Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
Vom Netzwerk:
sollten. Ich ging den Text Wort für Wort durch. Seine Übersetzung war makellos. Besser, als ich sie hätte vornehmen können. Ein Drittel der Worte kannte ich überhaupt nicht. »Fein. Willkommen im Team. Ich sage Darling Bescheid.« Ich schob mich an ihm vorbei und tauschte hinter Trackers Rücken einen verdutzten Blick mit Einauge. Seltsam und immer seltsamer. Was war dieser Mann? Von sonderbar einmal abgesehen. Bei unserer ersten Begegnung erinnerte er mich an Raven und füllte diese Rolle auch aus. Wenn ich an ihn als einen großen langsamen und schwerfälligen Mann dachte, füllte er auch diese Rolle aus. War er eine Reflektion jedes beliebigen Bildes, das sein Betrachter von ihm hatte? Allerdings war er ein guter Kämpfer, und dafür hatte er unseren Segen. Er war zehn andere Männer unserer Truppe wert.

DREIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Die Schreckenssteppe
    Das Große Monatstreffen wurde abgehalten. Das allgemeine Blabla, bei dem eigentlich nichts beschlossen wird. Jedermann läßt sich über das eine oder andere Lieblingsprojekt aus. Nach sechs oder acht Stunden beendet Darling dann die Debatte, indem sie uns sagt, was wir zu tun haben.
Die üblichen Karten waren aufgehängt worden. Eine zeigte, wo unsere Agenten die Unterworfenen vermuteten. Eine weitere zeigte Vorstöße auf das Gebiet der Steppe, die uns von den Menhiren gemeldet worden waren. Auf beiden gab es große weiße Flecken, Steppengebiete, die uns unbekannt waren. Eine dritte Karte zeigte die Wechselstürme dieses Monats, ein Lieblingsprojekt des Leutnants. Er suchte nach etwas. Wie immer waren die meisten am Steppenrand aufgetreten. Aber die Karte zeigte auch eine ungewöhnlich hohe Anzahl im Inneren der Steppe. Jahreszeitlich bedingt? Eine echte Verlagerung? Wer wußte das schon? Wir hatten sie noch nicht lange genug beobachtet. Die Menhire geben sich nicht mit Erklärungen solcher Kleinigkeiten ab. Darling übernahm sofort das Kommando. Sie gestikulierte: »Die Operation in Rust hatte die von mir erhoffte Wirkung. Unsere Agenten haben von fast überall her Aufstände gegen das Reich gemeldet. Dadurch ist einiges an Aufmerksamkeit von uns abgezogen worden. Doch die Heere der Unterworfenen werden immer noch verstärkt. Wisper ist bei ihren Vorstößen besonders aggressiv vorgegangen.«
Fast jeden Tag drangen Truppen des Reiches in die Steppe vor, testeten die Reaktionen der Bewohner und bereiteten ihre Männer auf die Gefahren der Steppe vor. Wie immer liefen Wispers Operationen sehr professionell ab. Militärisch gesehen muß man sich vor ihr stärker in Acht nehmen als vor dem Hinker.
Hinker ist ein Verlierer. Das ist nicht allein seine Schuld, aber das Stigma haftet ihm nun einmal an. Ganz gleich jedoch, ob er ein Gewinner oder ein Verlierer ist, er hat den Befehl über die andere Seite.
»Heute morgen kam die Nachricht, daß Wisper einen Tagesmarsch von der Grenze eine Garnison im Steppeninneren eingerichtet hat. Sie errichtet Befestigungen und fordert uns heraus, etwas dagegen zu unternehmen.«
Ihre Strategie lag auf der Hand. Ein Netzwerk von sich gegenseitig unterstützenden Festungen sollte eingerichtet und dann langsam ausgebaut werden, bis es sich über die gesamte Steppe erstreckte. Diese Frau war schon eine echte Gefahr. Besonders wenn sie diese Idee dem Hinker verkaufen und sämtliche Heere in die Aktion einschließen konnte. Diese Strategie gibt es schon seit Urzeiten; sie wird immer dann angewendet, wenn reguläre Armeen es in unwegsamem Gelände mit Partisanen zu tun hatten. Es ist eine Geduldsstrategie, die vom Durchhaltewillen des Eroberers abhängig ist. Wenn dieser Wille besteht, ist sie erfolgreich; ist er nicht vorhanden, versagt sie. Hier wird sie funktionieren. Der Feind hat noch mehr als zwanzig Jahre Zeit, um uns auszuheben. Und er braucht die Steppe nicht zu halten, sobald er mit uns fertig ist.
    Mit uns? Sagen wir lieber, mit Darling. Der Rest von uns zählt nicht. Wenn Darling fällt,
gibt es keine Rebellion mehr.
»Sie nehmen uns die Zeit weg«, signalisierte Darling. »Wir brauchen noch Jahrzehnte. Wir müssen etwas unternehmen.«
Jetzt kommt es, dachte ich. Sie hat wieder diesen Blick. Sie wollte das Ergebnis langer Grübelei verkünden. Und so lag ich keinesfalls vor Erstaunen am Boden, als sie in der Fingersprache sagte: »Ich werde Croaker ausschicken, um den Rest der Geschichte unseres Briefeschreibers zu holen.« Die Sache mit den Briefen hatte sich mittlerweile herumgesprochen. Darling hält auch mal einen

Weitere Kostenlose Bücher