten. Offiziell existierte er nicht. Von Gesetzes wegen war er verboten. Aber es gab ihn. Bomanz hatte dort mit Auszeichnung abgeschlossen.
Stancil nickte einmal heftig und ging hinaus. »Das dachte ich mir«, hauchte Bomanz und stellte sich dabei die Frage: Wie schwarz bist du, mein Sohn?
Er stöberte umher, bis er alles dreimal überprüft hatte und endlich begriff, daß die Vorsicht zu einer Entschuldigung geworden war, sich nicht unter seine Gäste zu mischen. »Du bist wirklich ein Prachtkerl«, murmelte er zu sich selbst. Ein letzter Blick. Die ausgebreitete Karte. Kerzen. Eine Schüssel mit Quecksilber. Ein Silberdolch. Kräuter. Weihrauchtöpfchen… Immer noch hatte er dieses ungute Gefühl. »Was zum Donner habe ich übersehen?«
Das Wurfspiel war praktisch eine Art Schach mit vier Spielern. Das Brett war viermal so groß wie die Standardversion. An jeder Brettseite saß ein Spieler. Ein Würfelrollen vor jedem Zug fügte dem Ganzen ein zufälliges Element hinzu. Wenn der Spieler eine Sechs warf, konnte er seine Figuren mit sechs Zügen beliebig verschieben. Im Wesentlichen galten die Schachregeln, mit der Ausnahme, daß ein Springerzug abgelehnt werden konnte. Sobald Bomanz auftauchte, wandte sich Snoopy flehend an ihn: »Sie sind alle gegen mich!« Sie saß Jasmine gegenüber, Glory und Tokar saßen rechts und links von ihr. Bomanz sah ein paar Züge lang zu. Tokar und ihre ältere Schwester spielten nach Absprache. Die übliche Eliminierungstaktik.
Aus einem Impuls heraus lenkte Bomanz den Fall des Würfels, als Snoopy an der Reihe war. Sie warf eine Sechs, quiekte und ließ ihre Figuren zum Angriff übergehen. Bomanz fragte sich, ob er jemals soviel jugendliche Begeisterung und Optimismus besessen hatte. Er musterte das Mädchen. Wie alt? Vierzehn? Er ließ Tokar eine Eins werfen, gewährte Jasmine und Glory das, was das Schicksal ihnen zugestand,
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