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Die Rückkehr des Bösen

Titel: Die Rückkehr des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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offen ist.« »Jetzt wißt ihr es besser.« Er schmunzelte. Später erfuhr ich, daß er wegen des Wetters gute Laune hatte. Für das Gräberland war es ein schöner Tag. »Wie geht’s jetzt weiter?« fragte ich. »Wo können wir unterkommen?« »Der Blaue Schniedel ist der einzige Gasthof. Die werden sich über die Kundschaft freuen. Richtet euch dort ein. Meldet euch morgen im Hauptquartier.« »Alles klar. Wo ist der Blaue Schniedel?« Er gab mir eine Wegbeschreibung. Ich schnalzte mit den Zügeln. Der Wagen fuhr an. »Kommt mir hier ziemlich lasch vor.«
»Wohin sollte man auch fliehen?« erwiderte Einauge. »Die wissen, daß wir hier sind. Es gibt nur einen Ausgang. Wenn wir uns nicht an ihre Regeln halten, stopfen sie den Korken in die Flasche.«
Der Ort vermittelte einem wirklich dieses Gefühl. Der Eindruck paßte auch zum Wetter. Niedergedrückt. Deprimierend. Selten sah man ein Lächeln, und das war dann meist geschäftsmäßig. Der Wirt im Blauen Schniedel fragte nicht nach unseren Namen, nur nach einer Vorauszahlung. Andere Händler beachteten uns gar nicht, obwohl der Pelzhandel traditionsgemäß ein Monopol von Oar ist. Am nächsten Tag kamen einige Bewohner des Orts vorbei, um sich unsere Waren anzusehen. Ich hatte Güter aufgeladen, die sich angeblich gut verkaufen ließen, aber man nahm uns nur wenig ab. Lediglich der Schnaps erzielte einige Angebote. Ich fragte, wie ich mit den Stämmen in Verbindung treten konnte. »Du wartest ab. Wenn sie kommen, kommen sie.« Danach marschierte ich zum Hauptquartier der Garde. Es schien sich nicht verändert zu haben, obwohl die umliegende Kaserne einen schäbigeren Eindruck machte.
    Der erste Mann, dem ich über den Weg lief, gehörte zu denen, an die ich mich erinnerte. Er
war derjenige, mit dem ich zu tun haben würde. »Kerzner der Name«, sagte ich. »Von Kerzner, Schmidt, Schmidt, Schneider & Söhne, aus Rosen. Händler. Ich sollte mich hier melden.«
Er warf mir einen eigenartigen Blick zu, als ob ihn etwas störte. Er erinnerte sich an etwas. Ich wollte ihn nicht daran herumpulen lassen wie an einem Loch im Zahn. Vielleicht würde ihm etwas einfallen. »Hier hat sich einiges verändert seit meiner Zeit in der Armee.« »Geht vor die Hunde hier«, murrte er, »vor die Hunde. Wird jeden Tag schlimmer. Und glaubst du, daß es irgendjemanden kümmert? Wir werden hier vergammeln. Wie viele sind in deiner Truppe?«
»Vier. Und ein Hund.«
Er verzog mürrisch das Gesicht. Keinen Sinn für Humor, der Mann. »Namen?« »Kerzner. Ein Schmidt. Schneider. Tracker. Er arbeitet für uns. Und Köter Krötenkiller. Man muß ihn mit dem vollen Namen rufen, sonst regt er sich auf.« »Bist’n Witzbold, ja?«
»Hey. Reg dich nicht auf. Aber dieser Ort kann ein bißchen Sonnenschein vertragen.« »Klar doch. Kannst du lesen?«
Ich nickte.
»Die Vorschriften sind da drüben angeschlagen. Ihr habt zwei Möglichkeiten. Entweder ihr befolgt sie. Oder ihr seid tot. Case!«
Aus dem Hinterzimmer kam ein Soldat. »Ja, Feldwebel?« »‘n neuer Händler. Überprüf ihn. Seid ihr im Blauen Schniedel, Kerzner?« »Ja.« Die Liste mit den Vorschriften hatte sich nicht geändert. Es war sogar dasselbe Papier, mittlerweile so verblaßt, daß man es kaum lesen konnte. Im Wesentlichen stand darin: Baut im Gräberland keinen Mist. Wenn ihr es doch versucht und das Ding euch nicht umbringt, tun wir es.
»Sir?« sagte der Soldat. »Wenn Ihr dann soweit seid?« »Ich bin soweit.«
Wir gingen wieder zum Blauen Schniedel zurück. Der Soldat musterte unsere Ausrüstung. Das einzige, was ihm auffiel, war mein Bogen und die Tatsache, daß wir so gut bewaffnet waren. »Warum habt ihr so viele Waffen?« »Da gab’s Gerede, daß die Stämme Ärger machen.« »Das war sicher übertrieben. Die stehlen nur.« Goblin und Einauge zogen keine besondere Aufmerksamkeit auf sich. Was mir gefiel. »Ihr habt die Vorschriften gelesen. Haltet euch daran.«
    »Ich kenne sie noch von früher«, sagte ich. »Ich war hier stationiert, als ich noch in der
Armee war.«
Er sah mich aus schmalen Augen an, nickte und zog ab. Wir seufzten erleichtert auf. Goblin nahm den Versteckzauber von den Gerätschaften, die er und Einauge mitgebracht hatten. Die leere Ecke hinter Tracker füllte sich mit Gerumpel. »Vielleicht kommt er gleich wieder«, begehrte ich auf. »Wir wollen keinen Zauberbann länger als unbedingt nötig aufrechterhalten«, sagte Einauge. »Vielleicht gibt es hier jemanden, der ihn aufspüren könnte.«

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