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Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Juniper berichtet. Eine goldene Wolke wie Staubkörner, die im Sonnenlicht tanzen. Das Gefühl, im Schlaf wach zu sein. Ruhe und Angst miteinander vermengt. Die Unfähigkeit, sich regen zu können. All die alten Symptome.
Eine wunderschöne Frau bildete sich in der Wolke, eine Frau wie aus Tagträumen. Von jener Art, der man eines Tages zu begegnen hofft und doch weiß, daß dies niemals geschehen wird. Ich kann nicht sagen, was sie anhatte, ob sie überhaupt etwas anhatte. Mein Universum bestand aus ihrem Gesicht und dem Schrecken, den ihre Gegenwart auslöste. Ihr Lächeln war nicht völlig kalt. Vor langer Zeit hatte sie aus irgendeinem Grund Interesse an mir entwickelt. Ich vermutete, daß sie noch einen Rest der alten Zuneigung verspürte, wie für ein Schoßhündchen, das schon lange tot ist. »Leibarzt.« Ein Lufthauch im Schilf neben dem Wasser der Ewigkeit. Das Flüstern der Engel. Aber sie konnte mich niemals die Wirklichkeit vergessen lassen, der diese Stimme entsprang.
Sie war auch nie so ungeschickt, mich mit Versprechungen oder sich selbst in Versuchung führen zu wollen. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich glaube, daß sie immer noch eine
    gewisse Sympathie für mich empfindet. Wenn sie mich benutzte, sagte sie es mir
geradeheraus.
Ich konnte nichts erwidern.
»Du bist in Sicherheit. Vor langer Zeit, wie sie nach deinen Begriffen gemessen wird, sagte ich dir, daß ich mit dir in Verbindung bleiben würde. Das habe ich nicht gekonnt. Du hast mich von dir ferngehalten. Ich habe es schon seit Wochen versucht.« Was die Alpträume erklärte.
»Was?« Ich quiekte wie Goblin.
»Komm zu mir nach Charm. Sei mein Historiker.« Wie immer, wenn sie mich berührte, war ich auch diesmal verblüfft. Sie schien mich als außerhalb des Kampfes stehend anzusehen, während ich dennoch daran teilnahm. Am Vorabend der wütendsten Zauberschlacht, die ich je erlebt hatte, versprach sie mir auf der Zährenstiege, daß mir nichts zustoßen würde. Meine kleine Rolle als Historiker der Schar schien sie zu faszinieren. Damals bestand sie darauf, daß ich alles so verzeichnete, wie es sich abspiele. Ohne jemandem schmeicheln zu wollen. Innerhalb der Grenzen meiner eigenen Vorurteile hatte ich das auch getan.
»Die Hitze im Schmelztiegel nimmt zu, Leibarzt. Eure Weiße Rose ist schlau. Ihr Angriff im Rücken des Hinkers war ein guter Schlag. Aber vor dem Hintergrund des Gesamtbildes unwichtig. Siehst du das nicht auch so?« Wie konnte ich ihr widersprechen? Ich stimmte ihr zu. »Wie eure Spitzel zweifellos berichtet haben, stehen fünf Heere bereit, die Schreckenssteppe auszuräuchern. Die Steppe ist ein seltsames und unberechenbares Land. Aber sie wird den zusammengezogenen Kräften nicht widerstehen können.« Und wieder konnte ich ihr nicht widersprechen, denn ich glaubte ihr. Ich konnte nur das tun, von dem Darling so häufig sprach: Zeit erkaufen. »Da könntet Ihr eine Überraschung erleben.«
»Vielleicht. Überraschungen sind in meine Pläne mit einbezogen worden. Verlaß diese kalte Einöde, Croaker. Komm zum Turm. Werde mein Historiker.« Sie war so nahe daran, mich ernsthaft in Versuchung zu führen. Das kam einer Versuchung so nahe, wie sie es nur je vermocht hatte. Sie sprach einen Teil von mir an, den ich nicht verstehe, einen Teil, der beinahe dazu bereit ist, die Kameraden zu verraten, die ich seit Jahrzehnten kenne. Wenn ich dorthin ging, gab es da so viel, das ich wissen würde. So viele erhellende Antworten. So viele gelöste Rätsel. »Ihr seid uns bei der Königinnenbrücke entkommen.« Hitze stieg meinen Nacken empor. Während unserer jahrelangen Flucht hatten die Truppen der Lady uns mehrere Male eingeholt. Und am schlimmsten war es bei der Königinnenbrücke gewesen. Einhundert Brüder waren dort gefallen. Und zu meiner Schande hatte ich die Annalen am Flußufer vergraben zurückgelassen. Vierhundert Jahre Geschichte der Schar aufgegeben.
    Wir hatten nicht alles mitnehmen können. Die Papiere im Loch waren für unsere Zukunft
lebenswichtig. Ich hatte sie anstelle der Annalen mitgenommen. Aber oft überkommen mich Schuldgefühle. Ich muß den Geistern der Brüder, die vor uns abgetreten sind, Rechenschaft ablegen. Diese Annalen sind die Schwarze Schar selbst. Solange sie existieren, lebt auch die Schar weiter.
»Wir sind entkommen und wieder entkommen, und das werden wir auch weiter tun. So ist es bestimmt.«
Sie lächelte erheitert. »Ich habe deine Annalen gelesen, Croaker. Die neuen und die

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