Die Rückkehr Des Bösen
hatte das Ding recht günstig bekommen, und selbst wenn die Geschichte nicht stimmte, war’s doch ziemlich cool. Und antik auf alle Fälle. Fast drei Tage lang hatte er daran herumgewienert und den Grünspan aus den verschnörkelten Rillen geputzt. Hätte Gibson nicht gewusst, dass es ein Kruzifix war – er hätte es glatt für eine Art Dolch gehalten. Vielleicht, überlegte er, sollte er das Teil mit in die Schule nehmen und Schwester Kate zeigen. Am besten seine ganze Sammlung. Mensch, würde die Augen machen!
Er ließ den Blick durch sein Zimmer wandern und versuchte sich zu erinnern, in welche Ecke er seinen Rucksack gefeuert hatte. Das Ding hatte er ständig bei sich, egal, wo er war. Er entdeckte ihn in der Ecke neben dem Kleiderschrank, dort, wo auch seine Sportschuhe lagen. Aber das Ding war so voll, dass er schon von hier aus sah, dass seine Sammlung da keinesfalls auch noch reinpassen würde.
Er warf den Rucksack aufs Bett, zog sämtliche Reißverschlüsse auf und kramte alles heraus, wobei er selbst den Kopf darüber schüttelte, was für bescheuerten Plunder er da mit sich herumschleppte. Nicht zu fassen. Aber was war denn das da? Das konnte unmöglich ihm gehören.
Gibson starrte in seinen Rucksack und zog dann eine Aktenmappe aus braunem Leder heraus. Er warf sie aufs Bett und sah sie ungläubig an.
Wie um Himmels willen war das verdammte Ding nur in seinen Rucksack gekommen?
45. KAPITEL
Omaha, Nebraska
Es war schon kurz vor Mitternacht, als Maggie in ihrem Hotel ankam. Eins musste man Cunningham lassen: Das „Embassy“ bot weit mehr Komfort, als sie es gemeinhin bei ihren Dienstreisen gewohnt war. Außerdem lag das Hotel nur wenige Straßen vom Polizeipräsidium entfernt, direkt am Rande eines urbanen Viertels, das – das wusste sie von Pakula – Old Market hieß. Es war eine malerische Ecke mit kopfsteingepflasterten Straßen und alten Lagerhäusern aus Backstein, die man zu Boutiquen und Lokalen umgebaut hatte.
Gerade hatte sie sich ausgezogen, war in ihr Nachthemd geschlüpft und hatte es sich in ihrem breiten Bett bequem gemacht, um sich den vom Zimmerservice gebrachten Imbiss schmecken zu lassen, als ihr Handy klingelte. Sie wischte sich mit der Hand die Grillsauce von den Lippen und langte hastig nach ihrem Jackett. Vorhin hatte sie Gwen angerufen und ihr eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen. Vielleicht rief sie ja jetzt zurück.
„Maggie O’Dell“, sagte sie, nachdem sie den Bissen, den sie im Mund hatte, heruntergeschluckt hatte.
„Hallo, Maggie! Entschuldigen Sie die späte Störung.“ Es war Adam Bonzado. „Julia sagte mir, sie seien in Nebraska, und da es bei Ihnen ja noch nicht ganz so spät ist ... Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt.“
„Aber nein. Ich bin gerade zurück ins Hotel gekommen und genehmige mir noch einen Happen vor dem Einschlafen.“ Sie leckte die Grillsauce von ihren Fingern. „Was gibt’s denn?“
„Ich würde Ihnen gerne etwas faxen. Sicher wird auch Julia Sie darüber informieren, nur dachte ich, ich könne es Ihnen ja auch direkt schicken.“
„Augenblick, ich gebe Ihnen die Faxnummer des Hotels.“ Sie krabbelte aus dem Bett, wobei sie Acht gab, dass sie nicht gegen das Tablett stieß. Sie hatte ein bisschen zu viel bestellt, anscheinend war der Appetit mit ihr durchgegangen.
„Dann sind Sie also noch nicht im Bett?“ Seine Stimme klang enttäuscht. „Ich hatte gehofft, ich würde Sie im Neglige erwischen.“
„Im was?“
„Na ja, im ... im Pyjama.“
Sofort spürte sie, wie ihr die Röte heiß ins Gesicht schoss. „Wie kommen Sie denn darauf, dass ich einen trage?“
„Ich ... äh ... wie?“
Sie musste lachen. Offenbar waren sie beide keine großen Experten in punkto Flirten. Ehe er jedoch noch einen Ton sagen konnte, fragte sie: „Also, was ist das denn, was Sie mir unbedingt zufaxen müssen?“ Gleichzeitig blätterte sie im Prospekt des Hotels und suchte nach der Faxnummer.
„Von der Tätowierung ist erheblich mehr übrig, als ich zunächst gedacht hatte. Das Tattoo ist jetzt recht deutlich zu erkennen.“
„Dann wäre es doch besser, wenn Sie mir ein Foto per Mail schicken. Dann kann ich auch die Farben sehen.“
„Stimmt, da haben Sie völlig Recht.“
Eine verlegene Pause entstand.
„Ich glaube, ich habe Ihre E-Mail-Adresse nicht“, bemerkte er schließlich.
Sie nannte sie ihm, war allerdings viel zu neugierig, um auf das Foto zu warten. „Was ist es denn?“
„Der untere Rand
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