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Die Rückkehr Des Bösen

Die Rückkehr Des Bösen

Titel: Die Rückkehr Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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interessiere mich auch für die Kreuzzüge und für die Tempelritter oder für alles aus dem Mittelalter. Meine Mom hält das für Mumpitz und für gewalttätiges Zeugs, aber ich finde das echt total cool.“
    Gibson bemerkte plötzlich, dass Timmy seinen Laptop anstarrte. Er zuckte zusammen und warf einen raschen Blick auf den Bildschirm, ob vielleicht wieder eine dieser Nachrichten für ihn eingegangen sei. Doch auf dem Monitor war nichts zu sehen.
    Timmy war Gibsons Reaktion nicht entgangen, und er grinste verlegen, als hätte man ihn bei was Verbotenem erwischt. „Entschuldige, ich wollte nicht neugierig sein oder so. Nur ... das Icon da drüben ...“ Er wies auf den Totenkopf mit den gekreuzten Knochen, den Gibson ganz nach rechts unter die übrigen Symbole auf seinem Desktop verschoben hatte. Aber selbst da stach das Symbol noch aus den übrigen heraus.
    Gibson winkte ab. „Ist bloß ein Spiel.“ Er tat so, als handele es sich um nichts Interessantes, um Timmy davon abzubringen, weitere Fragen zu stellen. Eine der Regeln besagte, dass man mit niemandem über das Spiel reden durfte, nur mit anderen registrierten Spielern. Gibson streckte den Arm aus und klappte den Deckel des Laptops herunter.
    „Entschuldige“, wiederholte Timmy und wirkte auf einmal eigenartig nervös. „War keine Absicht ...“
    „Kein Problem.“ Gibson nahm das Medaillon und legte es in die Schachtel zurück.
    „Nur, ‘ah ... weißt du ...“ Was war nur los mit dem Kleinen? Er schien ja tatsächlich ganz durcheinander zu sein. „Ich spiele das nämlich auch.“
    „Was?
    „Das Spiel!“
    „Das ist allerdings nicht nur so’n Ballerspiel“, meinte Gibson, der immer noch nicht kapierte, was Timmy ihm sagen wollte.
    „Ich weiß. Nur auf Einladung. Du hast wohl eine bekommen, wie?“
    Jetzt war es Gibson, der völlig verdattert aus der Wäsche guckte. Er sah Timmy fassungslos an, doch der zuckte mit keiner Wimper und hielt seinem Blick Stand. Gab’s denn so was? Bislang hatten die anderen Mitspieler für ihn real gar nicht existiert, genauso wenig wie die Welt des Spiels selbst. Und nun saß auf einmal einer von denen direkt vor ihm!
    „Woher hast du denn die Zugangsdaten bekommen?“ erkundigte sich Gibson, um Timmy auf die Probe zu stellen.
    „Ich war irgendwie am Surfen, und plötzlich kriegte ich ‘ne Mail, und da fragte einer, ob ich bei ‘nem Spiel mitmachen will.“
    „Echt? Und von wem kam die Mail?“
    Timmy wollte nicht recht mit der Sprache herausrücken, und Gibson glaubte schon fast, er hätte ihn einfach nur auf den Arm genommen.
    „Von einem, der sich ,SinEater’ nennt.“
    „Mann, ey!“ flüsterte Gibson. Nicht zu fassen – es stimmte! „Hast du ...“ Er wusste nicht recht, wie er fragen sollte, aber wenn die Regeln für alle Mitspieler galten ... „Musstest du einen Namen angeben?“
    Wieder zögerte der Junge, den Blick zu Boden gerichtet, als wisse er nicht recht, ob er noch etwas preisgeben solle. Schließlich bejahte er kleinlaut.
    „Meiner wurde umgelegt!“ sprudelte es aus Gibson heraus, als gäre diese Aussage schon viel zu lange in ihm und müsse nun endlich heraus.
    „Stimmt, darum geht’s bei meinem auch.“
    „Nein, nein“, rief Gibson hastig, denn er spürte, wie mit seinem Geständnis so etwas wie Panik in ihm aufwallte. „Richtig umgelegt, meine ich! Nicht nur so! Nicht nur in dem Spiel!“
    „Wie im wirklichen Leben, meinst du? Der ist tot?“
    „Ja doch!“
    „Warst du’s?“
    Gibson wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Er rang sich eine Art Schulterzucken ab und sah zu Boden. „Zumindest hab ich’s ihm gegönnt“, murmelte er.
    „Bist du sicher, dass er tot ist?“
    „Aber hallo! Ich hab ihn doch gesehen!“ Er fixierte Timmys Blick. „Ich war am Freitag am Flughafen“, erklärte er in der Hoffnung, das werde reichen. Und das tat es auch. Er konnte sehen, dass sein neuer Freund genau wusste, worauf er anspielte. Kein Wunder, es war ja auch das ganze Wochenende über in sämtlichen Nachrichten gekommen. Außerdem fiel Gibson ein, dass Timmy erwähnt hatte, seine Mom arbeite als Reporterin beim Omaha World Herold.
    Für eine Weile, die Gibson wie eine Ewigkeit vorkam, blieben sie beide stumm, als müssten sie nachdenken. Dann sahen sie sich plötzlich an – mit wissenden, panischen Augen. Mit Schuldbewusstsein im Blick.
    Endlich brach Timmy das Schweigen. „Glaubst du, meiner ist auch tot?“
    „Keine Ahnung“, gab Gibson zurück, beinahe im Flüsterton.

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