Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr Des Bösen

Die Rückkehr Des Bösen

Titel: Die Rückkehr Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
Vom Netzwerk:
überraschen. Er hätte gerne gewusst, ob die Tatsache, dass Maggie und er Katholiken waren, ihr Vertrauen stärkte oder sie nicht nur noch misstrauischer machte.
    „Als Mark mir erzählte, was Vater O’Sullivan mit ihm anstellte, wenn er den Jungennach dem Abendessen zu Bett brachte ... also, da hab ich ihm nicht geglaubt. Das muss ich zu meiner Schande gestehen. Er war zehn! In dem Alter spinnen Kinder sich alles Mögliche zusammen.“
    „Nur dass es eben keine Spinnerei war“, meldete sich der Junge urplötzlich zu Wort.
    „Ich weiß ja, Mark“, betonte seine Mutter unter heftigem Kopfnicken. „Aber das hat mir damals Vater O’Sullivan eingeredet, nachdem ich mir ein Herz gefasst und ihm eröffnet hatte, ich wolle nicht mehr, dass er weiterhin zum Abendessen käme. Wenn ich den Lügengeschichten meines Sohnes glaubte, so seine Worte damals, dann könne auch ich nicht mehr zum Mahle in seinem Haus erscheinen.“ Wieder hob sie den Blick und sah die Anwesenden an, als flehe sie geradezu um Verständnis. „Mit seinem Haus meinte er die Kirche, und mit dem Mahl war die Kommunion gemeint. Ich war wie am Boden zerstört. Dass ein Priester einen auf diese Weise strafen konnte, das hielt ich für ausgeschlossen. Also wandte ich mich an Erzbischof Armstrong.“ Die Frau schüttelte den Kopf, als könne sie das Ganze noch immer nicht begreifen.
    „Erzählen Sie uns, was der Erzbischof Ihnen gesagt hat, Brenda“, bat die Reporterin.
    „Vater O’Sullivan musste ihn wohl vorgewarnt haben, dass ich ihn aufsuchen würde. Der Erzbischof wollte von mir wissen, wieso ich dem Ruf eines angesehenen Priesters mit meinen Märchen schaden wolle. Dann nahm er meine Hand und bat mich, mit ihm zu beten. Wir falten die Hände und beten für ihn, sagte er damals. Erst inmitten des Gebetes ging mir auf, dass er mit ,ihn’ nicht meinen Jungen meinte, sondern O’Sullivan! An jenem Tag trat ich aus der katholischen Kirche aus. Seitdem habe ich keinen Fuß mehr in ein Gotteshaus gesetzt.“
    Es entstand eine Pause, doch Pakula blieb still. Er wusste, dass Menschen, die einem von ihrem schlimmen Schicksal erzählen, nicht unbedingt Zuspruch erwarten. Es reicht ihnen, wenn man ihnen einfach zuhört.
    „Mark war nicht der einzige Junge“, fuhr die Frau schließlich fort. „Ich habe sieben weitere ausfindig gemacht, alle inzwischen im Alter von dreizehn bis fünfundzwanzig. An zwei von ihnen zahlte die Erzdiözese jeweils über einhunderttausend Dollar. Einem Vater versicherte Armstrong anstelle eines Schweigegeldes, dass er Vater O’Sullivan in Therapie schicken werde. Der war dann auch prompt zwei Monate weg.“
    Pakula massierte sich das Kinn. Überraschend hörte sich das alles für ihn keineswegs an. Er hatte ja von den Skandalen überall im Lande gelesen, ihnen allerdings zugegebenermaßen keine große Beachtung geschenkt. Aber er wusste noch, wie froh er gewesen war, dass die Erzdiözese Omaha nicht zu den betroffenen gehörte. Einmal hatten er und Cläre sich deswegen in die Haare gekriegt, weil er bemerkt hatte, er kapiere nicht, dass die Jungen sich nicht zur Wehr setzten. Dass sie vielmehr jahrelang warteten, bis sie erwachsen und die Taten längst verjährt waren. Damals hatte sich ihm der Verdacht aufgedrängt, es gehe in vielen Fällen nur um Geld. Na gut, hatte er gedacht, wenn so ein Priester einem Jungen an die Hose fasste, dann war das natürlich eine Sauerei, aber hatte das tatsächlich so traumatische Auswirkungen, dass man da gleich Millionensummen verlangte? Cläre hatte ihm an den Kopf geworfen, er wisse nicht, wovon er rede und habe nicht die geringste Vorstellung davon, was die Jungen durchgemacht hätten.
    „Es tut mir Leid, dass sie beide das alles durchmachen mussten, Mrs. Donovan“, sagte er. „Ich hätte es allerdings für besser gehalten, wenn Sie sich statt an den Erzbischof an die Polizei gewandt hätten.“
    „Ich weiß“, stöhnte sie.
    „Was glauben Sie wohl, wem die Scheiß-Bullen geglaubt hätten?“ Der plötzliche Ausbruch ihres Sohnes ließ die Mutter regelrecht zusammenzucken.
    „Ich muss Sie etwas fragen, Mark“, sagte Pakula. „Halten Sie mich bitte nicht für gefühllos angesichts dessen, was Ihnen widerfahren ist – aber warum haben Sie dem Kerl nicht Einhalt geboten?“
    „Ich war zehn Jahre alt.“ Marks Stimme war plötzlich so leise, dass Pakulaihn kaum verstand. „Dakommt plötzlich dieser Priester, den man mir die ganze Zeit als so ‘ne Art lieben Gott verkauft hat,

Weitere Kostenlose Bücher