Die Rückkehr Des Bösen
Päckchen geschickt. Bestimmt befanden sich Fingerabdrücke auf dem Papier, in dem es eingewickelt gewesen war. Und was war mit den ganzen E-Mails? Ob man die zurückverfolgen konnte? Plötzlich stieß er auf eine aktuelle Meldung der Nachrichtenagentur AP. Er rief sie mit einem Mausklick auf. Noch ehe er ein einziges Wort gelesen hatte, erkannte er die Frau auf dem Foto. Und im gleichen Moment wusste Keller genau, was er tun würde. Es würde klappen. Es musste! Ihm blieb keine andere Wahl.
Die einzige Frage war nur: Welchen Preis würde Special Agent Maggie O’Dell zu zahlen bereit sein, um diesen Irren zu fassen?
47. KAPITEL
Dienstag, 6. Juli
Campingplatz „ Blackwater Bay“, südlich von Bagdad, Florida
Corey Lee beachtete die Rufe seines Stiefvaters nicht. Er verdrehte nur genervt die Augen und stapfte ungerührt weiter.
„Sollen wir nicht lieber warten, bis er uns eingeholt hat?“ fragte Kevin Potter.
Corey sah seinen besten Freund an und schüttelte dann den Kopf. „Der kommt nicht mit hier lang. Der nimmt den Weg über die Straße. Und der dauert ewig.“
Außerdem hatte Corey keinen Bock, andauernd zu warten. Und sie waren ja schon fast am Bootssteg. Da wär’s doch bekloppt gewesen, wieder umzukehren. Er kannte diese Abkürzung. Kevin und er hatten sie schon beim letzten Lager ihrer Pfadfindergruppe, hier auf demselben Campingplatz, entdeckt. Sie führte schnurstracks zum Anleger, und von da aus war es nur noch ein Katzensprung bis zu der Baumgruppe. Klar, das Unterholz war ziemlich dicht, und die winzigen Stechmücken fielen in Schwärmen über einen her. Aber wen das störte, der sollte doch gar nicht erst Zelten fahren!
Sein Stiefvater wollte nicht, dass sie die Abkürzung nahmen. Er hatte sie mit wüsten Geschichten von Alligatoren und Wasserschlangen ins Bockshorn jagen wollen, jedoch genau das Gegenteil erreicht. Nur weil dieses Weichei den Posten als Führer ihrer Pfadfindergruppe übernommen hatte, bildete der sich offenbar ein, er hätte den großen Durchblick. Aber Corey war jetzt schon drei Jahre bei den Boy Scouts und außerdem hier in den Sumpfgebieten aufgewachsen. Da sah er echt nicht ein, warum er sich von dem neuen „Lebensgefährten“ seiner Mom Vorschriften machen lassen sollte.
Er konnte es noch immer nicht fassen, dass sie diesen Ethan tatsächlich geheiratet hatte. Was letztendlich bedeutete, dass Corey sich irgendwie mit ihm abfinden musste.
„Hört sich aber so an, als käme er doch hinter uns her“, bemerkte Kevin.
Beide warfen im Weitergehen einen Blick zurück über die Schulter. Corey hörte raschelndes Gras und das Knacken von Zweigen, konnte seinen Stiefvater aber nirgendwo sehen.
„Vielleicht ist der ja gar nicht so ‘n Weichei“, meinte Kevin. „Komm, gib ihm wenigstens ‘ne Chance.“
Aber Corey schüttelte wieder den Kopf. „Der will bloß nicht zugeben, dass wir besser sind als er“, zischte er leise und schnupperte dann plötzlich in die Luft. „Mann, irgendwas stinkt ja hier wie Hund!“ Dann geriet er ins Stolpern.
Ehe er sich fangen konnte, stürzte er vornüber und riss seinen Freund im Fallen mit sich. Kevin ging der Länge nach zu Boden, während Corey mit der Schulter voran gegen einen Baumstamm krachte und sein Ellbogen schmerzhaft über die rissige Borke ratschte. Er hörte den morastigen Untergrund unter den Kiefernnadeln glucksen und spürte, wie seine Jeans sich mit der Pampe voll sogen. Puh, was für ein Gestank! Grässlich! Wie vergammelnder Abfall.
Mit einem Mal sprang Corey auf wie von einem Stromschlag getroffen. Der Schmerz war im Nu vergessen, als er die Würmer an seinen Hosenbeinen heraufkrabbeln sah – richtig fette kleine Dinger! Panisch fing er an, sich die Viecher von den Klamotten zu klopfen. Auch Kevin kriegte große Augen, als er die Biester auf seinem Arm entdeckte, und dann war auch er wie der Blitz auf den Beinen und hopste wie irre herum, um sich der ekligen weißen Schleimbeutel zu erwehren.
Erst als sie die Würmer losgeworden waren, fiel ihnen das Hindernis wieder ein, über das sie gestolpert waren. Als Erster sah Corey den Haufen aus dreckigen schwärzlichen Lumpen, bedeckt mit Laub und Schlamm. Nach dem Wirbelsturm Ivan lag überall in der Gegend Müll herum. Manches hatte sich sogar hoch in Bäumen und Büschen verfangen.
„Scheiße, ey, was ist das?“ stieß Kevin hervor und packte seinen Freund beim Arm.
„Was macht ihr denn da?“ In diesem Augenblick brach Coreys Stiefvater durch das
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