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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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Wie Sie sehen, bin ich ausgehfertig.«
    Mit einer ausladenden Bewegung wies Sinistre Faux zur Eingangstür.
    Sid schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube, ich bin hier richtig. Ich habe das kleine Paket im Schaufenster gesehen. Wie viel kostet es?«
    Um die Ernsthaftigkeit seines Kaufinteresses zu unterstreichen, kramte Sid ein paar zerknüllte Dollarscheine aus seiner Hosentasche, Monsieur Faux aber zog nur amüsiert die Augenbrauen hoch.
    »Wieder einmal das Paket, jaja«, sagte er lächelnd. »Leider ist es unverkäuflich. Ich habe es nur dort hingelegt, um neugierige Kunden hereinzulocken. Meistens gelingt es mir, ihnen dann etwas anderes aufzuschwatzen. Eine einfache, aber nicht unwirksame Werbestrategie, sozusagen.«
    Sid schoss das Blut in den Kopf. »Aber ich muss es haben! Die Zeichen auf dem Papier habe ich schon einmal gesehen! Ich…« Sid war kurz davor, dem Mann an den Kragen zu gehen und das Paket aus ihm herauszuschütteln.
    Sinistre Faux streifte sich umständlich ein Paar schwarze Lederhandschuhe über und griff nach einem Gehstock, der an der Kasse lehnte.
    »Bedaure, junger Freund«, sagte er. »Ich habe Ihnen nicht ganz die Wahrheit gesagt. Das Paket ist genau genommen nicht unverkäuflich, es ist bereits verkauft. Ein guter Kunde hat mich gebeten, es auf einer Auktion für ihn zu ersteigern. Der Käufer hat im Voraus bezahlt, es dann aber nicht abgeholt. Seit ein paar Jahren dient es mir nun als Lockmittel für die wenigen Menschen, die noch genug Fantasie besitzen, hinter verschlossenen Türen Geheimnisse zu wittern, und keine altersschwache Waschmaschine. Aber auch Ihre Abenteuerlust soll nicht unbefriedigt bleiben!« Faux drehte sich um und schlug den Vorhang zur Seite. »Ich habe hier irgendwo einen ungeöffneten Reisekoffer aus der Zeit Napoleons. Wenn Sie mir bitte folgen wollen!« Ohne Sids Antwort abzuwarten, verschwand er im Hinterzimmer.
    In Sids Kopf rasten die Gedanken. Er musste das Paket haben! Er war fest davon überzeugt, dass der Inhalt ihm die Rätsel der letzten Zeit beantworten könnte. Ja, mehr noch, ihn durchzuckte die absurde Gewissheit, dass der Absender dieses Paket an ihn, Sid, geschickt haben musste. Es war damit sein Eigentum! Wie in Trance öffnete er die Klappe zum Schaufenster und riss das Päckchen an sich. Mit etwas Glück würde Monsieur Faux den Diebstahl erst bemerken, wenn er längst im Trubel der 5th Avenue untergetaucht war.
    Rasch stürmte er die kleine Treppe hinauf und riss die Tür auf. Im selben Moment hätte er sich für seinen Übereifer ohrfeigen können. Die Glocke über dem Türrahmen schlug wild gegen die Mauer.
    Schon tauchte einer der Handschuhe hinter der Gardine auf.
    »Halt!«, rief ihm der Alte hinterher. »Das dürfen Sie nicht!«

Sid spürte Mitleid in sich aufsteigen, aber er brauchte dieses Paket. Es war für ihn bestimmt! Die Zeichen bewiesen es!
    Er schmiss dem alten Mann eine Handvoll Dollar vor die Füße. Dann sprang er so schnell er konnte aus der Tür und rannte die Straße hinunter. Eine Mutter mit einem Zwillingswagen wich ihm ärgerlich aus.
    Wie schnell kann die Polizei hier sein?, fragte sich Sid. Aber er hatte ja bezahlt. Sicher mehr als genug. Wenn er erst wieder am Washington Square war, konnte ihm nichts mehr passieren.
    Panisch warf er einen Blick zurück. Der alte Mann hatte sich daran gemacht, eigenständig die Verfolgung aufzunehmen – und er holte auf! Erstaunlich leichtfüßig schien er mit jedem Schritt näher heranzufliegen.
    »Warte!«, hörte Sid ihn rufen. »Bleib stehen!«
    Doch Sid dachte gar nicht daran. Er hatte das mysteriöse Paket und niemand würde es ihm wieder wegnehmen! Strauchelnd bog er um die Ecke auf den Park zu. Noch einmal drehte er sich um. Faux war jetzt nur noch knapp vierzig Meter von ihm entfernt. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen. In seinem Alter!
    Wie ein Slalomläufer bahnte sich Sid seinen Weg durch die Menge. Links vorbei, rechts vorbei, links vorbei. Sein Vorsprung wuchs wieder. Schockiert musste er feststellen, dass er geradewegs auf zwei Officer des NYPD zuraste, die unter den Parkbäumen patrouillierten. Sid schlug einen Haken. Jetzt rannte er am Washington Arch vorbei, dem steinernen Wahrzeichen des Parks. Hier war das Gewimmel besonders groß. Mit etwas Glück…
    Plötzlich hörte Sid hinter sich ein unglückliches Fluchen. Monsieur Sinistre Faux war der Länge nach hingefallen. Hilfsbereit bückte sich eine vielköpfige japanische Reisegruppe, um ihm wieder auf

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