Die Rückkehr des Bösen
das.«
»Wie wirst du heute nacht schlafen?«
»Wahrscheinlich gar nicht, bis spät in die Nacht. Ich werde im Laden arbeiten. Was hat Stance inzwischen unternommen?«
»Er hat etwas geschlafen, ist aufgestanden und hat eine Ladung aus der Grabungsstätte geholt. Dann ist er im Laden herumgewuselt, hat etwas gegessen und ist wieder zurückgegangen, als ihm jemand gesagt hat, daß Men fu wieder dorthin unterwegs sei.« »Was ist mit Besand?«
»Die Geschichte ist schon in der ganzen Stadt herum. Der neue Wachwart ist wütend, weil er nicht abgereist ist. Er sagt, daß er deswegen nichts unternehmen wird. Die Gardisten nennen ihn Pferdearsch. Sie gehorchen seinen Anordnungen nicht. Er wird immer wütender.« »Vielleicht lernt er etwas daraus. Danke für den Tee. Gibt es etwas zu essen?« »Den Rest vom Huhn. Hol’s dir selbst. Ich gehe schlafen.« Murrend aß Bomanz kalte, fettige Hühnerflügel und spülte sie mit schalem Bier hinunter. Er dachte über seinen Traum nach. Sein Magengeschwür zwickte ihn ein wenig. Sein Kopf fing an zu schmerzen. »Also, auf geht’s«, murmelte er und schleppte sich nach oben. Mehrere Stunden verbrachte er damit, die Rituale noch einmal durchzugehen, mittels derer er seinen Körper verlassen und durch die Fährnisse des Gräberlandes schlüpfen würde… Würde der Drache ein Problem sein? Allen Hinweisen nach sollte er sich nur körperlich vorhandenen Eindringlingen entgegenstellen. Schließlich: »Es wird klappen. Sofern das
sechste Grab tatsächlich das vom Mondhund ist.« Er seufzte, lehnte sich zurück, schloß die
Augen.
Der Traum begann. Und mitten in diesem Traum sah er sich grünen, undurchdringlichen Augen gegenüber. Weisen, grausamen, spöttischen Augen. Er schreckte auf. »Papa? Bist du da oben?«
»Ja. Komm rauf.«
Stancil stürmte ins Zimmer. Er sah schrecklich aus. »Was ist passiert?«
»Das Gräberland… Die Geister gehen um.« »Das tun sie immer, wenn der Komet sich nähert. Ich hatte es nicht so früh erwartet. Diesmal werden sie wohl etwas unruhig. Das ist doch kein Grund, sich derart aufzuregen.« »Das war es auch nicht. Das hatte ich erwartet. Und damit könnte ich auch umgehen. Nein, es geht um Besand und Men fu.«
»Was?«
»Men fu hat versucht, mit Besands Amulett ins Gräberland einzudringen.« »Ich hatte also doch recht! Dieser kleine… Weiter!« »Er war an der Grabungsstätte. Mit dem Amulett. Er hatte Todesangst. Er hat mich kommen sehen und ist den Hügel hinabgelaufen. Als er in etwa dort ankam, wo früher der Wassergraben war, ist Besand wie aus dem Boden gewachsen vor ihm aufgetaucht, hat gebrüllt und mit einem Schwert herumgefuchtelt. Men fu fing an zu rennen. Besand blieb ihm auf den Fersen. Dort draußen ist es ziemlich hell, aber ich hab sie aus den Augen verloren, als sie um das Grab des Heulers rannten. Besand muß ihn erwischt haben. Ich hab gehört, wie sie sich angebrüllt haben und durch die Büsche gerollt sind. Dann haben sie angefangen zu schreien.«
Stancil stockte. Bomanz wartete ab.
»Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, Papa. Ich hab noch nie solche Geräusche gehört. Sämtliche Geister sind beim Grab des Heulers zusammengeströmt. Das ging ziemlich lange so. Dann sind die Schreie näher gekommen.« Bomanz sah, daß Stancil schwer erschüttert war. Wie ein Mann, dessen Glaubensgrundsätze zunichte gemacht worden sind. Sonderbar. »Weiter.« »Es war Besand. Er hatte das Amulett, aber es hat nichts geholfen. Er hat es nicht über den Graben geschafft. Er hat es fallen lassen, und die Geister haben ihn angefallen. Er ist tot, Papa. Die Gardisten waren alle draußen… Sie konnten nichts machen außer zuzusehen. Der Wachwart wollte ihnen keine Amulette geben, um ihn zu holen.« »Also haben wir jetzt zwei Tote. Drei, wenn man den von gestern nacht mitzählt. Wie viele werden wir morgen nacht haben? Werde ich mich mit einem ganzen Bataillon neuer Geister
herumschlagen müssen?«
»Du willst es morgen nacht tun?«
»Richtig. Wenn Besand nicht mehr da ist, gibt es keinen Grund, die Sache aufzuschieben. Oder?«
»Papa… Vielleicht solltest du es lieber nicht tun. Vielleicht sollte das Wissen dort draußen begraben bleiben.«
»Was denn? Mein Sohn plappert mir meine Bedenken nach?« »Papa, laß uns nicht streiten. Vielleicht war ich zu voreilig. Vielleicht habe ich mich geirrt. Du weißt mehr über das Gräberland als ich.« Bomanz starrte seinen Sohn an. Mit mehr Festigkeit, als er wirklich empfand, sagte er. »Ich
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