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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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Jacobsen, sondern die Dummheit anderer. Er hatte das Apartment von Theodorakis verlassen vorgefunden, dem sa war die Flucht gelungen.
    Zum Glück war es nicht weiter schwer gewesen, sich in den Jungen hineinzuversetzen. Einsam und von allen verraten blieb ihm nichts anderes übrig, als im Untergrund abzutauchen. Sids Untergrund war die South Bronx, ein rothaariges Mädchen seine Zuflucht.
    Vor dem Backsteingebäude blieb Birger Jacobsen stehen. Als er sich sicher war, nicht aus dunkelgeränderten Augen beobachtet zu werden, zog er den Flakon mit dem Eselskopf aus der Tasche und verschwand im Hausflur.
    Im dritten Stock legte er sein Ohr an die Tür. Durch das dicke, abgenutzte Holz hörte er eine bockige Stimme kreischen: God save the queen, she ain’t no human being. Eine knisternde Schallplatte. Der sa und das Mädchen waren zu Hause.
    Ruhig entkorkte er den Flakon, verrieb einige Tropfen auf seinem Handrücken und atmete tief durch. Jetzt musste jeder Handgriff sitzen, das Überraschungsmoment war auf seiner Seite. Hinter der Tür stand sicherlich wieder die alte Kommode, wie in der Nacht, als er sich das Buch von Nagy geholt hatte. Er hob seinen rechten Fuß, drückte seine Schuhsohle fest gegen das Holz und trat mit einem Ruck die Klinke nach unten. Leichter als erwartet flog die Tür auf.
    » Jo-Seth! «, brüllte er den Kids entgegen.
    Dann stockte er. Der Raum war leer. Nur auf dem Plattenteller drehte sich einsam eine schwarze Vinylscheibe. Auch im schäbigen Bad war niemand. Die Vögel waren ausgeflogen, er musste sie um wenige Minuten verpasst haben.
    Mit zuckendem Augenlid steckte Birger Jacobsen den Flakon in seine Tasche zurück und sah sich um. Seit seinem nächtlichen Besuch schien sich nichts verändert zu haben. Ein wackliger Tisch, eine Kommode, ein Stuhl, eine Matratze, eine kleine Kochstelle, ein Haufen getragener Kleider.
    Beim Anblick des zerknickten Sex-Pistols-Poster an der Wand schüttelte Birger Jacobsen verständnislos den Kopf. Wie konnte man sich selbst nur so hässlich machen? Diese Absurdität hatte ihn schon immer rasend gemacht. Gut aussehende junge Menschen, denen die Massen zujubelten, weil sie sich extra verunstalteten. Die den Zuspruch der Gesellschaft bekamen, weil sie deren Werte negierten. Er selbst war hässlich, sein vernarbtes Gesicht konnte kein noch so teurer Anzug kaschieren. Ihm jubelte niemand zu.
    Noch nicht.
    Dann sprang ihm das Notebook ins Auge. Leise pfiff er durch die Zähne. Seine Laune besserte sich schlagartig. Das teure Gerät passte in die Umgebung von Sperrmüllmöbeln wie ein goldener Kronleuchter.
    Peinlichst darauf bedacht, die Position des Rechners nicht zu verändern, schaltete er ihn an. Die Batterie am unteren Bildschirmrand blinkte verzweifelt, ein Kabel war nicht zu finden. »Scheiße!«, fluchte er in sich hinein. Er musste schnell sein.
    Eilig loggte er sich ins Internet ein. Im Verlaufsplan der letzten aufgerufenen Seiten wurde er schnell fündig. Nach mehreren Insidertipps über Erfolg versprechende Aktien der Nasdaq baute sich das Bild der Freiheitsstatue auf. Gebannt sog er die Informationen in sich auf und zog die logischen Schlüsse. Diese Kids waren nicht dumm! Das musste er neidlos anerkennen. Außerdem schienen sie Informationen von Nagy zu haben, die ihm bisher unbekannt waren.
    Sie versuchen die fehlenden Seiten aus dem Buch zu finden!, schoss es ihm durch den Kopf. Vielleicht wurden sie in diesem Moment fündig? Der Laptop piepte. Energiereserve 2%.
    Birger Jacobsen holte sein silbernes Zigarettenetui hervor und ließ es aufspringen. Lange starrte er das Kärtchen an, das ihm aus dem Buchdeckel entgegengefallen war. Er zweifelte nicht an der Richtigkeit von Nagys Recherche. Dieser Information jagte die halbe Welt hinterher. Und zusammen mit dem Wissen der beiden könnte sie ihn seinem Ziel ein Stückchen näher bringen. Er durfte die zwei nur nicht mehr aus den Augen verlieren. Mit einem letzten Fiepen machte der Computer auf die leere Batterie aufmerksam, dann wurde der Bildschirm schwarz.
    Birger Jacobsen wurde leicht ums Herz. Er wusste nun, was er zu tun hatte.
    Euphorisch verließ er die Wohnung. Der Hausflur war wie ausgestorben. Mit drei gezielten Tritten knackte er das Türschloss des Nachbarapartments. Von einer versifften Matratze starrte ihn ein wimmerndes Mädchen mit großen Augen an. Neben ihm am Boden gebrauchte Spritzen, verschimmelte Essensreste, verdreckte Kleidungsstücke. Verwahrlosung. Erinnerungen an sein

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