Die Rueckkehr des Daemons
los«, sagte Birger emotionslos.
Der neb stieß die Flügeltür auf und sofort hob ein vielstimmiger Gesang an. Zwanzig Welpen in braunen Kutten bauten sich wie eine zu eng gepflanzte Allee vor ihnen auf. Ohne Ausnahme hatten sie sich bereits in Ekstase getanzt. Wütend schlugen ihre Handflächen auf die Trommeln vor ihren Bäuchen ein. Ba-Bomm , Ba-Bomm . Hin und wieder verrutschten ihre Kapuzen durch eine zu wilde Bewegung und gaben geschwärzte Gesichter frei, die wilde Grimassen schnitten. Ihre Zähne waren schwarz, sie hatten Kohle gekaut.
Birger Jacobsen lief ein Schauer über den Rücken. Die frostige Kälte kroch durch den Stoff seiner Robe. Oft schon hatte er an der Einführungszeremonie eines neuen Mysten teilgenommen, lange als Trommler, ein paarmal als Schreiber und neb , später als Wesir.
Auf einen synchronen Paukenschlag hin sprangen die Welpen zur Seite und gaben die Sicht auf den Tempel frei. Die Felsengrotte maß vierhundert Königsellen in der Länge und achtzig in der Breite, wie Birger Jacobsen wusste. Die Decke war vierzig Königsellen hoch, eine Höhle von gigantischen Ausmaßen, mitten in Manhattan. Die Indianer hatten sie als geheimen Rückzugsort genutzt, als die Holländer damit begannen, sie zu verjagen. Es hatte ihnen nichts genutzt, und längst waren die letzten Hinweise auf die Rothäute getilgt.
Fünfzig mal fünf Fackeln erhellten den Felsendom. An der Stirnseite unter einer riesigen Statue von Seth lag der Stein. Kein Findling wie in der Kammer, sondern ein mit primitiven Werkzeugen grob behauener Block Kalksandstein. Die ersten Siedler hatten ihn auf einem Segelschiff von Ägypten über das Meer hierhergebracht. Schwarze Punkte glänzten auf seiner Oberfläche, altes, verkrustetes Blut, in steten Tropfen aus ungezählten Wunden vergossen. Um den Stein herum stand eine starre, unbeirrbare Mahnwache, fünf Mumien in ihren geöffneten Holzsarkophagen, die Körper mit langen Stoffbahnen umwickelt, die ausgedörrten Gesichter freigelegt. Die zehn Lapislazuli in ihren Augenhöhlen blitzten im Licht der Flammen.
Der Rüde hatte sich zwischen ihnen vor dem Altar aufgebaut. Seine Kutte war aus braunrotem Samt, abgetragen, mit je fünf Streifen Fell an den beiden Oberarmen. Sein Gesicht verbarg er hinter einer eisernen Maske, auf dem Mund saß der kleine elektronische Kasten, der seine Stimme bis zur Unkenntlichkeit verzerrte.
Birger Jacobsen schätzte die Anwesenden auf zweihundert Personen, alle durch Kapuzen und die einheitliche Kleidung nicht zu identifizieren. Etwa achtzig Welpen waren darunter, ebenso viele Schreiber und rund fünfundzwanzig neb . Er konnte einen weiteren Wesir in der Menge ausmachen.
Als er mit Raúl Mendoza auf den Stein zuging, begannen die Trommeln wieder zu schlagen. Der Schall brach sich an den zerklüfteten Wänden und hallte wie Donnergrollen zurück. Der neb aus der Kammer mischte sich unter die Mysten, ein anderer löste ihn an der Seite des Neulings ab. Vor Tanaffus blieben sie stehen. Der Rüde breitete seine Arme aus, die Fingerspitzen zeigten zu Boden. Es wurde still.
»Ein Nichts ist gekommen, um zu werden!« Seine Stimme bahnte sich keuchend ihren Weg durch die Maske. »Zwei aus unserer Mitte glauben, das Nichts sei es wert, zu uns zu gehören!«
Birger Jacobsen schielte zu Mendoza. Der Nackte neben ihm zitterte am ganzen Leib. Einen Augenblick lang befürchtete er, der Mann würde die Prozedur nicht durchstehen können. Hatte er wirklich die Kraft?
»Ich bürge für ihn!«, antwortete er. Der neb tat dasselbe.
»Verbindet ihm die Augen, damit er sieht!«
Der neb , der oben in der Welt ein anerkannter Psychiater war, zog einen Stoffstreifen aus der Kutte und verband dem Neuling die Augen. Mendoza schluchzte.
»Der Weg zur Grube ist weit. Begleiten wir ihn!«
Birger Jacobsen nahm die fünfzackige Gabel, die an den Stein gelehnt war, und baute sich hinter Mendoza auf. Mit einem wuchtigen Stoß trieb er dem Mann die Spitzen in den Rücken.
Mendozas Aufschrei hätte Tote wecken können. Seine ganze Machtlosigkeit, seine Ergebenheit, seine Angst vor dem, was folgen sollte, schwang in dieser Klage mit. Hilflos stolperte er vorwärts.
Sofort drängten sich von allen Seiten die Mysten um ihn. Plötzlich trug jeder einen spitzen Stock, den er dem Neuling in die Seite rammen wollte, so wie er selbst gepeinigt worden war. Die Trommeln erstickten weitere Geräusche, aber Mendozas Lippen unter der Augenbinde waren weit aufgerissen.
Endlich hatte ihn
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