Die Rückkehr Des Bösen
Hotline für Missbrauchsopfer erweitert. Und hinten befindet sich eine kleine Teeküche.“
Maggie fiel auf, dass die meisten der ehrenamtlichen Helfer stumm am Telefon saßen und den Anrufern nur zuzuhören schienen.
„Hier haben wir ein Besprechungszimmer“, bemerkte Christine und wies auf einen Durchgang.
Das Zimmer war ein gemütlich eingerichteter Clubraum, komplett mit Sitzgarnitur nebst Couchtisch mit Glasplatte. Vom Boden bis zur Decke reichende Bücherregale säumten die Rückwand. Ein in der Ecke stehender Servicewagen bot eine Auswahl an Erfrischungen, und das Aroma frisch gebrühten Kaffees durchzog den Raum. Als die drei eintraten, schenkte sich eine Frau gerade eine Tasse ein und ein junger Mann belud einen Teller mit Schnittchen und Obststücken.
„Donnerwetter“, ließ Pakula sich vernehmen. „Da hätten wir uns die Pizza ja schenken können.“ Allem Anschein nach juckte es ihn wenig, dass Christine Gäste hinzugebeten hatte. Maggie fragte sich, was die Reporterin im Schilde führte.
„Agent O’Dell, Detective Pakula, darf ich Ihnen Brenda Donovan vorstellen? Und das hier ist ihr Sohn Mark.“
Sie begrüßten sich freundlich, doch reserviert. Während sie sich dann ihre Teller und Tassen füllten und sich um den Couchtisch setzten, musterte Maggie die Frau und deren Sohn. Brenda Donovan trug blaue Polyesterhosen und ein T-Shirt mit einem bunten Teddy auf der Brust. Ihre weißenSandalen waren ziemlich ramponiert, ebenso wie ihre Hände, deren rötliche Färbung offenbar vom Umgang mit Chemikalien herrührte oder vom langen Eintauchen in Wasser. Die Fingernägel waren gestutzt, ebenso die Frisur, praktisch und pflegeleicht. Nach Maggies Eindruck hatte diese Frau ihr Leben lang hart gearbeitet, was auch die Falten um ihre Augen bestätigten und das graue Haar, das allmählich das überdeckte, was einmal Karamellbraun gewesen sein musste.
Der Sohn, nach Maggies Gefühl noch keine zwanzig, wirkte schlaf f und etwas füllig um die Hüften. Er zeigte die typische Statur eines Couch-Potato. Sein kurz geschorenes Haar war feucht, als hätte man ihn erst vor Minuten aus der Dusche gezerrt. Die verquollenen Augen zeugten von wenig Schlaf, doch anscheinend verfügte er über einen gesegneten Appetit. Er hatte sich den Teller dermaßen voll gepackt, dass Weintrauben und Salamischeiben über den Rand hinausragten. Falls dieses Treffen als eine Art Generalaussprache gemeint war, was Maggie vermutete, musste Christine sich wohl daran erinnert haben, dass sich Speise und Trank stets als die beste vertrauensbildende Maßnahme erwies.
Sie begegnete Pakulas Blick und nickte in Richtung auf dessen ebenfalls gut gefüllten Teller.
„Wenn’s was umsonst zu futtern gibt, kann ich einfach nicht widerstehen“, flüsterte er und setzte sich in einen der Sessel gegenüber dem Sofa, auf dem Mutter und Sohn sich Seite an Seite niedergelassen hatten.
Maggie öffnete wieder einmal ihre übliche Dose Cola light, als Christine neben sie trat.
„Wie ich hörte, hast du heute Morgen Nick getroffen“, sagte sie mit gesenkter Stimme, den übrigen Anwesenden den Rücken zugewandt.
„Ich hatte keine Ahnung, dass er wieder hier ist. Hat er sich Boston abgeschminkt?“
„Nein, da ist er immer noch“, sagte Christine, wobei sie den Verschluss einer Dose Sodawasser aufriss. „Ist dir eigentlich bewusst, wie böse du meinem kleinen Bruder das Herz gebrochen hast?“
„Wie bitte?“ Sie starrte Christine an, nicht sicher, ob das als Scherz gemeint war. Es lag noch gar nicht so lange zurück, vielleicht ein Jahr, da hatte Maggie in Nicks Apartment angerufen. Eine Frau hatte abgenommen und gesagt, Nick stehe unter der Dusche; ob sie ihm etwas ausrichten solle. An den Stich erinnerte Maggie sich immer noch, aber sie akzeptierte, dass er sich anders entschieden und nicht auf sie gewartet hatte.
„Entschuldige, wahrscheinlich sollte ich dir das alles gar nicht sagen.“ Christine klang ehrlich. „Aber er war ganz schön geknickt, als du ihn abserviert hast.“ Sie erlaubte sich den Anflug eines Lächelns. „War ihm vorher wohl noch nie passiert.“
„Abserviert?“ Maggie bemühte sich, leise zu sprechen, dennoch sah Pakula zu ihr herüber. „Er war’s doch, der mir den Laufpass gegeben hat.“
„Das hört sich von ihm aber anders an“, gab Christine zurück, obwohl ihr Lächeln zeigte, dass sie nicht so dumm war, ihrem Bruder das abzunehmen. „Ich glaube, wir sollten uns so langsam zu den anderen
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