Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
Vom Netzwerk:
sah der Professor Sid direkt an.
    Sid fühlte sich von dem Blick regelrecht durchbohrt. Er hat kalte Augen!, durchzuckte es ihn. Wie kann ein so freundlicher Mann so wenig Gefühl in sich haben? Sicher war er sehr einsam. Wer wollte schon mit jemandem zusammen sein, der so schreckliche Narben im Gesicht hatte.
    Kraftlos ließ er die Hand sinken. Aber wenn die Zeichen sowieso nur Kritzeleien waren, musste er sie nicht noch als Beweis seines Wahnsinns mit sich herumschleppen. »Nein«, sagte er. »Und noch mal vielen Dank, Professor Abeladse!«
    Der Blick des Mannes jagte ihn zur Tür hinaus.
    In der Halle zurück lief Sid schon nach wenigen Schritten dem Museumswärter in die Arme. »Du bist ja immer noch da!«, schimpfte er. »Jetzt aber raus mit dir, ich will auch mal Feierabend haben!«
    Sid ließ ihn einfach stehen und eilte weiter. Das ganze Stockwerk war menschenleer, nur die Augen der Statuen verfolgten ihn. Kalte Augen, wie die des Professors. Unbehaglich fühlte Sid ihre Blicke über seinen Körper wandern. Er bemühte sich, noch schneller zu rennen. Tapp, tapp, tapp hallten seine Schritte von den Wänden wider. Von irgendwo hörte er ein Lachen. Er drehte sich um. Aber es war ja niemand mehr da!
    Du hast Verfolgungswahn!, verspottete er sich bitter. Du drehst durch!
    Plötzlich stand er in einer Sackgasse. Von dem fensterlosen Raum führte keine weitere Tür nach draußen, er musste zurück. Als Sid eben umkehren wollte, fiel sein Blick in den mannshohen Schaukasten. Er stieß einen Schrei aus. Mit schmalen toten Lippen, die Augen durch Lapislazuli ersetzt, grinste ihn eine vertrocknete Mumie an. Augenblicklich krampfte sich sein Herz zusammen. Sid rang nach Luft. Noch mehr Grauen ergriff ihn, als er das kleine Schild davor las: Leichnam eines Jünglings von etwa 1 5 Jahren.
    Genauso alt wie ich!, durchfuhr es ihn.
    In dem Moment, als er auch die anderen Mumien sah, flackerte das Deckenlicht kurz auf. Dann war es dunkel. Sid fasste sich ans Herz, das sich schmerzhaft zusammenkrampfte.
    Nur nicht durchdrehen!, beschwor er sich. Du bist in einem Museum. Die Menschen hier sind seit 4.00 0 Jahren tot – und außerdem hinter dickem Plexiglas eingesperrt! Dir kann nichts passieren! Trotzdem spürte er, wie Panik in ihm aufstieg. Seine Knie wurden weich und zitterten. Instinktiv wankte er rückwärts, bis er die Wand in seinem Rücken spürte. Von dort kann kein Angriff mehr kommen, durchzuckte es ihn. Dann ging das Licht wieder an.
    Wie von Furien gehetzt stolperte Sid aus dem Mumienraum. Durch die hohen Fenster blinzelte die Skyline von Manhattan herein. Dann endlich sah er die Treppe, er musste auf dem Weg nach draußen nur einmal falsch abgebogen sein.
    Plötzlich weigerten sich seine Beine weiterzugehen. Das Zittern wurde wieder stärker. Vor ihm stand der Sarkophag aus seinem Traum! In den steinernen Deckel war eine gespenstische Szene gemeißelt. Eine Figur mit Hundekopf hielt eine riesige Waage in der Hand. Auf der einen Waagschale lag eine Feder, auf der anderen Seite ein menschliches Herz. Die Aorta und die vier Kammern waren deutlich zu erkennen.
    Wie ein Brett fiel Sid zu Boden. Sein ganzer Körper begann sich in Krämpfen zu schütteln. Alles um ihn herum verschwamm. Vor seinen Augen tanzte die Figur mit dem Hundekopf auf und ab.
    Verzweifelt versuchte sich Sid dagegen zu wehren, aber sein Mund öffnete sich. Aus seiner Kehle drang ein fürchterliches Gurgeln. Dann grollte ein Rrrrrrrr heraus. Sid würgte einen fremden Laut hervor.
    » Setepenseth! «

34. Kapitel
    NYC , Brooklyn, 9. Oktober 2007, 16 Uhr 56
    Wie versteinert saß Birger Jacobsen auf dem wackeligen Bürostuhl und starrte auf den Zettel in seiner Hand. Mit einem Montblanc-Füller fügte er den Hieroglyphen ein paar Haken hinzu. Jetzt stimmte alles. Bestürzt zog er die weißen Handschuhe aus. Mehr als erstaunlich, dieser Junge! Offensichtlich hatte Señor Mendoza mit seiner Studie ins Schwarze getroffen. Er würde auf den sa aufpassen müssen. Ihm immer nur zu folgen, würde nicht funktionieren. An diesem Nachmittag hatte er einfach nur Glück gehabt.
    Tief beeindruckt stand Birger Jacobsen auf und ging zu dem grauen Aktenschrank an der Rückwand des Zimmers. Die Zeit drängte. Das Museum würde jeden Augenblick schließen. Ein einsamer Besucher außerhalb der Öffnungszeiten erregte zu großes Aufsehen.
    Zweimal drehte er den Schlüssel herum. Die Tür schwang von alleine auf. Zwischen den Einlegeböden kauerte ein seltsam verrenkter

Weitere Kostenlose Bücher