Die Rueckkehr des Daemons
unserem Leben dienen!«
Da trat ich aus meiner Höhle und lobte sie und versprach ein Fest zu feiern zu Ehren Seths. Fünf mal fünf Tage lang jagten die Rüden, und die Frauen sammelten ebenso lange die Früchte der Bäume. Aus den Samen der Gräser buken sie süße Fladen und dem Wasser des jotr’o mischten sie feine Kräuter bei, sodass es jedermann erfrischte.
Als der volle Mond stand, begannen sie zu tanzen. Es kamen so viele Völker und Sippen, dass das Land leer war von Menschen. Alle tanzten und trommelten und färbten sich die Zähne, denn das hatten sie von meinem Stamm gelernt. Als aber die sechste Morgenstunde anbrach, da verbrannte ich das Kümmelkraut und kaute die dicken Blätter des anderen Krauts und stieg auf das Standbild des Seth. Und da nannten mich die Menschen Seth-Seher, denn Seth kam aus der Unterwelt zu mir und nur ich konnte ihn sehen.
Da schloss ich die Augen und sah in die Savanne. Mir wuchsen Haare am ganzen Körper und Krallen aus meinen Fingern. Mein Rücken wurde krumm und die Schnauze lang und mein Speichel tropfte in Fäden auf sein Standbild.
»Du hast dein Versprechen gehalten«, bellte Seth. »Dein Volk und alle Völker verehren mich, wie kein Gott auf Erden verehrt wird. Dein Name ist Setepenseth , denn ich habe dich auserwählt.« Und ich war ehrlich stolz und alles war gut.
Da sprach Seth: »Heute bringt ihr mir Fleisch und frisches Wasser. Aber was ist morgen? Ihr sollt mich nicht vergessen, und darum werde ich ein Zeichen auf Erden lassen.« Und als Seth wieder in der Unterwelt verschwand, so nahm er einen Teil der Sonne mit als Zeichen seiner Macht und dass man ihn nicht vergesse. Es wurde kalt und finster. Die Menschen klagten und froren und fürchteten Seth. Alle warfen sich vor seinem Ebenbild in das Gras und beteten ihn an.
Menschenalter folgte auf Menschenalter. Tausend Jahre vergingen und noch mal tausend und noch fünf mal tausend. Alle Menschen lebten zum Wohlgefallen Seths und meine Macht war groß. Mein Herz schlug weiter, wie es mir Seth versprochen hatte.
Dann setzte ein großer Regen ein und als fünf mal hundert Jahre vergangen waren, hatten das Wasser und das Eis Seths Antlitz abgewaschen und sein Ebenbild war müde geworden.
Da trat ich aus meiner Höhle und verdunkelte den Himmel, denn das hatte ich von Seth gelernt. So sprach ich: »Ihr sollt Seth fürchten und ihr fürchtet ihn nicht!«
Die Völker aber antworteten: »Der Vater unseres Vatersvater erzählte eine Geschichte. Es gab eine Sonne am Himmel und sie war warm und es wuchsen süße Früchte überall und Tiere lebten, um gejagt zu werden. Seth hat sie vertrieben, wir ehren ihn nicht mehr!«
Zorn fuhr in mich und ich rief: »Eure Worte sind schlecht. Setepenseth befiehlt euch: Jeder Mann bringe seinen erstgeborenen Sohn und opfere ihn für Seth, sodass er die Worte vergesse!«
Als aber die Menschen kommen sollten, da lagen vor dem Standbild nur fünf mal fünf mal fünf Söhne. So verdunkelte ich den Himmel und schickte Blitze und Donner über das Land, denn das hatte ich von Seth gelernt.
Da aber rief einer: »Fremde Männer sind gekommen mit großen Bäumen über das Weltenmeer. Sie kennen nicht Seth, den Hund, und fürchten ihn nicht. Sie fürchten den mächtigen Falken, der über den Himmel wandert wie die Sonne. Er wird uns die Sonne zurückholen, und sein Name ist Horus .«
Ich rief meine Wildhunde zu mir und schickte sie über mein Land und sie rissen jeden Zweiten und alle starben jämmerlich. Aber die Menschen riefen wieder: »Wir fürchten dich nicht mehr, denn du bist Setepenseth und tust uns nicht wohl. Und jetzt soll Horus unser Gott sein, denn die fremden Männer loben ihn.«
Da verkroch ich mich in meine Höhle und sammelte Kraft für den Kampf, den ich kommen sah.
64. Kapitel
NYC , Bronx, 11. Oktober 2007, 8 Uhr 30
Von einem Flüstern wurde Sid am nächsten Morgen wach. Verwundert stellte er fest, dass er traumlos geschlafen hatte. Andererseits, wenn sich das eigene Leben zu einem einzigen Albtraum entwickelte, was blieb dann noch für die Nacht übrig? Als sich das Flüstern wiederholte, setzte er sich auf der Matratze auf. Sofort waren alle Nerven angespannt. Die letzten Tage hatten ihn gelehrt, dass einige Sekunden Vorsprung den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen konnten. Er sah sich um. Die Tür war zu, die Kommode stand unverrückt davor, aber Rascal fehlte.
Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Das Murmeln drang aus dem Badezimmer, Rascal
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